das Werk eine Arcade oder Bogenstellung. [Fig. 18]
99. Die Säulenweite (Intercolummnium) ist das Maaß des Abstandes der Axen zweyer neben einander gesetzten Säulen oder Pilastern, das ist, die Perpendicularlinie AB, welche von der Axe einer Säule CD bis zu der Axe einer anderen EF gezogen wird. [Fig. 17]
100. Alle Säulenweiten sollen gegen den Modul ihrer Säule eine geschickte Verhältniß haben (§. 16.).
101. Vitruvius (lib. 3. c. 2.) erzählet fünferley Säulenweiten, daraus der ganze Unterschied der Gebäude bey den Alten entstanden. Es waren nemlich ihre Säulenweiten 5, 6, 6, 8 und 10 Modul. Im ersten Falle hieß das Werk Pycnostylon, dicksäulig; im andern Systylon, nahesäulig; im dritten Eustylon, schönsäulig; im vierten Diastylon, weitsäulig; und endlich im fünften Araestylon, rarsäulig. Es ist aber in der Dorischen Ordnung bey Erwählung der Säulenweite sonderlich auf die Eintheilung der Triglyphen, und in den übrigen auf die Vertheilung der Kragsteine an dem Karniesse des Hauptgesimses fleißig Acht zu haben; massen jederzeit die Axe einer Säule mitten durch einen Triglyph und Kragstein gehen muß, weil beide Köpfe der Balken vorstellen. Eben so hat man bey der Säulenweite auf die Vertheilung der Kälberzähne in dem Karniesse des Hauptgesimses zu sehen. Es müssen aber in einer Colonnade die Säulen vor den Thüren weiter von einander gesetzet werden, als zu den Seiten.
102. Eine Bogenstellung zu zeichnen.
Christian Wolff: Auszug aus den Anfangs-Gründen aller Mathematischen Wissenschaften. Rengerische Buchhandlung, Halle 1772, Seite 662. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anfangsgr%C3%BCnde_der_Mathematik_III_662.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)