Verschiedene: Die Gartenlaube (1859) | |
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dem Geschmack der Vorzeit hergerichtet ist und dem Auge neben höchst übersichtlicher Zusammenordnung der Originale und Copieen ein anziehendes und belehrendes Bild in abgerundetem Rahmen geboten wird.
Viele Copieen aus verschiedenen fremden Sammlungen weisen uns darauf hin, wie äußerst förderlich eine solche Art der Vereinigung des zerstreuten Materials zur deutschen Kunst- und Alterthumsgeschichte werden muß. Es wird sich hierdurch das Museum nach und nach eine Sammlung erringen, wie sie keine andere Anstalt aufzuweisen hat. Durch die vor mehreren Jahren im Museum gegründete Gypsgießerei und ein Zeichnungsatelier ist man im Stande, unter der Leitung talentvoller Künstler Bedeutendes zu liefern, und nicht allein die bereits vorhandenen Copieen von Jahr zu Jahr wesentlich zu vermehren, sondern dieselben auch durch Verkauf für das Publicum nutzbar zu machen.
Durch den jeden Monat von Seiten des germanischen Museums veröffentlichten Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit wurde nach Gründung der Anstalt von Neuem ein Vermittlungsorgan zwischen den Männern der Wissenschaft und dem Publicum überhaupt geschaffen, dessen Wichtigkeit schon im Jahre 1833 erkannt worden war, obwohl sein Erscheinen nach Verlauf mehrerer Jahre nicht länger durchgeführt werden konnte. Jetzt erfreut sich aber diese Zeitschrift der vielseitigsten Theilnahme und hat nicht allein durch eine Reihe gediegener Abhandlungen, sondern auch durch regelmäßige Berichte über den Fortgang des Museums ihre Bestimmung in jeder Hinsicht erfüllt.
Blickt man zurück auf die fünfjährige Wirksamkeit des germanischen Museums, so muß man der Anstalt um so mehr die vollste Anerkennung zollen, wenn man bedenkt, daß im Anfange alle Mittel zur Unterstützung derselben fehlten. Denn gar viele Leute, welche zwar den von Aufsess entworfenen Plan vollkommen billigten, wollten sich erst überzeugen, ob das germanische Museum einer Entwickelung fähig sei, bevor sie die zur Durchführung des Planes so nothwendigen Geldmittel hergaben. Trotzdem hat sich das schöne Unternehmen des thatkräftigen Privatmannes Bahn gebrochen, es hat Früchte getragen und sich den Beifall der deutschen Fürsten und Regierungen, so wie aller derer errungen, welche sich herbeiließen, das Museum und seine Tendenz zu prüfen.
Der patriotische Sinn der Deutschen und der Wahlspruch des germanischen Museums „Durch Einheit stark“, sie haben sich bald bewährt, denn nur durch die Wirksamkeit vereinter Kräfte war es möglich, das germanische Museum jenem erhabenen Ziele entgegenzuführen, das es sich gestellt und zum Theil errungen hat. Von der Theilnahme Aller bereichert, steht es in der engsten Beziehung zu dem deutschen Volke. Die ganze Nation ohne Unterschied der Stände hat die Bausteine zu einem Tempel herbeigetragen, in dem die Errungenschaften der Wissenschaft und Kunst aus früheren Jahrhunderten zum Nutzen und Frommen der Gegenwart und Zukunft niedergelegt werden. Besitzt ja doch nunmehr in dem germanischen Museum auch Deutschland ein Nationaleigenthum, durch dessen Aufbau das Volk den besten Beweis gegeben hat, was sein kräftiger Gemeingeist zu schaffen vermag, sobald es gilt, eine großartige Idee zu fördern.
Biographie und Portrait des Gründers dieses echt nationalen Instituts theilen wir in einer der nächsten Nummern mit.
Die mit Recht gefürchtetste von allen Kinderkrankheiten ist „der Croup oder die häutige Bräune“, denn es sterben die allermeisten der davon befallenen Kinder. Stirbt ein Kind, welches vom Croup heimgesucht sein soll, nicht, so hat es in der Regel nicht am Croup gelitten. Ich würde rathen, in solchen Fällen nur dann an die Existenz dieser Krankheit zu glauben, wenn man das Product derselben, nämlich: hautähnliche oder röhrenförmige Gerinnsel (von Faserstoff), aushusten sieht. Glücklicher Weise kommt nun aber der Croup gar nicht so häufig vor, als man annimmt, und da die Krankheitserscheinungen bei demselben (zumal bei Beginn des Leidens) durchaus nicht so charakteristisch sind, daß man stets mit Sicherheit dieses Uebel erkennen kann, im Gegentheil noch manche andere und weniger gefährliche Krankheiten im Athmungsapparate croupähnliche Erscheinungen veranlassen können, so braucht man sich nicht zu wundern, daß Aerzte (sogar die Homöopathen mit ihren Nichtsen) so viele häutige Bräunen curirt haben wollen. Es waren eben keine.
