vnd Könige / als auch andere berühmte Helden / so dem gantzen Römischen Reiche / durch Krieg vnd Fried / offtmals auff die Beine / vnd zum Wolstand / in gefährlichen Zeiten / vnd beschwerlichen Zufällen / wieder geholffen / entsprossen. Es hat sich auch dasselbige von viel hundert Jahren her / mit Keyserlichen / Königlichen / Chur- vnd Fürstlichen / auch andern hohen Familien befreundet / vnd ist also vnter den ältisten vnd Edelsten Geschlechte im Römischen Reiche vnlaugbar zu zehlen / wie solches auß denen Historicis vnd Genealogicis gnugsam kund vnd offenbar ist.
Man hat auch dem Leser zu einer kurtzen Summarischen Nachricht / die hierunter folgende Geschlecht-Tafel vnd Stammbaum herbey setzen / vnd darinnen sonderlich die Regierenden Herren / vnd die Männliche descendentes andeuten wollen.
Das Hertzogthumb Lüneburg hat seinen jetzigen Namen bekommen / nicht eben / wie ins gemein davor gehalten wird / von seiner HauptStatt Lüneburg / sondern vielmehr eigentlich von seinen Regenten vnd Landesherren / die es innen gehabt. Dann / wie auß den Historien bekant / hat Hertzog Herman Billing zu Sachsen / das Schloß auff dem Kalckberge erbawet / welches Lüneburg geheissen worden. Von selbigem Schlosse / vnd dessen Zubehörungen / haben sich bemeldetes Hertzog Hermannen Nachkommen / ehe die Statt gebawet / Dominos de Luneburg, Herren zu Lüneburg genant / vnd ist ihr erblich Eigenthumb gewesen / biß im Jahr 1235. Hertzog Otto das Kind / dasselbe / sampt andern seinen Landen / die damals noch vnter dem Nahmen deß Hertzogthumbs Sachsen begriffen gewesen / von Keyser Friederich dem Andern zu Lehen empfangen / vnd zugleich mit dem Titul vnd Nahmen eines Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg begabet worden. Daher dann kommen / daß die Lande / welche sonsten Sachsen genant / diesen eigenen Nahmen deß Hertzogthumbs Braunschweig vnd Lüneburg empfangen. In dem über solche Belehnung auffgerichteten Lehenbriefe / wird Lüneburg nur ein Castrum cum pertinentiis, ein Schloß oder Burg / mit seinen Zubehörungen / genennet / daß also damals von der Statt noch wenig verhanden gewesen / wie in Beschreibung solcher Statt mit mehrem soll gemeldet werden / vnd jetzo nur zum Beweißthumb dessen / daß das Land von derselben eigentlich nicht benambset worden / angezogen.
Seine Gräntzen / damit es vmbgeben / seyn heutiges Tages gegen der Sonnen Auffgang / das Fürstenthumb Mecklenburg / die Marck Brandenburg / das Ertzstifft Magdeburg / daselbst / wie auch ferner gegen Mittag / stosset es an das Fürstenthumb Braunschweig / Wolffenbüttelischen theils / Stifft Hildeßheim / vnd Fürstenthumb Calenberg. Gegen Niedergang ist gelegen die Graffschafft Hoya / vnd die Hertzogthümber Verden vnd Bremen. Gegen Mitternacht hat es die Graffschafft Pinnenberg / der Stätte Lübeck vnd Hamburg Gebiete / vnd das Fürstenthumb Sachsen-Lawenburg.
Das gantze Fürstenthumb ist in verschiedene Aempter / damit es desto bequemer verwaltet werden könne / abgetheilet / deren etliche wiederumb in vnterschiedliche Voigteyen vertheilet seyn.
Belangend die Einwohner dieses Landes / ist davon allbereit hieroben Meldung
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_020.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)