Eine Stadt gegen Mähren in dem Bechyner Cräiß. Es ist auch ein Ort dieses Namens im Chrudimer Cräiß / nahend desselben Hauptstadt; deren eines der Feld-Marschall Piccolomini Anno 1640. erobert; und der Schwedische Feld-Marschall Torstensohn Anno 45. biß auff 36. Häuser / zusampt deß Schlosses Vorhof / verbrant; aber dem Schloß nichts angewonnen hat; wie in einer Relation stehet. In Tomo 5. Theatri Europaei wird fol. 922. b. gesagt / daß Torstensohn / auff dem Zug auß Mähren / von Leutmissel / gen Parduwitz kommen / habe / durch eingeworffene Feuer-Kugeln / eine Seiten der Stadt in brand gesteckt / seye auch im Schloß ein Gebäu in brand kommen / aber wieder gelöscht worden. Und gleich darauff fol. 923. a. stehet / er habe die Stadt in brand gesteckt / und auff das Schloß / so recht vest / über 300. Canon-Schüß gethan: aber der Commendant hätte sich wol gehalten / und vom Feind ziemlich viel ruinirt. Welches dann / den Umständen nach / das oben angedeute erste Parduwitz seyn wird.
An der Döpel / im Elnbogener Cräiß / 2. grosse Meilen vom Carlsbad gelegen / ist ein Städtlein / und überauß herrlich Schloß. Das Städtlein hat zu bauen angefangen / Herr Slacko von Risenberg / das Schloß hat erneuert und gezieret / Herr Hanß Pflug / Böhmischer Canzlar / und über die Teutschen Lehen Obrister Hauptmann / welcher verschieden Anno 1537. am 14. Tag Augusti / und zu Prag in S. Wentzels Kirchen begraben worden ist. Hat noch Anno 1547. Herrn Casparn Pflugen gehört / in welchem Jahr seine Güter confiscirt worden seyn. Siehe unten Schlackenwald.
Vom Hageco Pelzrzimow / von einem andern Pelhrzimow genant / ist ein Städtlein gegen Oesterreich gelegen / das Anno 1618. umb den Anfang deß Böhmischen Kriegs / der Käiserliche Obrist Graf Tampier / durch Vergleich / eingenommen und besetzt hat. Anno 1645. sollen es die Schwedischen außgeplündert haben.
Diß ist eine schöne und berühmte Königs-Stadt / gegen der Ober-Pfaltz / und auff Bäyern zu / zwischen zweyen Wassern / der Myza und Watto / so zu nächst unter der Stadt zusammen kommen / gelegen. Gegen Abend / und Mittag / ist sie mit einem Wall / und tieffen Graben / befriediget; am Graben ist die Mauer mit Thürnen und Streichwehren versehen; hat dabeneben einen felsigen Grund / daß man mit untergraben fast nichts fruchtbarliches richten kan: So ist der Zwinger noch höher / als der Wall am Graben / erschüttet / und an den Häusern ist gleich ein neue Mauer. Die Stadt ist an Gassen so abgetheilet / daß / so ein muthiges Volck darinnen / wann schon die halbe Stadt eingenommen wäre / man sich dannoch wehren könte. Sie hatte schöne Vorstädte / so aber / vor der Belägerung im Jahr 1618. von ihres Hauptmanns Felix Dornhans Soldaten selbst / biß auff eine / abgebrant worden. Und hatten solche auch ihre Thoren. Sonsten seyn allhie diese Stadt-Thor / das Prager / Nürnberger oder Schorner / das kleine oder Mühl-Thor / und das Liditzer
Matthäus Merian: Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1650, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bohemiae_Moraviae_et_Silesiae_(Merian)_090.jpg&oldid=- (Version vom 21.5.2018)