Verschiedene: Die Gartenlaube (1870) | |
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wandelte, und das mit der Apotheose des großen Tondichters schließt. In
Berlin wie in Petersburg war die Hauptrolle in den Händen von H. Hendrichs,
der am 23. Januar, unmittelbar nach der Aufführung des „Beethoven“
im Alexander-Theater zu Petersburg, an den Dichter schrieb: „Ihr
‚Beethoven‘ erregte Fanatismus! Ich wollte, Sie wären zugegen gewesen,
um den Jubel mit anzuhören, den Ihr Werk in dem vollen Hause
erregte! Ich bin außer mir vor Freude! Denken Sie, am Schlusse des
Stückes rief mich die begeisterte Menge neunmal und während der übrigen
Acte zehnmal hervor und das Alles verdanke ich Ihnen. … In Berlin
hat Ihr ‚Beethoven‘ großen Erfolg gehabt, hier einen weit größeren. Im
letzten Acte blieb kein Auge thränenleer.“
Wir glauben keine Indiscretion gegen den Dichter zu begehen, indem wir die vorstehenden Zeilen, welche durch Privatmittheilung in unsere Hände gekommen sind, ohne sein Wissen veröffentlichen; die deutschen Bühnen aber werden auf das Zeugniß einer Autorität wie Hendrichs gewiß nicht zögern, nach Schmid’s „Beethoven“ zu greifen und durch seine Darstellung auf ihren Bühnen die Säcularfeier des großem mit seinem ganzen Dichten und Trachten tief im Volke wurzelnden, unsterblichen Meisters würdig zu begehen.
Noch einmal der schwarze Herzog. Zu dem in Nr. 8 der Gartenlaube gebrachten Artikel „Der Zug des schwarzen Herzogs“ erlaube ich
mir eine Episode hinzuzufügen, welche möglicherweise Aufschluß geben
kann, wodurch der Herzog gezwungen wurde, den Kampf mit dem Obersten
Wellingerode aufzunehmen, der nicht zufällig nach Halberstadt kam, sondern
Ordre hatte, dem Herzog den Weg nach der Weser zu verlegen.
Es war im Juni des Jahres 1809, als einige Officiere und Mannschaften des in Stralsund zersprengten Schill’schen Corps im Gasthofe zum „grünen Röckchen“ im Dorfe Ritterode bei Hettstädt (damals dem Königreich Westphalen einverleibt) anhielten, um sich und ihren Pferden nach einem angestrengten Ritte einige Erholung zu gönnen. Unwahr ist die von Einigen behauptete Thatsache, daß die Officiere das von ihnen Geforderte nicht bezahlt hätten.
Die Anwesenheit dieser von Kassel aus als Räuber gebrandmarkten Patrioten wurde dem damaligen Maire, Amtmann Lieberkühn in Meisberg, angezeigt, der sich sofort auf’s Pferd setzte und, da ihm eine ausreichende bewaffnete Macht nicht zu Gebote stand, im Verein mit dem Advocaten Helm in Hettstädt, die dasige Bürgerschützen-Compagnie aufbot und mit dieser, die sich mit Waffen jeder Art versehen hatte, gegen Ritterode zog, um die „Räuber“ aufzuheben. Die Officiere waren indeß durch Patrioten gewarnt und kamen dem bewaffneten Haufen entgegengeritten. Der älteste Officier erklärte, daß sie keine kriegerischen Absichten, gegen deutsche Bürger hätten, sondern sich nur im Kriege mit Napoleonischen Truppen und deren Verbündeten befänden, er appellirte an den Patriotismus und bat, sie ungehindert ziehen zu lassen, und ihre Absicht, sich den in Böhmen zusammengezogenen Schaaren des Herzogs von Braunschweig anzuschließen, nicht zu durchkreuzen.
In diesem Augenblicke fiel ein Schuß aus dem Haufen, nach Einigen von einem Schützen, nach Anderen von einem mitanwesenden westphälischen Gensd’armen abgefeuert, und ein Mann, ein Wachtmeister, wurde dadurch sofort getödtet.
