Verschiedene: Die Gartenlaube (1853) | |
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er habe es erst gewußt, daß mit großen Herren nicht gut Kirschen essen sei; sie würfen Einem Stiele und Kerne in’s Gesicht.
Die Sache nahm aber doch den besten Ausgang für ihn. Er erhielt noch ein gutes Frühstück und wurde des Herzogs Kreiser, so wie seine Tochter Frau des Unterförsters, wie er es in der Rolle des Herzogs selbst dekretirt hatte.
„Wasser thuts freilich.“
Es war ein rauher kalter Tag des regnerischen Augustmonats anno 1851, als ich mit meinem Freund S. auf dem Dampfboot „Leopold“ die Wogen des Bodensees von Horn nach Constanz durchschiffte. S. war wie ich aus Hamburg, hatte sich nach vollendeter Lehrzeit einige Jahre in London, dann in Rio de Janeiro aufgehalten und sich zuletzt in Galacz häuslich niedergelassen. Hier war er seit vorigem Herbst von dem dort alle Jahre herrschenden Wechselfieber ergriffen; bis zum Skelet abgemagert, hatte er auf Anrathen der Galaczer Aerzte Oberitalien besucht, war aber hier, wohl in Folge der unerträglichen Hitze, abzehrenden Schweißen verfallen und glaubte sich bereits in Folge desselben eine sichere Beute des Todes, als er von einem Gasthofsgefährten in Venedig in die Berge der Schweiz, in die Heilanstalt des bekannten Wasserarztes Hahn, d. h. nach Horn am Bodensee verwiesen und hier binnen kurzer Zeit Besserung und Genesung fand. Dort hatten wir uns zufällig getroffen und waren bald einig, unser unerwartetes Zusammentreffen mit einem kleinen Abstecher den Rhein hinunter, bis an den Rheinfall, zu feiern.
Natürlich war er noch ganz voll von seiner brillanten Kur, von Lobeserhebungen über den Lebensretter, den er gefunden, von Lobpreisungen über die so einfache Behandlungsweise,
Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_112.jpg&oldid=- (Version vom 10.4.2020)