nach einander außgestanden / ist die meiste Nachricht davon mit vffgangen / hat vmb sich guten Ackerbaw / fruchtbare Mastholtzung / Weide vnd Trifften / nehret sich auch deß Bier vnd Brühan brauens.
Die Statt Hameln / zum Fürstenthumb Calenberg gehörig / hat für viel vnd langen Jahren ihren Vrsprung genommen / dann als Wetekindi, deß Königs der Sachsen / naher Blutsverwandter / Bernhard / Graff zu Angarien / sampt seiner Gemahlin / Gräfin Christina / so durch S. Bonifacium zum Christlichen Glauben bekehret seyn sollen / das bey der Hamelaw gestandene Götzenhauß Jovis zerstöret / vnd an dessen statt die Münster oder Stiffts S. Bonifacii Kirche / worin noch anjetzo vnter einem Probst vnd Decano, ein Collegium Canonicorum, Augspurgischer Confession zugethan sich befindet / im Jahr Christi 712. gebawet / dieselbe auch / zusampt dem domals dabey ligenden Meyerhoff / dem Stifft Fulda verehret / ist solche Donation von dem Keyser Carolo Magno nachgehends bestättiget / vnd der Meyerhoff bey der Hamelaw / wegen erbaweter Collegiat-Kirchen / mit der Zeit Volckreich worden / so / daß auß denen da herumb ligenden zehen Dörffern die Statt Hameln erbawet / vnd von ihren (domahligen) Herrn mit Freyheiten begnadet worden. In selbiger Kirche / hinter dem Altar / findet man in einem Stein gehauen diese Wort: Bernhardus Comes, Christina Comitissa Regni Angariae de Osten fundarunt hanc Ecclesiam: womit auch diese zwey alte Verß überein stimmen:
Septingentenis annis Domini duodenis
Conditur in densis Ecclesia tunc Hamelensis.
Als nun die Statt Hameln von Jahren zu Jahren zugenommen / hat der Zeitliche Abbt von Fulda / Anno 1259. dieselbe wider dero Einwohner Willen / Bischoff Wedekindo zu Minden zu verkauffen sich vnterfangen / wie aber der Bischoff die Statt mit Gewalt ihm vnterwürffig machen wollen / hat dieselbe sich vnter Hertzog Albertum M. zu Braunschweig vnd Lüneburg / als ihren Landesfürsten vnd Erbherrn begeben / welcher sich deren Fürstlich angenommen / vnd alle derselbigen Jura confirmiret / gestalt dann die in der Regierung folgende Herren Hertzogen dieser ihrer Erbstatt ihre Jura vnd privilegia ad tenorem confirmationis Ducis Alberti bestättiget.
Es ligt diese Statt bey nahe am ende deß Fürstenthumbs Braunschweig / vnd ist gleichsam ein Schlüssel zu selbigem Fürstenthumb / die Weser fliesset nahe an der einen seite Westenwerts / über der Weser gibt es viel wolgelegene Gärten / Weide / Acker vnd Holtzungen.
Der Fluß die Hammel (davon die Statt den Nahmen hat) fliesset auff der andern seiten / Südenwerts / fürm Mühlenthor über / in den Weserstrom / theilet sich aber bey jetztgemelter Statt Thor / vnd gehet der eine Arm zwischen dem Wall vnd Mauren durch / treibet daselbst eine schöne Mühle. Vff dieser seiten nach dem Osten ist die Statt gleichfalls mit vielen Gärten / Awen / saadigen Aeckern / Hügeln vnd Bergen vmbgeben / dahero die Einwohner dem Garten vnd Feldbaw fleissig obligen / vnd davon guten theils ihre Nahrung suchen.
Es seynd auch in der Statt allerhand Handwercker / Aempter vnd Innungen / vnd werden allda vff der Weser die Korn- vnd andere nutzbare Handlungen / vermittels der Schifffahrt getrieben.
Die Festung dieser Statt wird vnter die fürnehmsten deß Fürstenthumbs mit gezehlet / gestalt sie mit breiten tieffen Wassergraben / guten Wällen / Bollwercken / starcken vnd mit vielen Thürnen wolerbawten Mauren / vnd herrlichen Aussenwercken
Matthäus Merian: Topographia Braunschweig Lüneburg. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1654/1658, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Braunschweig_L%C3%BCneburg_(Merian)_144.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)