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Seite:Die Gartenlaube (1878) 063.jpg

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1878)

den die Aufhebung des Sclavenhandels ihnen verursacht hatte, und ein solches Rohproduct, dessen Export in größerem Maße höchst gewinnbringend erschien, ja welches bald durch die Fortschritte der Industrie eines der wichtigsten Handelsobjecte wurde, fanden sie in dem Palmöle.

Dichte Urwaldung bedeckte in größter Gleichmäßigkeit und Einförmigkeit den Küstensaum des westlichen Afrikas, Gebirge und Tiefland, nur an wenigen höheren Uferstellen durch freieres Terrain unterbrochen, häufig aber von kleineren Flüssen durchzogen und von mächtigen, an den Mündungen oft meilenbreiten Strömen durchschnitten, welche ihre schlammigen Wasser reißend schnell dem Meere zuführen. Diese Urwaldung zeigt namentlich in den Flußniederungen, wo Sonne und Feuchtigkeit ihre kraftvollen Wirkungen entwickeln und die höchste Mannigfaltigkeit organischer Natur schaffen und erhalten, eine Ueppigkeit und Pracht, wie sie nur den Tropen eigenthümlich ist. Ihren Baumbestand bilden im Wesentlichsten die Oelpalme (Elaeis guineensis) und die Weinpalme (Raphia vinifera). Die letztere ist in den sumpfigen Niederungen vorherrschend. Wo in dem Delta der Flüsse das Schwemmland, die Ablagerung der mitgespülten Schlammmassen, sich über das Niveau des Wasserspiegels erhebt und nicht mehr bei der Fluth von den brackigen Wellen überspült wird, ersetzt die Weinpalme, vereint mit dem stachligen Pandanus, die in den niedrigsten Theilen der Mündungsländer ausschließlich herrschenden Mangrove. Je höher das Land ansteigt, je trockener der Boden wird, umsomehr verschwindet allmählich die Raphia und macht ihrer Verwandten, der Oelpalme, Platz. In einer Höhe von dreihundert Metern über dem Meere verschwindet sie vollständig. Die Oelpalme dagegen bedeckt die höchsten Gebirge: auf dem gewaltigen Pik des Camerun wächst sie noch, wenn auch nicht mehr in gleicher Ueppigkeit, in dreitausend Metern Meereshöhe.

Elfenbeinhändler an der Westküste Afrikas.
Nach der Natur aufgenommen von Max Klingelhöfer.

Unter beiden Palmen hat man sich nicht schlanke Bäume vorzustellen, wie die bei uns bekannteren Cocos- oder Fächerpalmen, welche auf hohem Stamme die majestätische Laubkrone tragen; sie bleiben bescheidener, niedriger, fast buschartig, erscheinen aber dennoch imposant, und der Reisende, der zum ersten Male in solche Waldung tritt, wird bezaubert durch die Fülle und Dichtigkeit des Laubdaches, das diese Bäume über ihn spannen. Wenige Fuß über dem Boden trennen sich die Blattstiele von dem rauhen, faserigen Stamme, streben schräg in die Höhe und neigen sich mit ihren Spitzen in weitem Bogen, ihre langen Fiedern wagerecht ausbreitend. Der Stamm erreicht im Allgemeinen kaum vier Meter Höhe, die Blattstiele aber haben eine Länge von sieben bis zehn Metern. Die Blüthe bildet eine Rispe oder Traube, welche am kurzen Stiele zwischen den Abzweigungen der untersten Blattstiele am Stamme hängt.

Beide Bäume sind von der größten Wichtigkeit für die Eingeborenen. Sie liefern ihnen das Material zum Bau ihrer Hütten, Bast zum Flechten von Stricken, zum Anfertigen der Fischnetze. Von der Weinpalme wird auch das bekannte Getränk, der Palmwein, gewonnen, das beliebteste Genußmittel jener Länder, wo es nicht durch den importirten Rum und Branntwein verdrängt ist und nur den Weibern und Kindern als Anregungsmittel ihrer Nerven übrig blieb. Die Oelpalme aber ist der bedeutungsvolle Baum, welcher jenes wichtige Handelsproduct, das Palmöl, liefert: sie ist der Träger des westafrikanischen Handels.

Die Zubereitung des rohen Palmöles für den Handel erfordert nicht besondere Mühe. Die Palmfrüchte, welche von rundlicher Form und der Größe einer Wallnuß sind und einen großen, von dem öligen Fleische umgebenen Kern haben, sitzen, zu einer Traube vereinigt, am Stamme, in geringer Höhe, sodaß man sie in den meisten Fällen vom Boden aus erreichen kann. Sobald sie vollständig reif sind, werden sie mit Buschmessern abgeschlagen, die gesammelten in ein Gefäß aus Thon oder in eiserne Kessel geworfen, welche die Europäer zu diesem Zwecke einführen, und vermittelst hölzerner Stempel zerstampft. Sodann vermischt man den Brei mit Wasser,

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1878). Leipzig: Ernst Keil, 1878, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1878)_063.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)
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