der Altenaw erlegene Silber- Bley- vnd Kupffer-Bergwerck / bald hernach vnd ohngefehr für 65. Jahren / wieder vffgenommen / vnd gebawet worden / davon dann vermuhtlich die Häuser von Tage zu Tage sich vermehret / also / daß weyland I. Fürstl. Gn. Hertzog Wolffgang zu Braunschweig / Grubenhagen / Richter vnd Schöppen allhie bestellen lassen / auch folgendes / wie I. Fürstl. Gn. Hertzog Christian / erwöhlter Bischoff deß Stiffts Minden / Hertzog zu Braunschweig vnd Lüneburg / hochseel. Angedenckens / die Regierung angetretten / haben hochermelt I. Fürstl. Gn. in anno 1617. diesen Ort mit Statt-Gerechtigkeit / vnd Confirmirung deren Berg-Privilegien / sampt dem Insiegel vnd Brawwerck / begnadet vnd angesehen. Dieses Bergstättlein ligt fast mitten im wilden Hartze / als 2. Meil weges von Brakenberg / 2. Meil von Osterode / 2. Meil von Goßlar / vnd 2. Meil von der Hartzburg / hat nichts fruchtbares / als Wiesenwachs / hat vmb sich her eitel hohe Berge / als den Rotenberg / Dieterichsberg / Schwartzenberg / Mühlberg / vnd ligt etwa eine Stunde davon der Bruchberg / welcher mehrentheils eitel Moraß / vnd weit vnd breit begriffen hat / vornemblich vff der Höhe daselbst / etliche grosse morastige Sümpffe / den Teichen nicht vngleich. An diesem Berg entspringet ein Wasser / die Ocker / fleusst durch die Altenaw / vnd ferner nach Wolffenbüttel vnd Braunschweig / Sonsten fleusst noch ein Wasser an der Altenaw herunter / so die Altenaw oder das Grentzwasser genant / entspringet auß dem Knapenstollen / vnter der Wolffeswarth / welches ein hoher Steinhauffe ist / vnd weit vnd breit kan gesehen werden / vnd mag vielleicht diß Bergstättlein den Nahmen daran haben. Es fliessen auch noch ohne das kurtz vnter der Altenaw / 2. Wasser in die Ocker / als der Gerlachsbach / vnd Rotenbach / vnd etwa ein Viertelstunde weges an der Ocker hinunter / liget eine Schmeltz- vnd Silberhütte / woselbst die Claußthalischen Ertzte theils mit zu gute gemachet werden.
Die Bürgerliche Handthierung ist vnd bestehet an Köhlern / Holtz- vnd Waldleuten / wie auch Hütten-Arbeitern / als Brennern / Schmeltzern / Silberabtreibern / vnd Fuhrleuten / welche dann allesampt zu der gnädigen Herrschafft Berg- vnd Hüttenwerck bedient seyn. Die Kirche allhie ist für vngefehr 60. Jahren erbawet / als das Bergwerck / wie obgemelt / wieder vffgenommen / vnd von Jahren zu Jahren verbessert.
Das jetzige Fürstliche Lüneburgische Ampthauß Altenstatt / ist vor Jahren ein Münch-Closter / Cistercienser-Ordens gewesen / von weyland Herrn Bruno / Bischoffen zu Verden / vnd Hertzogen zu Sachsen / so hernacher Papst zu Rom / vnd Georgius der Fünffte geheissen worden / circa Annum Christi 960. zu Ehren der Jungfrawen Mariae / fundiret vnd gebawet / vnd anfangs Vlsen denominiret vnd geheissen worden / Allermassen davon folgende Monumenta vnd Nachrichtung in deß Stiffts Thumbkirchen zu besagten Verden / auff heutige Stunde angezeichnet zu befinden / deren formalia also lauten:
Episcopus Verdensis BRVNO,
Dux Saxoniae et Sueviae eligitur Anno 960. Papa Gregorius.
Worunter nachgesetzte Lateinische vnd Teutsche Versiculi zu befinden /
Contulit iste suum sacros patrimonium ad usus,
Coenobiumque ULSEN Mariae fundavit honori,
Ex hoc pontificem Romanum tertius Otto,
Fecit ut ejus ope acciperent Septem. viri honores.
Das Closter Vlsen thät Er bawen /
Von Seim zu Ehren seiner Frawen /
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_052.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)