Bau / von Grund auß / vollführt / welcher inwendig / von einer Seiten Mauer zur andern / in der Breite 59. Werckschuh innen hat / ohne Säulen / oder Mittelständer. Im Grund ist ein schöner tieffer Keller / 199. Werckschuh lang / und 38. breit / auff welchen ein stattlich Zeughauß / und über solchem ein wolgezierte Kirchen / gebauet seyn. Auff der einen Seiten dabey / ist die Fürstliche ansehnliche Bibliotheck / alda man unter andern ein Repositorium sihet / voller Folianten / und groß Quart / so alle in Silber eingefast; und wird unter denen auch ein Buch gezeiget / welches Albertus / der Erste Hertzog in Preussen / dessen im vorgehenden offt gedacht worden / mit eigner Hand geschrieben / und darinn seinen Sohn gelehret / wie Er nach seinem Tode / Christlich / und wol regieren solte; wie M. Adamus Olearius, in Beschreibung der Neuen Orientalischen Reyse / durch Rußland / Tartarien / und Persien / am 48. Bl. berichtet. Auff der andern Seiten seyn die Fürstlichen Gemächer. Uber der Kirchen ist ein vortrefflicher kunstreicher Saal / welcher inwendig in die Länge 274. und in die Breite / zwischen der Mauer 59. Werckschuh hat / ohne Säulen / oder Ständer / so lang und breit auch das gantze Gebäu ist / alles mit Mahlwerck / und Stamm Register der Herren Marggrafen zu Brandeburg stattlich gezieret / mit schönen Auß und Eingängen / vilen welschen Gibeln / zweyen grossen Thürnen / und schönen Rundelen herumb. Es seyn nahend dem Schloß 2. See / dadurch das Wasser Katzbach / oder Kasbach / lauffet.
Der Ander Theil der Stadt / namblich der Kneiphoff / oder Kniphoff / so der Hochmeister Winricus Kniprad / oder Weinrich Knipenrode / Ann. 1380. mehrers erbauet / hat schöne Gebäude / und seyn sonderlich in der langen Gassen sehr schöne Häuser. Ligt sonsten in einer Insel / so der Fluß Pregel machet / und an einem lettichten / sümpfichten Orth; ist aber zur Kauffmanschafft gar bequem; und gehen von solcher Stadt zwo Brücken hinüber in eine grosse Vorstadt / ausser welcher ein Hospital ist. In diesem Kniphoff ist der Dom / oder die Haupt- und Collegiat-Kirch / die vor diesem einen eignen Bischoff / namblich den Samländischen / gehabt / in welches Bezirck diese Stadt gelegen / der Zeit aber ist solches Bisthum reformirt / und unter dem Hertzoge; die Einkommen aber seyn zur Hohen Schul / und andern milden Sachen verwendet worden. Und hat gleichwol der Oberste Dom-Prediger den Titul eines Bischoffs gehabt. Hertzog Luder zu Braunschweig / gewester Trappirer und Comptur / und hernach An. 1331. zum 15. Hochmeister in Preussen erwöhlet / hat die besagte Domkirchen zubauen angefangen / wie in der Braunschweigischen Chronick / part. 1. fol. 233. stehet; auch Hennenberger damit übereinstimmet. Es seynd in solcher Fürstliche der Hochmeister / der Marggraffen zu Brandeburg / und andere herrliche Begräbnüssen zusehen. Und liget daselbst auch der berühmte Ambrosius Lobwasser / der Rechten Doctor / Fürstlicher Preussischer Rath / und Professor bey der Hohen Schul alhie / so Anno 1585. gestorben / mit dieser Grabschrifft / so Er Ihme selbsten gemacht / und die Nathan Chytraeus, in delic. Europ. p. 35. seq. setzen thut:
Expertus Mundi vanas res esse, Nihilque,
Hic quoque nunc jaceo pulvis, et umbra, Nihil.
Sed qui de Nihilo coelum terramque creavit,
Me cum carne mea non sinet esse Nihil.
Hac spe nil mortem feci, Nihil omnia feci.
Nil Nihili vermes posse nocere scio.
Es ist in diesem andern Theil / oder Kneiphof / so vorzeiten Pregelmünde genant worden / auch die Universität / oder Hohe Schul so der Erste Hertzog in Preussen / Marggraff Albrecht von Brandeburg / Anno 1544. gestifftet / und König Sigmund in Polen An. 1560. bestätiget / und derselben der Cracauis. Universität Privilegia auch verehret hat. Ihre Freyheiten setzet Hennenberger folio 214. seq. der Erste Rector war Georgius Sabinus. Bey dem nächsten Teutschen Krieg / da andere Hohe Schulen ins Abnehmen gerathen / hat diese insonderheit zugenommen. Es solle die Stadt Kneiphoff
Matthäus Merian: Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae. Eigenverlag, Frankfurt am Mayn 1652, 2. Ausgabe um 1680, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Electoratus_Brandenburgici_et_Ducatus_Pomeraniae_453.png&oldid=- (Version vom 9.5.2023)