30. Denen, die unter den Tropicis liegen, kommet die Sonne einmal des Jahres über ihren Scheitel; denen in dem hitzigen, zweymal; denen ausserhalb den Tropicis in denen temperirten und kalten Strichen, niemals. Denn die Sonne gehet nicht über die Tropicos von dem Aequatore weg, und kommet in jeden des Jahres einmal (§. 49. Astron.); von den übrigen Tagecirculn aber durchschneidet ein jeder die Ecliptick in zwey Puncten.
31. Da nun die Sonnenstrahlen es wärmer machen, wenn sie perpendicular, als wenn sie schief auf die Erde fallen; so muß die Sonne in dem hitzigen Striche es wärmer machen, als in dem temperirten, und in den temperirten wärmer als in den kalten; ja in den temperirten und kalten muß sie wärmer scheinen, wenn sie in dem nächsten Tropico ist, als wenn sie sich in dem weitesten befindet.
32. Wenn die Sonne der Scheitel am nächsten ist, fänget sich der Sommer an; wenn sie am weitesten davon ist, der Winter; wenn sie nach dem Winter in den Aequatorem tritt, der Frühling; wenn sie nach dem Sommer hineinkommet, der Herbst.
33. Also ist in dem hitzigen Striche alle Jahr zweymal Sommer und einmal Winter; unter dem Aequatore zweymal Sommer und Winter;
Christian Wolff: Auszug aus den Anfangs-Gründen aller Mathematischen Wissenschaften. Rengerische Buchhandlung, Halle 1772, Seite 498. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anfangsgr%C3%BCnde_der_Mathematik_II_498.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)