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Seite:Die Gartenlaube (1863) 735.jpg

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1863)

sendet Gaben, so viel Ihr könnt! Oder soll man Euch als Beispiel erst noch jene Nation vorhalten, gegen deren Herrscher jene Kriege geführt wurden? Soll Deutschland gegen seine Braven, welche der Befreiung des Vaterlandes Blut und Leben weihten, nicht auch dankbar sein? Nein – nein! Wohl werden auch von anderen Seiten gleiche Mahnungen ergehen, und gewiß wird Niemand denselben sein Herz verschließen. Das Bewußtsein, jenen Greisen noch den kurzen Abend ihres Lebens verschönt zu haben, ist eine Belohnung, welche die Liebesgaben hundertfach aufwiegen wird.[1]

Das walte Gott!

A. B.



Blätter und Blüthen.

Das Schulze-Delitzsch-Album. Wie unsere Leser wissen, befand sich unter den Ehrengaben, welche unserm hochverdienten Schulze-Delitzsch am 4. October gleichzeitig mit der gesammelten bedeutenden Geldsumme als Dankeszeichen überreicht wurden, auch ein reichgeschmücktes, mit kunstvollen Gedenkblättern ausgestaltetes Album. Die Anregung zu diesem sinnigen Huldigungsgeschenke war von einem durch die gleiche Gesinnung und in derselben Verehrung für den Gefeierten verbundenen Kreise in Gotha ausgegangen, zunächst von den Herren Rechtsanwalt Dr. F. Henneberg, Regierungsrath Müller, Bürgermeister Hünersdorf, Senator Döll, Hofrath und Hofmaler Emil Jacobs und Kaufmann Klug. Es sollte dem Erwecker der Bewegung auf dem Gebiete der gewerblichen Selbsthülfe und Selbstverantwortlichkeit ein werthvolles deutsches Gedenkbuch mit Erinnerungsblättern aus allen Städten und Kreisen gestiftet und zu diesem Ende eine Sammlung kleiner Beiträge aller Derer veranstaltet werden, „die“ – so heißt es in dem auffordernden Rundschreiben – „unbedingt mit freudigem Herzen geben,“ da „kein Heller dabei sein soll, welcher nicht mit vollster Freudigkeit und Hingebung geboten wird.“ In der wahren Bedeutung des Wortes eine Liebesgabe, – das war es, was man darbringen wollte.

In diesem Sinne ward das Unternehmen mit sicherem Vertrauen begonnen und fand auch allenthalben, wohin die ersten Circulare ergingen, den lebhaftesten Anklang, so daß es neben der glänzenden Durchführung der größeren Dankessammlung gelungen ist, das Schulze-Delitzsch-Album in würdigster Weise herzustellen, – ein sprechender Beweis, welchen festen, tiefen Boden Schulze und sein Wirken im Geiste und im Herzen der Nation gewonnen haben.

Das Album ist etwa 50 Centimetres lang und 40 Centimetres breit und aus rothem und schwarzem echtem Sammt hergestellt. Das Hauptfeld, in dessen Mitte der dichte goldene Eichenkranz mit der Inschrift: „dem Begründer der deutschen Genossenschaften, Herrn Hermann Schulze, dankbare deutsche Bürger,“ nimmt der rothe Sammt ein. Alle Verzierungen an demselben sind von Silber, stark vergoldet und von getriebener ciselirter Arbeit. In den goldenen Eckenverzierungen befinden sich auf beiden Seiten acht große orientalische Granatschalen, auf welche das Album beim Liegen zu ruhen kommt. Dasselbe ist im Innern mit weißem Atlas gefüttert und ruht in einem massiven Kasten von Palistanderholz.

