Gräntzen ist. Anno 1647. giengen die Schwedischen / unterm General Major Axel Lilie bey Preßnitz in Böheim / hatten das vorgedachte Schloß Rothenhausen / so dem jüngst verstorbenen Feld-Marschalln Maratzini gehörig / erobert / und zogen ferner auff Brix. Siehe oben Commothau.
Ist eine vornehme Königs-Stadt an der Elb / in welche ein wenig oberhalb die Eger darein fällt. Ligt 4. Meilen von Prag: ist mit Weinwachs für andern Böhmischen Städten begnadet; und hat Käiser Rudolff der Erste / wegen seines Sterngelehrten / deß D. Johann Radiczky / von hier bürtig / ihr treffliche Freyheiten geben Boregk schreibet / sie seye / zun Zeiten Hertzog Ulrichs in Böheim / von den Versovitzen / so damals derselben Herren waren / umbmauret worden. Sie ist dem Käiser Sigismund / den die Böhmen nicht zu ihrem König haben wolten / unter allen Städten / am getreuesten gewesen / sagt Theobaldus im I. Theil vom Hussiten Krieg / am 178. Blat; der gleichwol auch folgendes anderswo hat; daß nemlich Leutmeritz Anno 1421. vom Zischka belägert / und der Berg vor der Stadt eingenommen worden; welcher aber von der Belägerung abziehen müssen; wiewol hernach den 29. May sich die Stadt freywillig den Pragern ergeben habe. Also ward Anno 1427. Leutmeritz / durch Auffgebung / von den Thaboriten eingenommen: Welches dann mit seiner Obern Meynung nicht übereinstimmet. So ist bekandt / wie treulich die beyde Städte Pilsen und Budweiß / es mit dem gedachten Käiser gehalten haben. Es hat ein Closter / zu S. Michael / und eins zu S. Jacob genant / allhie / wie in deß Caroli Carafae Germania sacra restaurata stehet / und gesagt wird / daß bey deß Käisers Ferdinandi II. Regirung / den Dominicanern zu S. Jacob / vermög der Käiserlichen Resolution, de dato 17. Augusti 1625. ausser deß Getreids / Wein und Holtz / noch zwey tausend Thaler / seyen verordnet worden. Anno 1432. hat das Wasser zu Leutmeritz / im Sommer / grossen Schaden gethan. Anno 1511. den 26. Mertz / ist ein solches Erdbeben allhie gewesen / daß durch Erschütteln deß Thurns / die Glocken angeschlagen haben / und das eisern Creutz von der Spitz herab gefallen ist. Die Burger seyn alle auß der Stadt entloffen. Anno 1639. haben sich die Schwedischen dieser damals unbesetzten Stadt zeitlich bemächtiget. Anno 1640. wurde sie von ihnen außgeplündert; aber erst im Mertz gar verlassen; da der General Banner seinen Wirth / den Primas / oder Obersten der Stadt / neben denen Vornehmsten / und wer sonsten mitlauffen wollen / mitgenommen hat. Er Banner hatte / im Leutmeritzer Cräiß / oder Litomerizky Krag / so von dieser Stadt den Namen / eben sowol / als zuvor im Satzer Cräiß beschehen war / gesenget und gebrennet. Und als ihme über der Tafel / daß die Käiserlichen gar übel darvon urtheileten / gesagt ward; hat er geantwortet / er müste selbsten bekennen / daß es unchristlich wäre. Er ließ es aber denselbigen / der es ihn geheissen / verantworten: Er hatte sich auch / deß nicht-Standhaltens / und nicht-Schlagens halben / entschuldigt / und daß er dessen von der Cron Schweden keinen / aber wol sich in seinem Vortheil zu halten / Befehl hätte / vermeldet; wie hievon in dem vierten Theil deß Theatri Europaei, fol. 103. 108. sonderlich 381. seq. mit mehrerm zu lesen ist. Anno 1645. im Christmonat / ward Leutmeritz von denen Schwedischen wieder eingenommen / und allda über die Elb / ein Eyß- und Bock-Brücke gemacht. In der Stadt haben sie viel Getreid und Wein bekommen.
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_079.jpg&oldid=- (Version vom 19.2.2017)