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Seite:Die Gartenlaube (1867) 487.jpg

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verschiedene: Die Gartenlaube (1867)

nicht fremd bleibt, ist selbstverständlich, zieren die Gemächer doch eine Menge von Gemälden der namhaftesten Düsseldorfer Meister.

So athmet die ganze Umgebung den wohlthuenden Geist glücklicher Häuslichkeit, belebt und gehoben durch die mannigfaltigsten Interessen ernster wie heiterer Art, vor Allem an Literatur und Kunst.

Und nun zu einem reizenden Stückchen moderner Romantik! Auf Doctor Faustus Zaubermantel schwingen wir uns über wogende Saatfelder hinweg nach dem hübschen Rococo-Schlößchen Benrath, das, eine Meile von hier, mit seinen dunkel schattigen Alleen, die an den Ufern des leise vorbeirauschenden Rheines münden, ein Lieblingsbesuch der benachbarten Ortschaften ist. Unsichtbar mischen wir uns unter die fröhlich plaudernde Gruppe von Herren und Damen, die dort auf der Gartenterrasse in der wonnigen Luft des lauen Sommerabends weilen. Von den nahen Jasminbüschen und üppig entfalteten Rosenbeeten steigt balsamischer Duft auf und erfüllt sinnberauschend mit würzigem Hauch ringsumher die Luft. Aus dem grünen Dunkel flötet die Nachtigall und begrüßt mit ihrem Liede den aufsteigenden Mond, der mehr und mehr die phantastischen Schnörkel des zierlichen Zopfbaues erhellt. Es ist eine Nacht,

„so köstlich, wie eines sel’gen Gottes Traum,“[WS 1]

und Jugend und Liebesglück scheinen die Genien des Ortes. Unwillkürlich versetzt uns die Phantasie in die Zeiten des Puders, der Zöpflein und rauschenden Reifröcke, deren Träger ein Säculum früher hier einem empfindsamen Schäferspiel zwischen „Amynt und Chloë“ gelauscht haben mögen, und schmerzlich vermissen wir den modernen Watteau, dessen zierlicher Pinsel auch das heutige Bild zu fesseln vermöchte.

Inmitten dieser Tafelrunde schöner Frauen und stattlicher Cavaliere, die sich dem Zauber der poetischen Scenerie hingeben, strahlt in den Rosen der Jugend das portugiesische und doch so echt deutsch blondlockige Königskind, die Erbprinzessin, eine der schönsten Frauen der Zeit, und bildet durch ihre blendende Erscheinung und durch ihr kindlich anmuthiges Wesen den leuchtenden Mittelpunkt des reizenden Kreises. Mit ihr vereint weiß ihr jugendkräftig blühender Gemahl in des Vaters liebenswürdiger Weise auch hier einen reichen geselligen Cirkel um sich zu versammeln. Wie er mit dem Fürsten das rege Interesse an geistigen Genüssen theilt, so ist es vorzugsweise die Malerei, der die Prinzessin sich mit Talent und Eifer unter der Leitung erfahrener Lehrmeister hingiebt.

Dort unter der Gruppe junger Damen sehen wir den jüngsten Familiensprossen, den fröhlich kecken Prinzen Fritz, der indessen dem aufmerksamen Beobachter unter der Hülle schäumender und oftmals überschäumender Lebenslust das ernst gediegene Naturell des Vaters nicht verbirgt. Er erzählt eben seinen neugierigen Zuhörerinnen von seiner letzten Reise zum Bruder Karl durch die rumänischen Fürstenthümer und deutet dabei als Illustration seines Berichtes auf die schöne Schwägerin, die heute ganz besonders anmuthig erscheint in der kleidsamen rumänischen Blouse von weißer Seidengaze, reich mit goldenen Spitzen und Stickereien durchwirkt, deren Ueberbringer Namens des galanten Schwagers in Bukarest er letzthin gewesen. Wohl mag es dem jungen Fürsten dort ein Werk der Erholung gewesen sein, in solcher Weise der fernen Lieben zu gedenken, ihm, der muthig die Herculesarbeit übernommen, den Augiasstall der noch tief im Argen liegenden Zustände seines Landes zu fegen. Mag sein fester, energischer Charakter auch ganz dazu angethan sein, seine schwere Aufgabe erfolgreich zu lösen, immer wollen wir ihm aus vollem Herzen ein „Glück auf!“ dazu wünschen.