Außer dem von der Hand des bekannten Malers Emil Jacobs in Gotha mit schönen, passenden Randzeichnungen gezierten Widmungsblatte und dem der poetischen Feder des Dr. Fr. Henneberg entflossenen Weihgedichte enthält es Blätter von Freunden in Delitzsch, von Freunden im Teutoburger Walde (Meinberg, Blomberg, Lage, Horn), von den Arbeiterfortbildungsvereinen in Kurhessen (Castel, Hanau, Fulda, Melsungen, Rodenberg, Bockenheim), von Freunden in Erfurt, von den Mitgliedern der Gewerbebank in Friedrichsrode, desgleichen des Arbeitervereins in Nürnberg, des Vorschußvereins in Osterfeld, des Arbeitervereins in Offenbach, des Vorschußvereins in Halle a/S., des Nationalvereins in Gotha, des Vorschußvereins in Naumburg a/S., des Handwerkervereins in Königsberg i/Pr., von Freunden in Ohrdruf, des Vorschußvereins zu Pasewalk, des Nationalvereins zu Lübeck, des Arbeitervereins zu Pforzheim, des Vorschußvereins in Gotha, des Vorschußvereins in Guben, der europäischen Mode-Akademie zu Dresden, des Darlehnvereins der Oranienburger Vorstadt zu Berlin, von Freunden in Görlitz, von Freunden in Mühlhausen, von den Genossenschaften und Freunden in Hamburg, fast alle mit bezüglichen Randskizzen, mit Gedichten, Sprüchen, photographischen Darstellungen und Aehnlichem geziert. Einige weitere Blätter aber sind noch in Aussicht gestellt, so von Cannstadt und Rüdesheim.

Bei allen Beschauern hat das höchst gelungene Album, dessen Metallarbeit vom Hofjuwelier B. Gutjahr in Gotha ausgeführt worden ist, während der Einband mit seinem Zubehör dem Buchbinder Lange, ebendaselbst, verdankt wird, die Anerkennung eines Kunstwerks gefunden. Wollte man Erzeugnisse des deutschen Geistes und der deutschen Natur darbringen, so konnte gewiß nichts Köstlicheres geboten werden, als ein solches Gedenkbuch und jener vaterländische würzige Feuerwein, welchen eine Zahl von Freunden dem allverehrten deutschen Manne aus einem der vorzüglichsten Keller des Rheingaues gewidmet hat, jener herrliche, goldklare Rüdesheimer, bei dessen Duft sich der Deutsche so gern in freudiger Begeisterung dessen erinnert, was seine Brust am höchsten schlagen macht.

Uebrigens ist das Album nur als ein Anfang zu betrachten. Gar mancher Verehrer Schulze’s ist durch die erwähnte größere Sammlung verhindert worden, die Aufmerksamkeit der Freunde für das kleinere Geschenk eines Albums zu gewinnen, und so harrt dasselbe der nachträglichen Fortsetzung und Vollendung. Jetzt, wo durch das Gelingen der Sache das Interesse an derselben neu erweckt ist, wo das ganze Unternehmen durch die Erklärung und den Dank des Herrn Schulze die wahre Geistes- und Weihetaufe erhalten hat, jetzt ist es an der Zeit, daß diejenigen Städte, welche vom Album zurückgeblieben sind, nachträglich von Künstlerhand Blätter anfertigen lassen und solche in das Album einlegen, damit solches ein Bild des deutschen Lebens gewähre, ein wahrhaft deutsches Album werde. Dazu fordern wir mit dem Bemerken auf, daß die Länge der Blätter 46 Centimetres und 5 Millimetres und die Breite 35 Centimetres und 6 Millimetres beträgt und daß solche, zwischen Pappen verpackt, unmittelbar Herrn Schulze-Deltizsch in Potsdam zuzusenden sein würden.

Die Uebergabe des Albums erfolgte, wie erwähnt, am 4. Octbr 1863 in Schulze’s Wohnung in Potsdam in schlichtester Weise durch Rechtsanwalt Dr. Henneberg aus Gotha und Tischlermeister Troitsch aus dem Mutterhause der Genossenschaften zu Delitzsch.

Der Uebergabe selbst folgte ein fröhliches Mahl der Mitglieder der Deputation im Gasthof zum Einsiedler in Potsdam, bei welchem der deutsche Trinkspruch, die höchsten Ziele des Vaterlandes und der Menschheit in Worte der Freunde zu Freunden kleidend, zu seiner edelsten Bedeutung kam, ein Tag so schön, daß er Jedem unvergeßlich bleiben wird, der das Glück hatte, ihn mit zu erleben.