Der Croup befällt am häufigsten Kinder (im Ganzen mehr Knaben als Mädchen) vorwiegend vom zweiten bis fünften Lebensjahre, seltener im sechsten bis zehnten Jahre. Die gewöhnlichste Veranlassung dazu ist das Einathmen einer kalten rauhen (Nord- oder Ost-) Luft, besonders der schnelle Wechsel zwischen Warm und Kalt, sowie gleichzeitiges lebhaftes Schreien und Laufen in der Kälte. Ansteckend, wenn auch bisweilen epidemisch auftretend, dürfte der Croup wohl nicht sein. Neigung zur Wiederkehr hinterläßt er durchaus nicht; nur in äußerst seltenen Fällen ist ein und dasselbe Kind wiederholt vom Croup heimgesucht worden. Sein Verlauf dauert gewöhnlich 3 bis 8 Tage, in seltenen Fällen 10 bis 12 Tage.
Das Wesen der häutigen Bräune besteht darin, daß in Folge einer heftigen Entzündung der den Kehlkopf und die Luftröhre auskleidenden und zur Zeit der Krankheit bedeutend geschwollenen Schleimhaut sich im Canale dieser Organe, durch welche ja die Luft in die Lungen strömen muß, hautähnliche oder röhrenförmige Gerinnsel (aus Faserstoff) bilden, die diesen Canal verengern oder wohl auch ganz verstopfen und dann, durch Verhinderung des Luftzutrittes zu den Lungen ebenso eine Erstickung veranlassen, wie dies auch eine Zusammenschnürung der Kehle thut. Diese verstopfenden Gerinnsel in den oberen Luftwegen sind also das Charakteristische der Krankheit, die schnelle Entfernung und das Verhüten einer Neubildung derselben aber ist die Aufgabe des Arztes bei diesem Uebel. Nur wenn solche Gerinnsel bei einem Kinde ausgehustet werden, kann man den Croup mit Sicherheit als vorhanden ansehen. Aerzte, die sich rühmen, einen Croup schon vor dieser Gerinnselbildung curirt zu haben, sind schlaue oder unwissenschaftliche Renommisten.
Der Croup beginnt wohl stets mit geringeren, einige Tage dauernden Krankheitserscheinungen, die einem leichteren Katarrh des obersten Theiles des Athmungsapparates angehören und in Schnupfen, Niesen, Hüsteln, Heiserkeit, leichten Schlingbeschwerden bestehen, verbunden oft mit leichten Fieberbewegungen, unruhigem Schlafe, mürrischer Stimmung. Es sind diese Erscheinungen oft so gering, daß sie bei einiger Unachtsamkeit leicht übersehen werden, so daß es dann scheint, als ob der Croup ganz plötzlich in seiner Heftigkeit beginne. Sehr rasch steigern sich aber jene leichten Katarrh-Erscheinungen zu heftigen Entzündungssymptomen mit starkem Fieber und brennender Haut; die Gegend des Kehlkopfes zeigt sich schmerzhaft und schwillt etwas an, ebenso auch die Halsdrüsen; das Athmen wird schneller, der Husten häufiger, die Stimme heiser und rauher, das Schlingen schmerzhafter. Gewöhnlich tritt nun in den ersten Stunden der Nacht der erste sogen. „Croupanfall“ ein: das Kind schreckt plötzlich in größter Unruhe unter den Zeichen heftiger Athemnoth auf und macht tiefe pfeifende Athemzüge, die von kurzem, trocknem, rauhem, klanglosem, grobbellendem Husten („Crouphusten“) unterbrochen werden. In späterer Zeit und bei höheren Graden der Krankheit, wo die Athemnoth ihre höchste Höhe erreicht, sucht das Kind unter lauten pfeifenden und langgezogenen Athemzügen mit zurückgeworfenem Kopfe, Schweiß auf der Stirn, hervortretenden Augen, bläulichem, gedunsenem, ängstlichem Gesichte und geschwollenen Halsadern, gewaltsam und krampfhaft die nöthige Luft einzuziehen und greift dabei mit den Händen an den Hals, als ob es die Strangulation abwenden oder aus dem Halse etwas herausreißen wolle. Mitunter geschieht es auch, daß das Kind in einem solchen Anfalle erstickt. Meist aber läßt der Anfall nach einigen Minuten nach, das Kind sinkt ermattet zurück, schläft wieder anscheinend ruhig weiter oder würgt hustend eine geringe Menge eines zähen eiterigen Schleimes mit hautähnlichen Fetzen aus. Solche Croupanfälle wiederholen sich in ganz unbestimmten Zeiträumen, oft mehrmals in derselben Nacht, manchmal aber erst nach tagelanger Pause, während
welcher nur etwas heisere Stimme, rauher Husten und mäßiges
Verschiedene: Die Gartenlaube (1859). Leipzig: Ernst Keil, 1859, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1859)_039.jpg&oldid=- (Version vom 17.1.2023)