verschiedene: Die Gartenlaube (1862) | |
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als Gefangene in Mainz. Frau Wolff von Gudenberg, der nichts weiter zu beweisen war, als daß sie ihrem Manne ein rothes Bändchen, das Erkennungszeichen der an dem Unternehmen Betheiligten, gesandt habe, welches der Polizei in die Hände gefallen war, wurde bald wegen Kränklichkeit entlassen.
Auch Sophie von Baumbach erhielt wegen mangelnder Beweise die Freiheit, indeß weigerte sie sich, ihre Nichte Caroline zu verlassen, und folgte ihr in das Gefängniß, wo sie schon am 8. Mai starb. Die Brüder von Baumbach, von Siebertshausen, Sontra und Lenderscheid kauften mit 200 Thaler ihren Leichnam vom Einscharren los und ließen ihn in der Kirche zu Sontra beisetzen.
Caroline von Baumbach hatte in dem Verhöre mit entschlossenem Muthe gestanden, daß sie Dörnberg die Fahne übergeben und dieselbe selbst gestickt habe. Auf sie und Marianne von Stein schien Jerôme seinen ganzen Groll geworfen zu haben. Vergebens wandte sie sich brieflich aus dem Castell zu Cassel an den König und ihm nahe stehende Personen, um ihre Freiheit wieder zu erlangen.
Ihr Vater und Oheim kauften sie endlich im Juni mit 12,000 Francs los. Sie richtete 1813 auf dem von Baumbach’schen Burgsitze zu Sontra ein Lazareth für kranke und verwundete Preußen ein, deren Pflege sie sich selbst widmete, und starb im Februar 1814 am Typhus, den sie sich durch ihre aufopfernde Thätigkeit zugezogen.
Da den Stiftsdamen keine Theilnahme an dem Aufstande bewiesen werden konnte, so erhielten sie später, nach wiederholtem Drängen, für ihr bedeutendes Einlagecapital eine geringe Abfindungssumme. Nach der westphälischen Zeit wurde das Stift wieder hergestellt und Maria Anna von Stein die Aebtissin desselben.
Nicht ohne Bewegung können wir auf die hochherzige und muthige Gesinnung dieser Frauen zurückblicken. Ihre Thaten füllen einige schöne Zeilen in der Geschichte Deutschlands; um so schmerzlicher muß es uns indeß berühren, wenn wir sehen, wie schon damals die edelsten Handlungen verkannt und mißdeutet wurden. Die Magdeburger Zeitung von 1809 sagt in Nr. 60 v. 23. Mai über diesen ganzen Vorfall:
„Die Revolutionsgeschichte in Hessen kann einem Schriftsteller Stoff zu einem weitläufigen Roman geben, denn es kommen, wie in allen Romanen, auch Frauenzimmer und, was die Hauptsache ist, auch Liebesgeschichten vor. Man weiß, daß die Kanonissinnen des evangelischen Stifts Wallenstein zu Homberg den Insurgenten die Feldbinden gestickt haben. Höchst wahrscheinlich hatte sich jede dieser edlen Fräulein einen Ritter in dem Häuflein auserkoren, den sie durch dieses Panier zu einem Roland stempeln wollte. Das Fräulein von Stein hatte sich den von Dörnberg zum Mann ihres Herzens erkoren. Diesem Anführer weihte sie eine große Fahne, worin sein und ihr Name verschlungen gestickt war.“ –
Ebenso empören muß uns aber auch das Benehmen des Kurfürsten von Hessen, Wilhelm I., der in Prag weilte. Ihn auf den Thron zurückzuführen, war mit der Zweck des ganzen Unternehmens, daran setzten so viele Männer ihre Freiheit und ihr Leben, und als Dörnberg’s Bruder Fritz im Februar nach Prag zu ihm gesandt war, um ihn um Unterstützung zu bitten, wurde er kalt aufgenommen und erlangte von dem Kurfürst nicht mehr, als eine Anweisung auf 30,000 Thaler mit der mehr als seltsamen Clausel: „zahlbar, wenn die Pläne gelungen sind!“ Kurfürst Wilhelm I. hätte von Frauen seines Landes lernen können, welche Opfer ein edler, hochherziger Sinn zu bringen im Stande ist!
Blätter und Blüthen.
