damit das Fewr in voller Gluet bleibe. Der dritte / welcher das Glaß auß den Häfen herauß langet / so viel als zu einer Taffeln gehöret / wird genant der Kessel-Junge / Der vierdte / welchem der Kessel-Junge das Glaß praesentiret / ist der Vffbläser / vnd dieser muß das Glaß / oder vielmehr die Materie hoel blasen. Der fünffte ist der Wircker / welcher das Glaß mit einem Instrument zu seiner volkkommenen länge recket / vnd ihme seine rechte weite oder grösse gibet. Der sechste ist der Strecker / dieser spaltet das Glaß / so noch wie eine Röhre / welches vermittelst eines einigen Wassertröpfleins geschiehet / breitet es darauff von einander / machet es platt vnd breit / vnd setzet es in den Kühlofen / daß es erkalte / vnd alsdann seine endliche richtige maß überkomme. Das Glaß wird in grosser menge binnen Landes verkaufft / das meiste aber ausserhalb / nacher Bremen / Ambsterdam vnd Holland / auch von dannen in weit andere Länder verfahren.
Vnfern diesen Glasehütten / forne im Ackenhäuser Holtze / befindet sich eine verwüstete Capelle / zu S. Lorentz genant / wie imgleichen auch eine Clauß / im Schlechterbusch / nahend Delligsen / woselbsten sonderbare Walfahrten von den Alten verrichtet / vnd von gebrechlichen Leuten allerhand Opffer gebracht worden / Inmassen dann solches noch bey Menschen gedencken geschehen / vnd nach deme die Capelle vnd Clauß niedergerissen / vff der Stelle / an den Büschen vnd Bracken / zum offtern Flachs / Wolle / Wachs / vnd dergleichen Opffer gefunden worden / Wie dann auch dieser Walfahrt halben bey der Kirchen zu Deselitzen ein Ablaßbrieff / so in anno 1391. in die Beati Severi, von dem damahligen Bischoff zu Hildesheim Gerhardo gegeben / verhanden.
Am ende deß Hilßes / nahend am Duierwalde / befindet sich ein hoher vnd kahler Berg / wird genant vff den Blossen-Zellen / woruff dem Vorgeben vnd Einbilden nach / die Hexen in der Walpurgis-Nacht / gleich wie auff dem Brockenberge am Hartze / ihre Täntze halten sollen. Die Einwohner deß Ampts gebrauchen sich deß Ackerbawes / vnd suchen daher ihre Nahrung.
Ist ein Fürstlich Calenbergisch Ampthauß / ehemals zur Graffschafft Homburg gehörig / an einem gar lustigen Orte / eine Meile über der Statt Hameln erbawet / streichet der Weserstrom an der Ostseiten hart daran herunter / vnd hat ein fein Flecken an sich / nach dem Westen aber ein herrlich außträchtig Kornfeld vnd Awen / besser hin fruchtbare Eichen vnd Büchenwälder / vnd sonst alles / was zu guter Haußhaltung bequem vnd nöhtig ist.
Ist ein Fürstlich Calenbergisch Ampthauß vnd Statt / hat seinen Nahmen von dem daselbst vor dem Stättlein vnferne springenden Hallerbrunnen / zwischen hohen Bergen / drey Meil von der Statt Hannover / vff dem Wege nacher der Statt Hameln gelegen / ist vor Zeiten dem Graffen zu Hallermund zuständig gewesen / mit solcher Graffschafft aber an das Fürstl. Hauß Braunschweig Lüneburg / vnter Hertzog Wilhelm dem Eltern / vmb das Jahr Christi 1435. kommen / soll mit Mauren vnd Thürnen wol seyn verwahret gewesen / aber bey den vielfaltigen Kriegen sehr abkommen; auch weil es viel Fewersbrunsten
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_143.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)