Zwischen zwei Feuern, der Sonne und Erde, verwunschen irren wir ewig.
Aus des Lebens durstigen Wurzeln stiegen wir auf zu ätherischen Halmen,
Zu prangenden Blüten, gepackt vom Krampfe schmerzlicher Sehnsucht,
Durch Ströme von Nummilitenmeeren, durch diluvialer Urwälder Dunkel,
Durch Höhlen, wo der Mensch, des Tieres mystischer Bruder, künft’ger Befreier der Erde,
Beschwichtigt die Glut seines Blutes, vom Fluche beladen,
Sengend ewig, unauslöschlich.
In Sternen des Morgentaues zitterten wir über Schlachtfeldern,
Zu des Lebens beschleunigten Rhythmen sangen wir in marmornen Städten
Unter Triumphbrücken und im Wogenschlag unserer Meere
Im ironischen Pathos donnerten wir die Heldengeschichte der Erden,
Begraben in Jahrtausenden. In glühenden Fermenten des Feuers
Über dem heimlichen Lager der goldenen Sonne beim Untergeh’n,
Wie luftige Trugbilder, reflektiert durch die Fernen des Kosmos
Aus der gigantischen Welt höheren Glanzes.
Den Regenbogen verwünschten wir ins Weinen der Wasserfälle und unter der Meere azurnen Spiegeln
Der stummen und harten, welche in Blitzen die schwarzen Tiefen beleuchten.
Wie der Schlangen faszinierende Augen glänzten wir über verräterischen Strudeln
Auf schuppigen Flüssen, aber ähnlich den Friedhöfen unzähliger Gräber
In melancholischen Buchten ergossen wir uns wie das Vergessen
Über den magischen Sprudel der Heilquellen, in tausend Gestalten.
Otokar Březina: Hände. Moriz Frisch, Wien 1908, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BrezinaH%C3%A4nde29.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)