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Seite:Die Gartenlaube (1864) 416.jpg

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verschiedene: Die Gartenlaube (1864)

sich in der letzten Zeit nur selten öffentlich. Ich erlaubte mir einmal gegen einen berühmten hiesigen Componisten eine Bemerkung über Meyerbeer’s einfache Lebensweise; „que voulez-vous?“ entgegnete mir der französische Tondichter, „il veut se faire pardonner sa gloire!“ Einem Briefe Offenbach’s, des bekannten Componisten des „Orpheus in der Unterwelt“ etc. entnehme ich die nachfolgenden Stellen, weil sie Meyerbeer sehr gut charakterisiren.

Meyerbeer arbeitete täglich acht Stunden. Das war seine einzige Freude, seine einzige Zerstreuung. In Ems und in Berlin, wo ich ihn viel sah, blieb er fast den ganzen Tag in seinem Studirzimmer eingeschlossen. Ich wagte nicht, ihn zu besuchen, weil ich ihm lästig zu sein fürchtete. Eines Tages sagte er mir: „Warum lassen Sie sich denn gar nicht sehen?“

„Weil ich Sie nicht stören will, Meister!“

„Kommen Sie ja; ich bin so glücklich, wenn ich zuweilen ein wenig gestört werde!“

Man kann fast behaupten, daß in ganz Europa keine Note neuer Musik gespielt wurde, die er nicht hören und beurtheilen wollte. Für die kleinen Theater, die seine Werke nur stückweise und sehr unvollkommen geben konnten, war er voll Nachsicht. Auch setzte er sich über den deutschen Gebrauch hinweg, der verlangt, daß eine Oper wo möglich nicht länger als drei Stunden dauern soll. Dadurch machen sich in seinen Werken für Deutschland viele Kürzungen nothwendig. Ich war sehr entrüstet hierüber und sprach ihm meinen Unwillen aus. Da entgegnete er mir lächelnd: „Es ist besser, mit einem Arme weniger zu leben, als gar nicht zu leben!“

Meyerbeer hegte in seinem Herzen ein Gefühl, das ihm über Alles heilig und theuer war: die tiefste Verehrung und Liebe für seine verstorbene Mutter. Wenn er von ihr sprach, standen ihm die Thränen in den Augen. Am Tage der ersten Vorstellung von „Robert der Teufel“ hier in Paris, im Monat November 1831, empfing Meyerbeer einen Brief seiner Mutter mit der Aufschrift: „Zu eröffnen nach der ersten Vorstellung des Robert.“ Als nun am Abend der Vorhang zum letzten Male gefallen war und das jubelnde Publicum den großen Triumph des Componisten stürmisch bezeugte, erbrach dieser den Brief seiner Mutter und fand darin die folgenden Worte:

„Der Herr segne und behüte Dich!
Er lasse sein Antlitz leuchten über Dir!
Er bewahre Dich und schenke Dir den Frieden!
 Deine Mutter.“

Dieser Brief ward für Meyerbeer ein wirklicher Talisman. Stets trug er ihn in einer Brieftasche bei sich und oft ging er in sein Zimmer zurück, um diese Brieftasche zu holen, wenn er sie ja einmal zufällig hatte liegen lassen.

F. D. P. 




Die Briefmarken-Sammlungen der Kinder. Man halte mich nicht für einen schulmeisterlichen Pedanten, wenn ich die geißelnde Hand an eine Sache lege, die zur Modesache, zur Sucht geworden ist. Der Geburtstag meines Knaben, meiner Tochter steht vor der Thür, und ich bin in Verlegenheit, was ich dem Kinde schenken soll! – So spricht der liebe Papa oder die liebe Mama. Mit Spielzeug ist das Kind zum Ueberdruß versehen und da erhält es denn, – die Mode will es so – ein Briefmarkenalbum. Der Grund ist gelegt! Wozu? Zu Schlichen und Schachereien! Und der Schauplatz dieser Kaupeleien und Schachereien ist – die Schule! Ueberzeugt Euch selbst, Eltern und Lehrer! Durchsucht den Bücherranzen Eurer Kinder und Schüler. Der unentbehrliche Begleiter der Schulbücher ist das Briefmarken-Album. Ist kein Album vorhanden, so durchblättert oder durchschüttelt die Schulbücher, zwischen jedem Blatt finden sich Marken, und der Boden der Schulstube ist nach einer derartigen Reinigung von Briefmarkcn übersäet. Als unschuldiger Begleiter möchte die Markensammlung passiren, trotzdem dieselbe, streng genommen, nicht in die Schule gehört; aber sie ist nicht immer ein solcher.

