es Brocken vom Rande der sich trennenden Schollen, deren Loslösung gerade in solchen tektonischen Störungszonen leicht verständlich ist.
In Europa folgen weiter, unmittelbar nördlich sich anschließend, die Faltenzüge eines noch älteren, zwischen Silur und Devon aufgeworfenen Gebirges, welches sich durch Norwegen und Nordengland hindurchzieht. E. Suess nennt es das kaledonische Gebirge. Mit der Frage der Fortsetzung dieser Gebirgsfaltung in den „Kanadischen Kaledoniden“ (Termier), nämlich den schon kaledonisch gefalteten kanadischen Appalachen, haben sich Andrée [83] und Tilmann [84] beschäftigt. Es beeinträchtigt natürlich nicht die Übereinstimmung, daß diese kaledonische Faltung in Amerika von der soeben besprochenen armorikanischen Faltung noch einmal überarbeitet wurde, was hüben nur im mittleren Europa (Hohes Venn und Ardennen), aber nicht im nördlichen Europa der Fall war. Die Berührungsstücke dieser kaledonischen Faltungen dürften in den schottischen Hochlanden und Nordirland einerseits und Neufundland andererseits zu suchen sein.
Wiederum dicht nördlich der kaledonischen Faltung liegt in Europa das noch ältere (algonkische) Gneisgebirge der Hebriden und Nordschottlands. Diesem entsprechen auf amerikanischer Seite die gleichaltrigen Gneisgebirge von Labrador, welche bis an die Belle-Islestraße nach Süden reichen und sich weit nach Kanada hineinziehen. Die Streichrichtung ist in Europa Nordost-Südwest, in Amerika wechselnd von derselben Richtung bis Ost-West. Dacqué [22] bemerkt hierzu: „Daraus kann man folgern, daß die Kette über den Nordatlantischen Ozean hinüberreichte.“ Das angeblich versunkene Verbindungsglied müßte allerdings nach den bisherigen Vorstellungen eine Länge von 3000 km gehabt haben, auch weist die gerade Verlängerung des europäischen Teiles bei der jetzigen Lage der Kontinente mehrere tausend Kilometer an dem amerikanischen vorbei nach Südamerika. Nach der Verschiebungstheorie erfährt auch hier wieder das amerikanische Stück gerade eine solche Querversetzung und zugleich Drehung, daß es unmittelbar an das europäische anschließt und als seine Verlängerung erscheint.
In das soeben betrachtete Gebiet fallen weiter auch die Endmoränen der großen diluvialen Inlandeiskappen Nordamerikas und Europas. Ihre Ablagerung fällt in eine Zeit, zu der Neufundland bereits von Europa abgerissen war, während im Norden bei Grönland die Schollen noch verbunden waren. Jedenfalls muß Nordamerika
Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane. Braunschweig: Friedr. Vieweg & Sohn Akt.-Ges., 1929, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Wegener_Kontinente_077.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)