Ein japanesisches Hotel. „Es wurde,“ erzählte ein Hamburger, der
vor Kurzem Japan besuchte, „für mich ein Stuhl gebracht, um darauf in
europäischer Weise zu sitzen, und die japanesische Wirthin, eine mittelalterlige
und schwarzzähnige Person von angenehmem Aeußern und häßlichen Manieren,
erschien. Ihr Mann kam bald daraus ebenfalls und Beide bemühten sich
unsere Bedürfnisse zu erforschen und ihnen zu genügen. Ihnen folgten
drei junge Kellnerinnen, welche ihre natürlichen, weißglänzenden Zähne
hatten, deren angeborene gesunde Gesichtsfarbe noch durch eine künstliche
Anwendung von Perlenstaub und Schminke erhöht und deren Lippen
dunkelcarmoisin gefärbt waren. Diese jungen Kellnerinnen werden stets
unter den Schönsten und Angenehmsten ihres Geschlechtes ausgesucht und
benehmen sich mit einfacher, kunstloser Bescheidenheit. In allen Hotels
jener Gegenden warten die schönsten Mädchen auf, und man sagte mir, daß
sie eine sehr anständige Classe von Mädchen seien und die japanesischen
Gesetze sie auf das Strengste beschützten, so lange sie einen solchen Platz
in diesen Erfrischungshäusern einnähmen. Bei dieser Gelegenheit überhäufte
mich die Wirthin und ihre drei Mädchen mit Aufmerksamkeiten; sie
stellten meinen Stuhl an den bequemsten Platz, legten meine Reisedecken zusammen,
wischten meine Schuhe ab, legten ein Kissen auf meinen Sitz und
kamen jedem Wunsche zuvor. Kuchen, Suppe, Reis und Süßigkeiten wurden
eins nach dem andern hereingebracht. Ein lachendes, helläugiges Mädchen
näherte sich mir knieend mit einer Tasse Thee in der Hand, während
eine zweite, die an der andern Seite kniete, Zucker hielt und eine dritte
in derselben Stellung mir ein gekochtes Ei an den Mund führte, welches
bereits geschält und zerbrochen und mit Salz bestreut in einem Löffel lag.
Mit geschwätziger Lebhaftigkeit kamen sie jedem Blicke zuvor und wenn meine
Wünsche erfüllt waren, blieben sie dicht an meiner Seite knieen und
wetteiferten, mir zuerst ihre einheimischen Leckerbissen zu bringen. Nachher
untersuchten sie meine Kleidungsstücke, und jeder Theil meiner Equipirung
war ein Gegenstand lebhafter Unterhaltung und spaßhafter Verwunderung.
Europäische Schuhe, Strümpfe, wollenes Tuch und Regenschirm wurden
eifrig untersucht und lieferten Stoff zu erneueter Neugierde und Heiterkeit.“
Dompfaffen oder Gimpel haben wir bisher immer als sehr unschuldige Vögel
betrachtet und waren daher sehr erstaunt, eine schwere Anklage
gegen sie in einem englischen Sporting-Journale zu finden. Ein Herr
Warren, der in der Grafschaft Cork in Irland wohnt, klagt, daß die Dompfaffen
überhand nehmen und seine Aepfel- und Birnenbäume ruiniren.
Sie picken nämlich die jungen Blätterknospen ab, und das Schlimmste ist,
daß die Zweige, welche sie im Frühjahr abfressen, im nächsten Winter oder
Frühjahr absterben. Der genannte Herr behauptet, daß ein einziges Paar
Dompfaffen im Stande sei, einen Morgen Baumgarten in einer Woche
zu verderben. Was sagt Herr A. Brehm dazu?
Der heutigen Nummer unsers Blattes liegt die Probenummer der nunmehr im Verlage der Gartenlaube erscheinenden populär-naturwissenschaftlichen Zeitschrift
bei. Indem wir auf die Einleitungsworte des bekannten Herausgebers verweisen, enthalten wir uns jeder Anpreisung des Unternehmens, für dessen
Werth wohl der Name des Redacteurs allen Freunden der Natur gegenüber genugsam Bürgschaft leistet. Wer in der großen und schönen menschlichen
Heimath, der Natur, nicht länger mehr ein Fremdling bleiben will, dem empfehlen wir dieses Blatt, das mit Erfolg seit einigen Jahren Verständniß
und Kenntniß der Natur gefördert hat.
Die Redaction der Gartenl.
Mit dem heutigen Tage erlischt die Herabsetzung der Jahrgänge 1857–1859 und tritt der alte Preis von 2 Thlr. pro Jahrgang wieder ein.
Gleichzeitig wird wiederholt ersucht, alle Briefe und Zuschriften in Angelegenheiten der Redaction stets an die unterzeichnete
Buchhandlung zu richten. Ernst Keil.
verschiedene: Die Gartenlaube (1862). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1862, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1862)_032.jpg&oldid=- (Version vom 29.4.2020)