Welcher Platz ist aber auch geeigneter, die Briefmarken-Schacherei zu betreiben, als die Schule? Treffen sich doch hier Käufer und Verkäufer am bequemsten und in Masse. Von den Störungen, Verboten, Bestrafungen, welche dies in den Schulen veranlaßt, will ich hier nicht sprechen. Gewiß, jeder Classenlehrer könnte darüber capitellange Lamentationen schreiben. Aber des schlimmen Einflusses auf den Charakter des Kindes sei hier erwähnt. Der Knabe ist zu träge, seine Schularbeiten zu fertigen, oder hält sie für zu schwer. Einige Briefmarken – und er findet einen Helfer an einem Cameraden. Damit hat er einen Weg, seine Faulheit und Trägheit zu verdecken, kennen gelernt; aber nicht blos diesen, er hat auch leicht durch Unterschlagung den Weg zum – Diebstahl gefunden. Denn je nach Größe oder Schwere der Arbeit verlangt der Helfer gewiß eine seltene und theure Marke. Das Kind besitzt die Marke – den Kaufpreis für die Arbeit – nicht, muß dieselbe sich erst erwerben und schlägt – die Noth drängt – böse Wege dazu ein.

Einer gewissen Schulpolizei durch obere Schüler ist nicht immer auszuweichen. Ueber Vergehen gegen dieselbe helfen einige Briefmarken, und beide Theile haben den Weg der Bestechung kennen gelernt. Wie viele suchen sich die gegenseitige kindliche Zuneigung durch Markenspenden zu erkaufen, wie viele benutzen dies, diese Gefühle nur gegen Zahlung einer Marke zu erwidern und sich zu Heuchlern, heuchlerischen Speculanten heranzubilden!

Und liegt denn ein wirklicher Werth in einer derartigen Sammlung? Nur die Speculation oder die Sammlerwuth wird dadurch wachgerufen. Erstere, auf diese Weise beim Kinde angeregt, kann unmöglich zu Gutem führen, letztere aber doch wohl auf edlere Weise mäßig gepflegt werden.

Bietet die Natur nicht Gelegenheiten genug, sich schönere und werthvollere Sammlungen, die zugleich die geistige Ausbildung fördern, anzulegen? Hat das Anlegen eines Herbariums, einer Mineraliensammlung, das Aufsuchen von Versteinerungen u. dergl., zugleich mit dem Genuß der Natur, nicht einen edleren Einfluß auf den Geist und Körper des Kindes, als wenn dies in der Stube hinter dem Album hockt und todte, buntbeklexte, unappetitlich aussehende Marken begafft?

Länder-, Staaten-, Porto-Kunde und was sonst noch damit erzielt werden soll, sind bloße Beschönigungen.

