bereits zwischen den Inseln Bali und Lombok hindurch und weiter durch die Makassarstraße legen mußte.
Die dritte Fauna Australiens ist die jüngste, von den Sundainseln eingewanderte, die in Neuguinea haust und bereits den Nordosten Australiens erobert hat. Der Dingo (wilde Hund), Nagetiere, Fledermäuse und andere Tiere sind postdiluvianisch nach Australien eingewandert. Die junge Regenwurmgattung Pheretima, welche mit großer Lebenskraft auf den Sundainseln, den südostasiatischen Küstengebieten von der Malaiischen Halbinsel bis China und auf Japan die meisten älteren Gattungen verdrängt hat, hat auch Neuguinea vollständig erobert und bereits auf der Nordspitze Australiens festen Fuß gefaßt. Alles dies beweist einen Austausch von Fauna und Flora, der erst in jüngster geologischer Zeit begonnen hat.
Diese Dreigliederung der australischen Fauna steht aufs schönste mit der Verschiebungstheorie in Übereinstimmung. Man braucht nur auf unsere drei Rekonstruktionskarten S. 18 zu blicken, um aus ihnen die Erklärung sofort abzulesen. Gerade diese Verhältnisse zeigen aber auch aufs deutlichste den großen Vorzug, den die Verschiebungstheorie auch rein biologisch vor der der versunkenen Brücken besitzt. Der Abstand der einander nächsten Punkte von Südamerika und Australien, nämlich Feuerland und Tasmanien, beträgt, im Großkreis gerechnet, heute 80°, also ebensoviel wie der zwischen Deutschland und Japan; und das mittlere Argentinien liegt von Mittelaustralien ebenso weit ab wie von Alaska, oder wie Südafrika vom Nordpol. Glaubt man wirklich, daß hier eine bloße Landverbindung genügt, um den Formenaustausch sicherzustellen? Und wie seltsam, daß Australien mit den so unvergleichlich näher gelegenen Sundainseln gar keinen Formenaustausch hatte, denen es wie ein Fremdkörper aus einer anderen Welt gegenüberliegt! Niemand kann leugnen, daß hier unsere Annahme, die den früheren Abstand Australiens von Südamerika auf einen Bruchteil des heutigen verringert, und es andererseits von den Sundainseln für lange Zeiträume durch ein breites Tiefseebecken trennt, der Eigenart der australischen Tierwelt in ganz anderer Weise gerecht wird, als die ohnehin geophysikalisch unmögliche Theorie der versunkenen Zwischenkontinente. Ich glaube in der Tat, daß die australische Fauna das wichtigste Material liefern wird, das die Biologie zu dem Gesamtproblem der Kontinentverschiebungen wird beisteuern können. Möchte sich bald ein Fachmann
Alfred Wegener: Die Entstehung der Kontinente und Ozeane. Braunschweig: Friedr. Vieweg & Sohn Akt.-Ges., 1929, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Wegener_Kontinente_113.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)