ihnen stets auf das Ausgangsniveau die größte Häufigkeit entfallen, und von da ab muß die Häufigkeit sowohl nach oben wie nach unten etwa gemäß dem Gaußschen Fehlergesetz abnehmen.
Es sei auch noch daran erinnert, daß einige Autoren, wie namentlich Trabert [31], die Ansicht vertreten haben, die Tiefseebecken seien durch die größere Auskühlung des Untergrundes durch das kalte Tiefseewasser gebildet worden. Aber gerade aus Traberts Rechnungen geht hervor, daß man hierzu eine bis zum Erdmittelpunkt reichende Abkühlung der Tiefseesektoren annehmen müßte, und da dies unannehmbar erscheint, so sind Traberts Rechnungen eher geeignet, diese Vorstellung zu widerlegen, als ihre Richtigkeit zu beweisen. Außerdem ist aber leicht einzusehen, daß wir auf diese Weise nur eine allgemeine Tendenz erhalten können, schon bestehende Vertiefungen der Erdoberfläche weiter zu vertiefen, aber kein Mittel, die Existenz einer in allen Ozeanen in fast gleicher Tiefe gelegenen Bodenfläche, des zweiten Häufigkeitsmaximums der Erdrinde, zu erklären, wie auch kürzlich von Nansen [222] hervorgehoben wurde. In der Tat wird auch auf diese schon von Faye herrührende Erklärung heute nur mehr selten zurückgegriffen, zumal durch die Entdeckung des Radiums in der Erdkruste sich die Grundlage für die Beurteilung des Wärmehaushalts der Erde völlig verschoben hat.
Natürlich wird es nötig sein, sogleich vor einer Übertreibung dieser neuen Auffassung von der Natur der Tiefseeböden zu warnen. Schon bei unserem Vergleich mit den tafelförmigen Eisbergen ist zu bedenken, daß ja auch die Meeresoberfläche zwischen ihnen sich wieder mit Jungeis bedecken kann, und daß weiter auch kleinere Brocken des Eisberges, die von seinem oberen Rande abgesprengt wurden oder von seinem tief unter Wasser befindlichen Fuß aufstiegen, die Wasseroberfläche bedecken können. Ähnliches wird natürlich auch an manchen Stellen der Tiefseeböden stattfinden. Inseln sind meist bereits größere Kontinentalbrocken, die mit ihrem Unterbau, wie die Schweremessungen wahrscheinlich machen, bis etwa 50 km tief unter den Tiefseeboden hinabreichen. Und weiter ist zu berücksichtigen, daß die Kontinentalschollen, so spröde sie an der Oberfläche sein mögen, in der Tiefe plastisch werden und sich hier teigartig ziehen können, so daß bei der Trennung von Schollen auch auf diese Weise kontinentales Material von entsprechend geringerer Mächtigkeit sich über kleinere oder größere Teile des Tiefseebodens ausbreiten kann. Als besonders unrein in diesem Sinne muß der Boden des Atlantischen Ozeans gelten, welcher der
Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane. Braunschweig: Friedr. Vieweg & Sohn Akt.-Ges., 1929, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Wegener_Kontinente_038.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)