H. G. 




Deutsche Erbschaften in Australien. Aus Melbourne sendet „der Central-Ausschuß der deutschen Vereine in Victoria etc.“ der Redaction der Gartenlaube die Mittheilung zu, daß derselbe, als Organ der verschiedenen deutschen Vereine in Victoria und anderen Colonien Australiens für gemeinsames Handeln und Wahrung und Förderung ihrer gemeinsamen Interessen, unter Anderem die Pflicht auf sich genommen habe: „Anfragen zu beantworten und Aufschlüsse zu geben, welche australische Verhältnisse und das allgemeine Interesse betreffen, wenn dieselben von Vereinen und öffentlichen Organen gemacht werden sollten, welche dem Auswanderungswesen und den deutschen Ansiedlern in der Fremde ihre Aufmerksamkeit widmen, um das deutsche Publicum über wichtige Interessen zu unterrichten, die bis jetzt kaum eine Erwähnung finden.“ Von besonderer Beziehung für Deutschland ist die Sorge für die Hinterlassenschaft dort gestorbener Deutscher. Sind nämlich die Erben unbekannt, so geht die Erbschaft in die Verwaltung der Regierung über, in welcher sie von Jahr zu Jahr mehr zusammenschmilzt. Um solche Erbschaften womöglich den rechtmäßigen Erben zuzuführen, hat Herr W. A. Brahe, 57 Chancery Lane in Melbourne, auf Aufforderung des Central-Ausschusses, die Besorgung der nöthigen Geschäfte in dieser Angelegenheit übernommen, und die Gartenlaube veröffentlicht hiermit gern die Liste der Namen von Deutschen, welche seit 1848 in den deutschen Colonien Australiens gestorben sind. Sie sind: Carl Adam, gestorben in Taradale, 23. Septbr. 1863, Hinterlassenschaft: noch unermittelt; – Heinrich Briese, gest. in Buckland 1861, Hinterl.: 72 Pfd. 2 Sch.; – Carl Friedrich, oder Friedrich Carl, gest. in Hochkirch 1855, Hinterl.: 26 Pfd. 8 Sch.; – Peter Fabren, gest. in Ballarat 1857, Hinterl.: 31 Pfd. 8 Sch.; – Friedrich Lange (angeblich aus Preußen), gest. in Ballarat 7. März 1864, Hinterl.: 650 Pfd.; – von Pien, gest. in Inglewood 23. Aug. 1863, Hinterl.: 130 Pfd. 1 Sch. 6 D.; – Friedrich Schwebe, gest. in Snowy Creek 1857, Hinterl.: 23 Pfd. 1 Sch. 4 D.; – Eduard Strieger, gest in Stringers Creek 29. Sept. 1863, Hinterl.: 176 Pfd. 10 Sch. ; – Eduard Volkmar, gest. in Barker’s Creek 1858, Hinterl.: 45 Pfd. 5 Sch. 3 D.; – Carl Wienhardt, gest. in Melbourne 11. Mai 1863, Hinterl.: ungefähr 500 Pfd.


Nicht zu übersehen!

Mit dieser Nummer schließt das zweite Quartal unserer Zeitschrift. Wir ersuchen die geehrten Abonnenten, ihre Bestellungen auf das dritte Quartal schleunigst aufgeben zu wollen.


Außer den trefflichen Beiträgen eines Bock, Schulze-Delitzsch, Carl Vogt, Berlepsch, Beta, Max Ring, L. Storch, Guido Hammer, Franz Wallner, Alfred Meißner, Temme, Fr. Bodenstedt etc. etc. werden im nächsten Vierteljahre unter Andern nachstehende interessante Artikel Aufnahme finden:

Der Bettler vom Capitol. Erzählung von Franz Ziegler – Novellen von L. Schücking und Heigel – Ein Muster echter Souverainetät, von F. Geugel – Die todte Eva. Historische Episode von G. Hiltl – Die Nacht vor Fridericia, von einem Augenzeugen – Der Erbauer der ersten großen Eisenbahn in Deutjchland, von M. M. v. Weber – Ein Besuch bei George Sand, von J. Dessauer. Zweiter Tag – Sociale Vorträge von Schulze-Delitzsch. Nr. 1: Bischof Kettler und die Arbeiter – Ein Besuch beim Altmeister Goethe, von Ernst Förster. Mit Illustration von Neureuther – Erinnerung an Herloßsohn, von Ferd. Stolle. Mit Illustration – Ein patentirtes Gespenst, von Brömel. Mit Illustration – Fünf Löwen und ihr Bändiger. Mit Illustration von Leutemann – Ein Besuch auf der Jungfrau Blick, von Friedrich Spielhagen. Mit Illustration – Wislicenus und sein Bibelwerk. Mit Illustration – Ein Künstlerfürst. Mit Illustration – Der Erbförster, von Guido Hammer. Mit Illustration – Sonntagmorgen in Betzingen, von Herm. Kurtz. Mit Illustration von Pixis in M. – Erinnerungen aus dem Leben des Marschall Pelissier – Ein seltenes Verbrechen – Pariser Schwindel. Eine culturhistorische Skizze etc. etc.

Außerdem kommen die bereits früher angekündigten Beiträge zum Abdruck:

Auf Firn und Eis. Mit Illustration – Bilder aus dem Thiergarten, von Brehm – Eine Gletscherfahrt, von G. Studer. Mit Illustration – Die Kindererziehung in Beispielen, von einem Schulmanne – Vor Postschluß am Freitag Abend in London. Mit Illustration.

Alle Postämter und Buchhandlungen nehmen Bestellungen an.

Leipzig, im Juni 1864.

Ernst Keil. 
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1864). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1864, Seite 416. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1864)_416.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)
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