Eine Stadt / nahend bey den Mährischen Gräntzen / im Chrudimer Cräiß / bey einem Walde / unfern von Lands-Cron / Maut oder Hohemauth / und der Böhmischen Trieba / oder Trzebowa Czeska / gelegen. Zu deß Königs Uladislai in Böheim Zeiten / bauete Bischoff Heinrich von Olmütz allhie ein Closter / wie er dergleichen in Orient gesehen hatte / und nennete es / weil es mit der Gelegenheit deß Oelbergs im Morgenland überein traff / den Oelberg / wie Boregk am 150. Blat meldet: der auch am 440. Blat saget / daß / im Hussiten Krieg / die Thaboriten die Stadt Litomißl angriffen / welche die Prager dem Bischoff allhie genommen / und dieselbe unter ihren Gehorsam gebracht hätten. Theobaldus aber schreibet im I. Theil / am 58. Capitel / und 233. Blat / von diesem Handel also: Die Prager werden mit den Waysen uneins. Die Waysen ruckten Anno 1425. vor Litomißl / welche Stadt die Prager besetzt hatten / und sich solcher angemast / weil sie vorzeiten zu dem Prager Bisthum gehört. Da sie frühe vor die Stadt kamen / stürmeten sie von stund an / und ob sich wol die Bürgerschafft / neben der Besatzung / mannlich wehrete / wurden sie doch übermannet / und gezwungen / daß sie die Stadt auffgaben / welche die Waysen gantz geschleifft haben. Von dannen zogen sie ihren Brüdern den Thaboriten zu Hülff / so die Stadt Swietla belägert / gewonnen und vebrant: und so viel sagt Theobaldus. Käiser Carl der Vierte hat allhie ein Bisthum auß dem Prämonstratenser Closter / Anno 1344. gemacht / so Episcopatus Luthomislensis genant / und dem Ertz-Bischoff zu Prag unterwürffig gemacht / auch Anno 1348. bestätiget worden ist. Seinen Sitz hatte der Bischoff allhie im Schloß / und gehörten ihme die Städte Luthomislia, oder dieses Leutomyssl und Tauchowitz / oder Tochowitz / in der Mährischen Nachbarschafft. Der erste Bischoff hieß Johannes, deß Käisers Reichs-Hof-Canzlar. Es hat aber solches Bisthum nicht gantzer 80. Jahr gewähret. Dann vom Procopio Minore, (der Waysen Obristen) Schloß und Stadt / Anno 1425. (wie oben gesagt) eingenommen / und das Bisthum abgethan worden ist / schreibet Melchior Goldastus lib. 5. de Bohemiae Regni, incorporatarumque Provinciarum Juribus ac Privilegiis, etc. cap. 7. Es mag aber wol in Neulichkeit dieses Bisthum wieder allhie auffgerichtet worden seyn; weiln Käiser Ferdinand der Ander / zu Auffrichtung vier Bisthümer in Böheim / die Notturfft verordnet hat; wie Lamormaini, von dieses Käisers Tugenden / am 25. Capitel schreibet. Siehe aber unten das Ende der Beschreibung Prag. Anno 1645. nahm der Schwedische Feld-Marschall Torstensohn / von Brinn auß Mähren / seinen Weg auff Stein / Wustig und Meißlin / welche Plätze / wie der Autor deß Tomi 5. Theatri Europaei, fol. 922. berichtet / am Gebürg gelegen; und ferners hieher auff Leutmissel und Pardowitz.
Es hat dieses Städtlein vorhin zur Herrschafft Hummel gehöret; wie man dann noch alte Sachen / zwischen Levin und Reinhertz / vom Schloß Hummeln siehet. M. Georgius Aelurius, in der Glatzischen Chronik / sagt / daß dieses Städtlein (so gleichwol keine Mauren) allbereit in der Grafschafft Glatz lige / und seye berühmt / wegen der guten Löffel / so da gemacht werden / und daß er viermal in einem Kirschkern 12. Dutzet Löffel gesehen / welche allhie seyen gearbeitet worden. Hagegk schreibet / in seiner Böhmischen Chronik / part. 1. fol. 419. b. daß Anno 1345. eine Zauberin / eines Haffners Weib / im Städtlein Levin / eines jählingen Todes gestorben / und auff einen Scheidweg begraben worden / seye aber vielen Leuten in mancherley / auch Viehe Gestalt / erschienen / und hab etliche umgebracht. Als
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_080.jpg&oldid=- (Version vom 19.2.2017)