Dies erhebende Potsdamer Octoberfest und die über dasselbe in den verschiedenen Zeitungen veröffentlichten Berichte scheinen es übrigens erst gewesen zu sein, was die allgemeine Aufmerksamkeit unserer überrheinischen Nachbarn auf die großartigen Erfolge von unseres Schulze-Delitzsch Wirksamkeit gelenkt hat. Mit einem Male finden fast alle Pariser Hauptblätter nicht Worte genug der Anerkennung für das, was ein einzelner Mann in’s Leben gerufen und geleistet hat, in dessen Herzen die opferfreudige Liebe zum Volke die erste Stelle einnimmt. Verwundert, daß eine solche Bewegung den Franzosen unbekannt bleiben konnte, daß sie nicht in ein Land einzudringen wußte, welches früher so mächtig von dem Streben nach der Lösung der socialen Frage erfüllt war, wenden sie sich jetzt mit der dringenden Aufforderung an den französischen Arbeiterstand, in Gründung von Vorschußvereinen und Genossenschaften dem Beispiele der deutschen Brüder nachzueifern. In Folge dieser Anregung sind denn auch bereits zwei Arbeitervorschußvereine – von den Schneidern und den Knopfmachern – nach Schulze-Delitzsch’s Principien in Paris in’s Leben getreten.




Ein echter deutscher Student. Es war im Jahre 1811. Napoleon stand auf dem Gipfel seiner Macht, und auch in der Universttätsstadt Jena sollte der 15. August, des Allgewaltigen Geburtstag, festlich begangen werden. Schon wochenlang vorher wurde eine Aufforderung an die Studirenden erlassen, sich an der beabsichtigten Feier zu betheiligen.

Da, am Abende des 5. August, schob die Hand eines Studenten ein Papierblatt durch das Gitter des schwarzen Bretes, worauf wörtlich stand wie folgt:

„Antwort auf die Einladung zum Napoleonsfeste!

Welcher unbesonnene Hundsfott konnte sich unterfangen die braven teutsch gesinnten Jünglinge Jena’s einzuladen zur Feyer eines Tages, wo man die Erde mit Trauerflor bedecken und blutige Thränen weinen sollte!

Ja! wär’s seine Todtenfeyer, gern würde jeder brave Bursche Jena’s um seinen Galgen tanzen.“

Ein Commilitone las die kühne Ansprache und war niederträchtig genug, als Denunciant aufzutreten, unter der Namenschiffre Gn. schrieb er sofort einen Brief an den Kirchenrath Dr. Gabler und meldete, was ein Mitstudirender gethan hatte. Gabler verfügte sich augenblicklich zu dem damaligen Prorector, dem Geheimen Hofrathe Dr. J. F. Fuchs, und machte vom Geschehenen Anzeige. Dieser beschied ungesäumt die Pedelle Nitzschke und Täubner sen. und jun. vor sich und ließ von ihnen den gefährlichen Zettel beseitigen.

Sowohl der Brief an den Kirchenrath Gabler, als das Blatt selbst sind noch vorhanden. Sie befinden sich im Besitze des jetzt in Jena Philosophie studirenden Herrn F. W. Braunau, eines Großneffen des Geh. Hofraths Fuchs, der sie durch Erbschaft erhalten und uns von der Existenz des merkwürdigen Schriftstücks unterrichtet hat. Derselbe bewahrt auch noch das Protokoll, welches von dem Vorfalle aufgenommen worden ist. Es berichtet, daß alle vom 5. bis 16. August nach dem Urheher der That angestellten Nachforschungen erfolglos geblieben sind.

Wir erlassen uns und unsern Lesern jedwede Betrachtung über die Gefahr, welcher sich der wackere deutsche Jüngling aussetzte, der es wagte, unter tausend Spionenaugen seine kühnen Worte an öffentlichem Orte anzuheften. Wohl aber erführen wir gern, ob der Brave noch lebt, damit wir ihm aus vollem Herzen unsere Verehrung aussprechen und ihn der heutigen Jugend als ein Vorbild patriotischer Gesinnung und männlichen Muthes bewundernd zeigen könnten. Wer weiß, ob die Zeit nicht nahe ist, wo sie von solchen Vorbildern zu lernen hat!




Aufruf deutsch-amerikanische Erbangelegenheiten betreffend. Uns geht so eben das nachfolgende Schreiben zu: „Das unterzeichnete General-Consulat der Vereinigten Staaten von Amerika für Frankfurt a. M. und die umliegenden Länder wird von jetzt ab ihm regelmäßig zukommende Listen von in Amerika verstorbenen Deutschen, deren Erben auf gewöhnlichem Wege nicht ermittelt werden

  1. Ich habe den herzlichen Worten meines Mitarbeiters nur noch die Versicherung hinzuzufügen, daß ich etwaige Geldsendungen gern in Empfang nehmen und an die betreffenden Comité’s befördern werde.
    Ernst Keil.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1863). Leipzig: Ernst Keil, 1863, Seite 735. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1863)_735.jpg&oldid=- (Version vom 6.10.2024)
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