Der Officier beruhigte seine Waffengefährten, die die Säbel gezogen hatten, und rief den Führern noch zu, daß er, obwohl er mit seinen wenigen Mann unter den unorganisirten Haufen ein schreckliches Blutbad anrichten könne, doch darauf verzichte, die Verantwortung für diese That den Führern überlasse und die Strafe einer späteren Zeit vorbehalte. Er ritt, von seinen Gefährten und dem Geschrei des verblendeten Haufens gefolgt, im Galopp davon.
Die Strafe für diese That ließ nicht lange auf sich warten. Am 26. Juli Nachmittags zog ein kleines Heer, Infanterie, Cavallerie und einige Geschütze, von Helmsdorf auf Hettstädt zu, welches, sobald es die Hettstädter Flur betrat, die gebahnten Wege verließ und durch das in üppigster Fülle stehende Korn auf die sogenannte Trotzwiese zu marschirte, woselbst es Bivouac bezog. Gleichzeitig ritten einige Husaren in die Stadt ein und durchsuchten das Haus des Advocaten Helm, um ihn für die an den Schill’schen Officieren ausgeübte Verrätherei zu bestrafen.
Durch Zufall war derselbe nicht zu Hause und konnte sich, rechtzeitig gewarnt, nach dem Harze retten. Der Herzog ließ den Maire kommen und gab vierundzwanzig Stunden Frist zur Herbeischaffung der schon oben genannten Herren, während er im andern Falle mit Einäscherung der Stadt drohte. Als nach Ablauf dieser Frist die beiden Führer nicht zur Stelle waren, unternahmen es zwei junge Mädchen, Geschwister Schröder, den Herzog fußfällig um Zurücknahme des, wie es heißt, schon gegebenen Einäscherungsbefehls zu bitten. Der Herzog willfahrte dem Flehen und verließ nach zweitägigem Aufenthalt am 28. Juli Hettstädt, um sich über Quedlinburg nach Halberstadt zu begeben, welches leider schon vor ihm vom Wellingerode erreicht war, was den Herzog zwang, den Kampf aufzunehmen.
Die Stadt Hettstädt mußte zur Strafe die während der zwei Tage von den Truppen des Herzogs nicht allzu sparsam gebrauchte Fourage und Lebensmittel aller Art bezahlen und hat dadurch eine Schuldenlast von vierzehntausend Thaler bekommen, an welcher die sonst arme Stadt noch heute amortisirt. Noch sei erwähnt, daß bei den erwähnten Schill’schen Officieren ein Herr v. Münchhausen sich befand, der, nach dem Frieden und nachdem jene Gegend zu Preußen geschlagen war, Landrath des Mansfelder Gebirgskreises wurde und seinen Wohnsitz in Hettstädt hatte, der Stadt, deren Bewohner ihn als Räuber einfangen wollten.
Eine Dampfmaschine in Miniatur. Ein erfinderischer Mechaniker
Nordamerikas, Trafton mit Namen, ist, wie uns von daher berichtet wird,
soeben mit der Construction einer wahrhaft wunderbaren Dampfmaschine
beschäftigt. Es wird eine Maschine in winziger Miniaturausgabe werden;
das ganze Metall, aus welchem sie besteht, liefert ein halber Dollar in
Silber, und wenn das Werk vollendet ist, wird es in einem Glaskasten
von dreiviertel Zoll im Durchmesser Platz haben. Der Cylinder hält blos
ein sechszehntel Zoll im Durchmesser, und im gleichen Verhältniß stehen
alle anderen liliputanischen Dimensionen des Baus. Der Dampfkessel ist
groß genug, um genau acht Tropfen Wasser zu umfassen, und die Hälfte
dieses Quantums wird die Maschine mehrere Minuten lang in Gang
setzen. Indeß sind schon früher in England noch viel kleinere Maschinen
hergestellt worden. Ein geschickter Modellbauer in London hat mehrere
der ungeheuren Maschinen, wie sie die großen Kriegsdampfer brauchen, in
so kleinem Maßstabe nachgebildet, daß sie auf einem Kupfer-Fünfpfennigstücke
stehen können; dabei sind alle Verhältnisse der Originale auf das
Genaueste wiedergegeben, und das Ganze ist in allen seinen Theilen so
correct und vollendet, daß das allerliebste Spielzeug wirklich arbeitete!
