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Seite:Die Gartenlaube (1863) 269.jpg

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1863)

Er hatte sich schon ganz hübsch häuslich eingerichtet. Die junge Frau saß auf einem echt englischen Bequemlichkeitsstuhl, die in Deutschland noch immer Seltenheiten sind, die zweijährige „Lucy“ saß spielend auf dem Teppich daneben und sah mich mit großen, verwunderten Augen an. Für mich hatte dies Bild deutscher Häuslichkeit nach langem Umherirren und begrabenem eigenen Haus- und Herzensfrieden etwas ungemein Rührendes. –


Julius Faucher.

Da wir weiter keine Gelegenheit haben, Faucher’s Familienleben in dieser Skizze zu berühren, bemerken wir hier nur, daß er sich in Berlin 1845 mit Fräulein Karoline Sommerbrod verheirathet und Lucy das einzige Kind am Leben geblieben ist. Später wohnte er in eigenen hübschen Villa’s zu London. Bis 1855 correspondirte er hauptsächlich für deutsche Zeitungen und importirte damit ein reiches Material von Aufschlüssen über alle mögliche englische Verhältnisse, die bisher uns räthselhaft erschienen. Während der Zeit hatte er tüchtig Englisch gelernt, besonders in den Discussions-Clubs, in denen er hernach selbst oft genug als hinreißender Redner in englischer Sprache von den beredtesten Engländern bewundert und mit Beifall überschüttet ward, wie ich es selbst oft genug als Augen- und Ohrenzeuge erlebt habe. Im Jahre 1855 wurde er durch Codden’s Einfluß Mitredacteur der von der Freihandels-Partei mit großartigen Mitteln ausgestatteten, täglich zweimal erscheinenden Zeitung: „Morning and Evening Star“ (Morgen- und Abendstern). Also der deutsche Journalist und Redacteur sitzt plötzlich mitten in der City von London im eigenen Zimmer, im eigenen, großen Palaste der Partei, welche die Kornzölle abgeschafft und England jetzt zum durchgebildeten Freihandelsstaate erhoben, als Mitredacteur ihrer Zeitung! Eine Wandelung und eine Situation, wie sie nicht so leicht zum zweiten Male vorkommen wird.

Es ist hier nicht der Ort, diese Wirksamkeit zu schildern. Aber nicht unterlassen kann ich, wenigstens zu erwähnen, was es immer für ein Fest für mich war, mit Faucher durch dieses unerschöpflich geheimnißvolle Ungeheuer London zu flaniren. Die unentwirrbarsten Labyrinthe, das unabsehbarste Gewinde und Getöse des betäubenden Welt- und Kleinverkehrs, Menschen, Trachten, Physiognomien, Gebäude, Straßen, Stadtteile – Alles verrieth ihm auf den ersten Blick Geheimnisse und Erklärungen dazu, wie sie Niemand vorher geahnt oder gesehen und wie sie hernach Jeder als schlagend richtig und ganz wesentlich findet. Das ist seine Specialität, sein Dämon. Sein Auge ist ein volkswirthschaftliches Genie, ein culturgeschichtlicher Hellseher.

Im Jahre 1860 besuchte er einen volkswirthschaftlichen Congreß in Deutschland. Angeregt durch dieses neue Leben gab er mit dem 1. Jauuar 1861 seine sehr anständig und fest honorirte Wirksamkeit in London auf und verbreitete sofort die volkswirthschaftliche Bewegung in Süddeutschland, wo er, von Ort zu Ort eingeladen, rasch hinter einander Köln, Fraukfurt, Offenbach, Hanau, Wiesbaden, Darmstadt, Dietz, Dillenburg, Herborn, Mainz, Kassel, Karlshaven, Fulda, Heidelberg, Worms, Karlsruhe, Heilbronn, Stuttgart, Göppingen, Reutlingen, Ludwigsburg, Ulm, Kirchheim, Nürnberg, Würzburg etc. besuchte und überall mit dem größten Erfolge volkswirthschaftliche Vorträge hielt und praktische Anregungen hinterließ.

Daß er auf den drei volkswirthschaftlichen Congressen zu Köln (wohin er von England eingeladen worden war), Stuttgart und

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1863). Leipzig: Ernst Keil, 1863, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1863)_269.jpg&oldid=- (Version vom 6.10.2024)
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