Zum Inhalt springen

Seite:Braunschweig Lüneburg (Merian) 143.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

damit das Fewr in voller Gluet bleibe. Der dritte / welcher das Glaß auß den Häfen herauß langet / so viel als zu einer Taffeln gehöret / wird genant der Kessel-Junge / Der vierdte / welchem der Kessel-Junge das Glaß praesentiret / ist der Vffbläser / vnd dieser muß das Glaß / oder vielmehr die Materie hoel blasen. Der fünffte ist der Wircker / welcher das Glaß mit einem Instrument zu seiner volkkommenen länge recket / vnd ihme seine rechte weite oder grösse gibet. Der sechste ist der Strecker / dieser spaltet das Glaß / so noch wie eine Röhre / welches vermittelst eines einigen Wassertröpfleins geschiehet / breitet es darauff von einander / machet es platt vnd breit / vnd setzet es in den Kühlofen / daß es erkalte / vnd alsdann seine endliche richtige maß überkomme. Das Glaß wird in grosser menge binnen Landes verkaufft / das meiste aber ausserhalb / nacher Bremen / Ambsterdam vnd Holland / auch von dannen in weit andere Länder verfahren.

Vnfern diesen Glasehütten / forne im Ackenhäuser Holtze / befindet sich eine verwüstete Capelle / zu S. Lorentz genant / wie imgleichen auch eine Clauß / im Schlechterbusch / nahend Delligsen / woselbsten sonderbare Walfahrten von den Alten verrichtet / vnd von gebrechlichen Leuten allerhand Opffer gebracht worden / Inmassen dann solches noch bey Menschen gedencken geschehen / vnd nach deme die Capelle vnd Clauß niedergerissen / vff der Stelle / an den Büschen vnd Bracken / zum offtern Flachs / Wolle / Wachs / vnd dergleichen Opffer gefunden worden / Wie dann auch dieser Walfahrt halben bey der Kirchen zu Deselitzen ein Ablaßbrieff / so in anno 1391. in die Beati Severi, von dem damahligen Bischoff zu Hildesheim Gerhardo gegeben / verhanden.

Am ende deß Hilßes / nahend am Duierwalde / befindet sich ein hoher vnd kahler Berg / wird genant vff den Blossen-Zellen / woruff dem Vorgeben vnd Einbilden nach / die Hexen in der Walpurgis-Nacht / gleich wie auff dem Brockenberge am Hartze / ihre Täntze halten sollen. Die Einwohner deß Ampts gebrauchen sich deß Ackerbawes / vnd suchen daher ihre Nahrung.


Grohnde.

Ist ein Fürstlich Calenbergisch Ampthauß / ehemals zur Graffschafft Homburg gehörig / an einem gar lustigen Orte / eine Meile über der Statt Hameln erbawet / streichet der Weserstrom an der Ostseiten hart daran herunter / vnd hat ein fein Flecken an sich / nach dem Westen aber ein herrlich außträchtig Kornfeld vnd Awen / besser hin fruchtbare Eichen vnd Büchenwälder / vnd sonst alles / was zu guter Haußhaltung bequem vnd nöhtig ist.


Hallerspring.

Ist ein Fürstlich Calenbergisch Ampthauß vnd Statt / hat seinen Nahmen von dem daselbst vor dem Stättlein vnferne springenden Hallerbrunnen / zwischen hohen Bergen / drey Meil von der Statt Hannover / vff dem Wege nacher der Statt Hameln gelegen / ist vor Zeiten dem Graffen zu Hallermund zuständig gewesen / mit solcher Graffschafft aber an das Fürstl. Hauß Braunschweig Lüneburg / vnter Hertzog Wilhelm dem Eltern / vmb das Jahr Christi 1435. kommen / soll mit Mauren vnd Thürnen wol seyn verwahret gewesen / aber bey den vielfaltigen Kriegen sehr abkommen; auch weil es viel Fewersbrunsten

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_143.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)
OSZAR »