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Seite:Die Gartenlaube (1853) 113.jpg

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

durch die er genaß. Wenn schon Freund und warmer Fürsprecher einer naturgemäßeren, vernünftigeren, enthaltsamen Lebensweise, und Feind, so lange es geht, des directen Einschreitens mit den Mitteln unseres so reichhaltigen Heilapparats, konnte ich dennoch nicht so ganz in den Enthusiasmus meines Freundes einstimmen; fehlte mir doch dazu bis jetzt noch die Ueberzeugung und besonders die directe Veranlassung einer gemachten Erfahrung; nichts desto weniger wußte ich aber letztere bei ihm zu würdigen, und zollte auch meinerseits gerne meinen stillen Dank dem Arzt und seiner Heilweise, die beide im Verein mir meinen Freund erhalten hatten.

„Schauen wir uns einmal die Schiffsgesellschaft da unten an,“ sagte ich, nachdem wir unsere Fahrbillets gelöst hatten, und zog ihn am Arm die enge Kajütentreppe hinunter. Ein buntes Gemisch von Reisenden saß da; die einen schwatzten oder aßen ein warmes Frühstück, eine Wurst oder eine Cotelette, die andern spielten Domino oder Karten; den größten und buntesten Haufen aber bildete ein halbes Dutzend junger Männer in Studenten- oder Turnertracht, die alle, ein Bierglas in der Hand und eine lange Pfeife im Mund, noch voll von den Erlebnissen der Turnerfahrt an das eidgenössische Turnfest waren, darüber hin und her debattirten. Es waren Alle noch blutjunge Söhne, Würtemberger, aus Tübingen, Ulm und Stuttgart, meist kräftige, stämmige Bursche; vor Allen aber erregte einer besondere Aufmerksamkeit; er schien der Matador unter ihnen zu sein. Von kräftiger gedrungener Statur, mit etwas bierrauschgeröthetem aufgedunsenen Gesicht, kleinen trüben Augen, hatte er überdies eine tüchtige Schmarre überm Mund, die ihn nicht allein äußerlich ziemlich entstellte, sondern auch seine Aussprache für immer undeutlich gemacht hatte.

J. H. Rausse.

„Hier ist meines Bleibens nicht,“ sagte mein Freund, nachdem er sich umgeschaut, „hinauf wieder auf’s Deck, in’s Freie; wollen uns lieber Nasen und Ohren droben vom Wind und Regen anpeitschen lassen, als hier unten pestilenzialische Luft athmen und dies ekelhafte Treiben mit ansehn zu müssen.“ „Seit mich,“ fuhr er fort, als wir wieder droben waren, und uns, einigermaßen geschützt auf eine Bank hinter dem Radkasten gesetzt hatten, „seit mich das Wasser in die Kur genommen, bin ich nicht allein physisch, nein, sondern auch moralisch ein ganz anderer, weit gesünderer und entschiednerer Mensch geworden, ich habe so zu sagen einen ganz neuen Menschen angezogen, habe an Willenskraft und Willensfestigkeit ganz enorm gewonnen. Ich kann diese eigenthümliche Wirkung wohl nichts Anderem, als der gebrauchten Kur und der durch sie erlangten Heilung zuschreiben, der seither befolgten Diät und Lebensweise, und vor Allem den Grundsätzen, die ich mit der Kur, durch Lesung der Rausse’schen Schriften und durch den persönlichen Umgang mit den Kurgenossen einsog. Denn es sind kaum ein Paar Monate, als auch ich noch gleich denen da unter uns das Lebensglück

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_113.jpg&oldid=- (Version vom 10.4.2020)
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