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Seite:De Wegener Kontinente 107.jpg

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Beziehungen durch die Verschiebungstheorie Wegeners. Nach dieser Theorie kann nicht nur die genannte Strandregion, sondern auch ein in der Tertiärzeit viel kleinerer Abstand als jetzt zwischen den zwei Kontinenten vorausgesetzt werden. Eine damalige Ausbreitung quer über den Ozean wird dadurch denkbar und die transatlantischen Beziehungen in den mittleren und südlichen Teilen dieses Ozeans leicht verständlicher. Auch mögen durch diese Theorie die innigen Beziehungen der Ascidienfauna Westindiens zu der des Indischen Ozeans eine natürliche Erklärung finden.“

     Auf eine interessante Einzelheit im Gebiet des Nordatlantik haben v. Ubisch [134], Hoffmann [133] und neuerdings Osterwald [120] hingewiesen, nämlich darauf, daß die gemeinsamen Laichplätze des amerikanischen und europäischen Flußaales, wie von J. Schmidt festgestellt wurde, im Sargassomeer liegen, und daß der europäische Aal entsprechend der größeren Entfernung dieser Laichplätze auch eine erheblich längere Entwicklung durchmacht als der amerikanische. Wie Osterwald richtig ausführt (und mir, wenn ich mich recht erinnere, schon 1922 mündlich von J. Schmidt als Erklärung angegeben wurde), erklären sich diese eigentümlichen Verhältnisse zwanglos durch das allmähliche Abrücken dieses Tiefseebeckens mit Amerika von Europa[1].

Über die genaue Zeit des Abrisses der Verbindung Nordamerikas mit Europa auf der Strecke Neufundland—Irland herrschen, wie schon unsere Abb. l zeigt, noch beträchtliche Meinungsunterschiede.


  1. v. Ubisch und Hoffmann finden beide umgekehrt, daß diese Tatsachen gegen die Verschiebungstheorie und für den versunkenen Zwischenkontinent sprechen, aber infolge des Mißverständnisses: „Man könnte ja zunächst denken, daß die Verlegung der Laichplätze passiv in der Weise erfolgt wäre, daß der Teil des Meeresbodens, an dem die Aale in der Kreide-Eozän laichten, wie eine Waschschüssel von dem amerikanischen Kontinent mit nach Westen gezogen worden sei.“
    „Diese Vorstellung ist aber nach Wegeners Theorie nicht zulässig. Denn Wegener nimmt an, daß bei der Abwanderung der Kontinente stets frische Simaoberfläche entblößt wird…“ Der Boden des Sargassomeeres dürfte nicht aus frisch entblößtem Sima bestehen, sondern ist wohl identisch mit dem Boden des in meiner Eozänkarte (Abb. 4) erkennbaren Tiefseebeckens zwischen Florida und Spanien. Es wird in Wirklichkeit noch kleiner gewesen sein, da in der Rekonstruktion die Sialmassen der Azoren, die Spanien und Nordafrika anzugliedern wären, nicht genügend berücksichtigt sind. Aber existiert hat es jedenfalls schon damals östlich von Florida. Die kristalline Decke dieses Beckens wird sich dann, an Amerika haftend, mit diesem nach Westen verschoben haben. In einem neuen Sammelreferat [227], das noch erheblich mehr tiergeographische Literatur als die hier angeführte berücksichtigt, erkennt v. Ubisch auch die hier gegebene Lösung als möglich an, die er aber in die Form kleidet, daß Europa nach Osten, nicht Amerika nach Westen gewandert sei. Wegen der Relativität der Bewegung kommt dies natürlich auf dasselbe hinaus; denn wenn Amerika relativ zu Europa nach Westen wandert, so wandert Europa relativ zu Amerika nach Osten. — Ich benutze die Gelegenheit, hier nochmals zu betonen, daß die Trennung Südamerikas von Afrika schon in der mittleren Kreide eintrat; denn auf S. 162, 163 und 172 des genannten Sammelreferats werden faunistische Unterschiede aus späterer Zeit (Eozän, Miozän!) immer noch als Einwände gegen die Verschiebungstheorie gewertet! Vgl. hierzu S. 102 Anmerkung 2.
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane. Braunschweig: Friedr. Vieweg & Sohn Akt.-Ges., 1929, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Wegener_Kontinente_107.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)
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