Derselbe Künstler, ein Uhrmacher seines Zeichens, baute ein mit
nöthigen Erfordernissen ausgestattetes Miniaturdampsschiff, welches durch
die erwähnte kleine Maschine allen Ernstes in einem Wasserglase in
Bewegung gesetzt wurde. Leider starb der merkwürdige Künstler sehr früh;
sonst würde die Welt sicher mehr von ihm gehört haben.
Die Ausnützung der Transportmittel auf den Eisenbahnen.
Wir erwähnten in unserem Artikel „Sicherheitsapparate auf der Eisenbahn“
in Nr. 13 der Gartenlaube die ungeheure Zahl von Personen- und
Güterwagen aus aller Herren Länder, welche sich fortwährend auf den
Eisenbahnlinien bewegen. Nun ist es aber irrig zu glauben, daß diese
Wagen auch in ihrem ganzen Verhältniß fortwährend benutzt werden.
Daß der vorhandene Wagenpark nützlich und zweckmäßig verwendet werde,
ist allerdings eine der wesentlichsten Aufgaben einer jeden Bahn; wie
schwierig das aber ist und wie viel daran fehlt, sehen wir am besten
daraus, daß von den circa einhundertundzwanzigtausend Güterwagen der
deutschen Vereinsbahnen die größere Hälfte immer leer läuft, denn der
größte Theil der auf eine fremde Bahn gesendeten beladenen Wagen kommt
leer, also nutzlos zurück: von der ganzen Tragfähigkeit eines Wagens
werden jährlich durchschnittlich nur achtunddreißig Procent in Anspruch
genommen. Noch ungünstiger ist dieses Verhältniß bei den Personenwagen.
Die zwölftausend Personenwagen der deutschen Vereinsbahnen mit einer
halben Million Sitzplätzen laufen manche liebe Meile leer herum, im
Durchschnitt sind bei ihnen jährlich von sämmtlichen Plätzen nur dreißig
Procent benutzt worden; die Ungleichheit des Verkehrs auf den einzelnen
Linien der nur in der Nähe großer Städte seine entsprechende Höhe erreicht
und hier bei einem Zuge alle Plätze verbraucht, die Reise- und Badesaison
des Sommers, die alle Coupés vollpfropft, und dann wieder der lange
Winter mit seinen wenigen vermummten Passagieren geben die Erklärung.
Trotzdem reichen weder Personen- noch Güterwagen hin, um den in Folge
immer neu eröffneter Bahnen sich täglich steigernden Verkehr zu bewältigen,
es müssen deshalb jedes Jahr noch siebenhundert Personen- und zehntausend
Güterwagen mehr gebaut werden.
Fr. Gerstäcker ist vor Kurzem das Unglück passirt, seinen Namen
auf dem Titel eines Romans zu sehen, den er gar nicht geschrieben hat.
Ein holländischer Buchhändler und zwar ein deutsch-holländischer hat sich
die Freiheit genommen, flottweg auf eine Schauder-Erzählung, „New-York bei
Tag und Nacht“, den Namen Gerstäcker als Autor zu setzen, obwohl
Gerstäcker weder direct noch indirect als Uebersetzer dabei betheiligt ist.
Selbstverständlich ist von Gerstäcker sofort eine energische Erklärung gegen
diesen Unfug erlassen worden, die erfreulicherweise von allen größeren holländischen
Zeitungen aufgenommen wurde.
In dieser Stunde.
In dieser Stunde denkt sie mein,
Ich weiß, in dieser Stunde!
Die Vögel schlafen groß und klein
Es schlafen die Blumen im Grunde.
Stehn tausend Sterne wunderbar,
Sie schaut hinauf und deutet mein,
Ich weiß, in dieser Stunde.
Sie sitzt wohl einsam und allein.
Und flüstert wohl den Namen mein
Halbleise mit schüchternem Munde.
Sie schickt mir Grüße lieb und schön
und winkt mir zu, als könnt’ ichs sehn,
Ich weiß, in dieser Stunde.
Gute Nacht und schließ’ die Aeugelein,
Gute Nacht in dieser Stunde!
Ich will im Traume bei dir sein
Von einem Tag, o, träume du,
Wo ich in deinen Armen ruh’;
Ja, bis dahin gedenke mein,
Jetzt und in jeder Stunde!
Verschiedene: Die Gartenlaube (1870). Leipzig: Ernst Keil, 1870, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1870)_224.jpg&oldid=- (Version vom 11.5.2019)