verschiedene: Die Gartenlaube (1867) | |
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Das Rußland Alexander’s des Zweiten ist ein anderes als das Nikolaus’ des Ersten. Es ist frei von der Sclaverei, welche an seinem Grund und Boden haftete, frei auch von einer Strafrechtspflege, die so lange europäischer Gesittung Hohn sprach;
denn unter dem Regiment des derzeitigen Kaisers hat weder die Knute, jene dreigespaltene Geißel mit den Eisenhaken, dem Gemißhandelten das Fleisch vom Leibe zu reißen, noch die Plete, die Peitsche mit den Bleikugeln, welche dem Delinquenten die Brust zerbrechen, jemals ihre blutigen Dienste thun müssen. Wenn daher in der neueren Zeit auch die deutsche Auswanderung mehr als früher ihr Auge auf Rußland richtet, als auf ein Land, wo noch Hunderte, ja Tausende von Quadratmeilen des fruchtbarsten Bodens bis über die Steppen der Kirgisen hinüber nur emsigerer Hände und intelligenterer Köpfe harren, um die außerordentlichsten materiellen Erfolge zu verheißen, so darf dies Leben nicht Wunder nehmen, nachdem das weite Slavenreich aus dem Zustande asiatischer Barbarei herauszutreten und auf allen Gebieten seines Lebens eine freiere geistige Bewegung den Fortschritt, die Bahn zu europäischer Civilisation und Humanität zu bezeichnen beginnt.
Sonder Zweifel eröffnet sich der Auswanderung nach dem Innern Rußlands mit seinen unerschöpflichen Hülfsquellen, ja bis nach Sibirien hinüber, das bekanntlich weit besser ist als sein Ruf,
verschiedene: Die Gartenlaube (1867). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1867, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1867)_197.jpg&oldid=- (Version vom 9.3.2017)