48. Wenn ihr also die Mittagslinie findet (§. 27. Astron.); so könnet ihr die übrigen alle finden.
49. Man bedienet sich insgemein der Magnetnadel. Weil aber diese nicht genau Norden zeiget; so muß man erst ihre Abweichung oder Declination von der Mittagslinie observiren; welches geschiehet, wenn ihr sie über der Mittagslinie aufrichtet, und den Winkel, den sie mit ihr machet, anmerket. Es ist aber die Declination nicht einerley zu einer Zeit an allen Orten: ja in einem Orte ist sie veränderlich.
50. Eine Erdkugel zu verfertigen.
Weil auf der Erdkugel alle Circul beschrieben werden, die man sich an der Himmelskugel einbildet (§. 9.), und die Oerter auf ihre Fläche aus der gegebenen Länge und Breite eben so, wie die Sterne auf die Himmelskugel, aufgetragen werden, nur daß die Erdkugel in ihren beiden Polen eingehänget wird: so könnet ihr die Erdkugel auf eben eine solche Art, wie die Himmelskugel verfertigen. Nemlich:
1. Erwählet euch auf der Kugel zwey Puncte für die beiden Pole, und hänget sie an ihnen dergestalt in einen meßingenen etwas dicken und breiten Circul, dessen vier Quadranten in ihre 90° eingetheilet worden. Dieser stellet den Meridianum vor.
2. In der Weite von 90 Graden von dem Pole haltet an den Meridianum einen Stift, und beweget dadurch die Kugel; so wird der Aequator
Christian Wolff: Auszug aus den Anfangs-Gründen aller Mathematischen Wissenschaften. Rengerische Buchhandlung, Halle 1772, Seite 505. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anfangsgr%C3%BCnde_der_Mathematik_II_505.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)