Dieses ist eine der Königin Städte in Böheim / 4. Meilen von Prag / und an der Elb gelegen / daselbsten nahend die Muldau / so durch Prag rinnet / in solche kompt. Boregk sagt / daß Melnick vorzeiten Bizen geheissen / und eigene Grafen gehabt habe. Anno 1432. hat das Wasser allhie grossen Schaden gethan. Den 12. Wintermonats / deß 1475. Jahrs / ist die Königin Johanna / Königs Georgii Wittib / ein geborne Herrin von Rosmytal (die theils unrecht von Wartenberg nennen) eine eyfferige Liebhaberin der Hussitischen Lehr und Bekäntnuß / allhie zu Melnick / auff ihren Königlichen Gütern / gestorben / und in der Kirchen daselbst begraben worden. Anno 1640. haben die Schwedischen hierumb gar übel gehauset / auch die Stadt Melnick außgeplündert. Bey ihres Generalen / deß Banners Abzug auß Böheim / waren die Strassen sehr tieff / deßwegen er bey Melnick sieben Stück Geschützes / mit vieler Munition / hat stehen / und versencken lassen müssen. Anno 1643. im Brachmonat / ist Melnick von den Schwedisch-Torstensohnischen / so kurtz zuvor diesen Ort mit Beding einbekommen hatten / wieder verlassen / und die Mauren zum theil nidergerissen worden. Anno 1645. nahmen sie / die Schwedischen / Melnick wieder ein.
Von dem obbesagten Wasser der Elb schreibet Schickfusius, im 4. Buch seiner Schlesischen Chronick / im 4. Capitel / unter andern / also: Die Elb entspringt in Schlesien / auff der Mehdel / deß Nevorischen Gebürgs / zwischen zweyen hohen trefflichen Bergen / deren einer die Schneeklippe / in Böheim / der ander in Schlesien ist. Sie kommet aber her / auß eylff Brunnen / deren der erste ist der Elbbrunn / Weißbrunn und Mehdelbrunn. Die eylff Flüßlein kommen alle zusammen oberhalb der grossen Clausen / da man das Wasser zur Holtz-Flösse samlet / nicht weit von der berühmten SilberZeche / S. Peter genant / da ist gegen Morgen der Teuffelsgrund / darein die Elb nicht komt; sintemal der Elb- oder Weißbrunne / sein eigenes Thal gegen dem Abend nimt / welcher der Elbgrund genennet wird. Diese beyde Teuffels- und Elbgründe stossen zusammen ohngefehr 4. Büchsenschüsse von obgenanter S. Peter-Zechen / nicht weit von der alten Clausen. Auß denselben Clausen-Graben gehet der rechte Elb-Strohm / von dem Hohen-Elben Eisen-Bergwerck (Altenberg genant) unten fürüber / nimt etliche Gebürg-Wasser an sich / biß auff das Städtlein Hohen-Elbe / von dannen fleußt sie auff Pelsdorff / Münchsdörfflein / und das alte Closter S. Procopii, und also fortan auff Jaromir / und andere Böhmische Oerter.
Diese Königs-Stadt ligt gegen der Ober-Pfaltz / nahend Wolckstein / Tauschkow ob der Mieß / Statz / Prostiborz / (so in den Land-Tafeln alle für Städtlein gesetzt werden) und dem Closter Kladra / an der Mies. Boregk sagt / in seiner Böhmischen Chronik / am 142. Blat / hievon also: Hertzog Sobieslaus richtete die Stadt Tauchau wieder an / und bauete ein neue Stadt / welche er von dem Wasser / so vorüber fleust / die Myse nennete. Etliche schreiben / daß solches Anno 1131. geschehen seye. Und am 384. Blat meldet er also: Vor Mysa lägerten sich Anno 1431. die Teutschen drey Heer / flohen aber / ehe sie der Böhmen ansichtig wurden / und zogen nach Tachau / 6. Meilen Wegs von Tust / und 3. Meilen von der Myse / gelegen / und liessen daselbst ihre Kriegs-Rüstung / samt dem Raub: die Hussiten eroberten Tachau / und kriegten die grosse Stück. Biß hieher dieser. Theobaldus aber schreibet im ersten Theil vom Hussiten Krieg / im 60. Capitel / mit diesen Worten: Mieß / die Stadt / wird
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_083.jpg&oldid=- (Version vom 6.2.2020)