Wollen wir aber dies innige Familienleben in seiner ganzen Blüthe kennen lernen, so müssen wir zu spätsommerlicher Zeit die bei Rheineck am Bodensee reizend gelegene Villa, die Weinburg, besuchen. Hier, in dieser paradiesischen Umgebung, ist dann der Lieblingsaufenthalt der fürstlichen Familie. Die letzten Reste zwingender Etikette des städtischen Hoflebens blieben, wo sie unumgänglich, zurück, die knappe Uniform des preußischen Kriegers ist vertauscht mit dem leichten Rock des rüstigen, alpenkundigen Bergsteigers, und wir selbst brauchen, als unbefrackte Touristen, nicht zu befürchten, am Eingangspförtchen des fürstlichen Tusculums abgewiesen zu werden. Nach dem Sprüchwort: „Wie der Herr, so der Diener“, empfangen uns treuherzige schwäbische Führer und geleiten uns freundlich durch den sauberen Ziergarten u. A. hinauf an den Bergeshang, wo wir vom „steinernen Tisch“ eine entzückende Aussicht auf das herrliche Landschafts-Panorama genießen. Besucher aller Stände finden auf der Weinburg die gastlichste Aufnahme und namentlich bekannte deutsche Schriftsteller und Künstler haben hier wochenlang mit dem Fürsten und den Seinigen in zwanglosester Weise verkehrt.

So haben wir eine Familie geschaut, wie sie nur in unserm Vaterlande zur edelsten Form sich durchbilden, eine Fürstenehe, wie sie nur unter dem deutschen Volke vorkommen kann. Glaubt der Leser aber jetzt, wo ich ihm Valet sage, ich habe diesem Fürstenhause, dessen Chef, wie ich wiederholt betone, der Erste war, der im Interesse der deutschen Einheit seine Souverainetätsrechte opferte, nur eine persönlich begeisterte Lobrede schreiben, meine Feder blos in die Tinte banaler Schmeichelei tauchen wollen – nun, so antworte ich auch ohne das einstimmig bestätigende Zeugniß Alt- und Jung-Düsseldorfs, das mir zur Seite steht, seinem zweifelnden Fragezeichen: Er komme selbst und sehe, ob die Farben des Bildes, das ich ihm im Geiste gemalt, allzuhell, allzufreundlich gegriffen waren.




Das October-Jubiläum auf der Wartburg.
Von Robert Keil.
(Schluß.)


Kaum waren die Festtheilnehmer von der Wartburg heimgekehrt, als sich falsche Nachrichten über das Fest und Verleumdungen desselben durch die sich überall wieder regende Reaction verbreiteten. Leider fanden dieselben in der kurz darauf erschienenen kleinen Festbeschreibung von Maßmann mit ihrer ausführlichen Darstellung der Verbrennungsgeschichte und ihren derben Ausfällen gegen die Verfasser der verbrannten Bücher reichhaltige Nahrung, und gegen dieses offene Hervortreten richteten sich vor Allem die Angriffe.

Diese Verbrennungsgeschichte war kein Theil der officiellen Feier, sie stand nicht mit auf dem Programm, geschah auch ohne Genehmigung, ja ganz ohne Vorwissen des Festausschusses. Wohl wußte, wie er selbst später offen erklärt hat, Professor Fries davon und hatte den Plan und das Bücherverzeichniß gebilligt, das Ganze war und blieb aber ein besonderes Vorhaben Maßmann’s, das er mit wenigen Eingeweihten vorbereitete und plötzlich ausführte. Von der überraschten Menge wurde die Demonstration lediglich als ein Studentenwitz aufgenommen und jubelnd mitgemacht. Schon in Eisenach erhoben sich aber bedenkliche Stimmen dagegen, mehr noch in Jena im Schooße der Burschenschaft selbst, und Maßmann hatte mancherlei Anfechtungen muthig und männlich mit dem Schwerte zu bekämpfen. Selbst Professor Kieser in seiner dem Feste gewidmeten Schrift nannte den ganzen Vorgang einen jugendlichen Muthwillen, und in der erst neuerdings erschienenen Biographie von Fries bedient sich dessen Schwiegersohn ebenfalls dieser Bezeichnung. Muthwillen – „ein schönes Wort, wer’s recht verstünde!“ Muthwillen – warum nicht Willensmuth? Lebensmuth? – Wer die Zeit nach den Freiheitskriegen recht geisteswach mit durchlebt hat oder jetzt nach fünfzig Jahren in anschaulichen Schilderungen nachlebt, mit allen ihren gräßlichen Verfolgungen, ja Hetzjagden; wer die damalige Erregtheit der Gemüther sich vergegenwärtigt, wird sich da, wo die Gegner der Burschenschaft und des Turnwesens an Unbesonnenheit und Unsinnigkeit sich überboten und wo das gesetzte und gesetzliche Alter eines königlich preußischen Ministers wie Herrn v. Kamptz in so wahrhaft entsetzlichen Schmähungen sich erging, über die ja stets wärmer schlagenden Herzen der Jugend nicht wundern können.

Die von den Jünglingen von 1817 verbrannten Schriften,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. zitiert nach „Tristan und Isolde“ von Karl Leberecht Immermann
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1867). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1867, Seite 487. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1867)_487.jpg&oldid=- (Version vom 29.1.2017)
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