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Seite:Die Gartenlaube (1878) 098.jpg

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1878)


es indessen sehr. Das liegt in erster Linie daran, daß, wie schon oben erwähnt, eine außerordentlich große Anzahl von Städten respective Dörfern die Räucherei betreibt; in den meisten derselben werden Declarationen der verarbeiteten Quantitäten behördlicherseits nicht verlangt. Des Weiteren geben auch die Ein- und Ausfuhrlisten und andere statistische Nachweise der größeren Handelsplätze hierüber insofern nur ganz unklare Auskunft, als man nicht die Rubrik „Bücklinge“, sondern nur diejenige der geräucherten Fische zu führen pflegt, also Aal, Sprott, Lachs, Dorsch, Flunder, Makreele, Maifisch, Schnepel etc. Diese gesellen sich also in den Registern zum Bückling und können nicht wieder von ihm getrennt werden. Eine annähernde Schätzung könnte man allenfalls auf Grund der Angabe Brehm’s versuchen, daß durchschnittlich jährlich 10,000 Millionen Häringe gefangen werden. Deutschlands Fischerei steht leider noch auf so niedriger Stufe, daß noch nicht drei Procent hiervon auf seinen Anteil kommen. Es ließe sich annehmen, daß von diesen 300 Millionen Häringen 10 bis 15 Procent in Bücklingsgestalt zum Vertrieb kommen, doch können wir für diese Zahl nicht einstehen, da unsere sämmtlichen Versuche, Genaueres hierüber zu erkunden, erfolglos geblieben sind.

Gustav Kopal.






Erinnerungen aus dem Kriege mit Frankreich.
Von Moritz Busch.
8. Etwas von dem, was uns der Kanzler in Versailles erzählte.
Nachdruck verboten.

Ich habe im vorigen Abschnitte gesagt, die Unterhaltung bei Tische sei im Jeffe’schen Hause eine lebhafte und vielfach lehrreiche gewesen, wenn der Kanzler am Essen theilgenommen habe. Im Folgenden gebe ich eine Auswahl dessen, was er bei diesen und einigen anderen Gelegenheiten äußerte oder erzählte. Im Betreff der Erzählungen mache ich im Voraus darauf aufmerksam, daß der Stil derselben zuweilen mit seinen Sprüngen und stummen Voraussetzungen dem der Ballade gleicht, und daß das Gewebe häufig einen humoristischen Einschlag hat. Sowohl diese Geschichten, wie die Aussprüche sind, dünkt mich, Photographien ohne Retouche, das heißt, ich glaube gut gehört und gemerkt zu haben, und ich habe nichts Mittheilbares weggelassen, nichts geändert und nichts hinzugethan. Wo ich den Sprechenden einmal nicht genau verstanden, ist’s angegeben. Das Eine und das Andere wird Dem oder Jenem unbedeutend erscheinen; mir erscheint nichts von dem hier Mitgetheilten so.

Mehrmals erzählte der Minister von Fällen, wo er in Lebensgefahr gewesen. So hatte er einmal auf einer Tour in der Schweiz - wenn ich nicht irre, war’s bei einem Ausfluge nach dem Rosenlaui-Gletscher - mit einer Gesellschaft einen schmalen Grat passiren müssen. Eine Dame und der eine Führer waren schon drüben gewesen. Nach ihnen kam ein Franzose, dann Bismarck und hierauf der andere Führer. „In der Mitte der Kante sagte der Franzose: ‚Ich kann nicht mehr,‘ und wollte durchaus nicht weiter. Ich war gleich hinter ihm und fragte den Führer: ‚Was machen wir nun?‘ - ‚Steigen Sie über ihn weg, dann schieben wir ihm die Alpenstöcke unter die Arme, befestigen sie an ihm und tragen ihn hinüber.‘ - ‚Sehr schön,‘ sagte ich, ‚aber ich steige nicht über ihn hinweg; denn der Mann ist krank, packt mich in seiner Verzweiflung, und wir fallen Beide hinunter.‘ - ‚Nun, so drehen Sie um!‘ - Das war schwer genug, aber ich versuchte es, und es ging, und nun machte er das Manöver mit den Alpenstöcken mit Hülfe des anderen Führers.“

Einmal berichtete Hatzfeldt beim Thee, daß die Coburger Hoheit vom Pferde gefallen. „Glücklicher Weise ohne Schaden zu leiden,“ fügte Abeken mit froher Miene eilig hinzu. Der Chef wurde dadurch veranlaßt, uns von verschiedenen Unglücksfällen zu erzählen, die ihm selbst widerfahren. „Ich glaube, daß es nicht reicht, wenn ich sage, daß ich wohl fünfzig Mal mit dem Pferde gestürzt bin. Vom Pferde fallen ist nichts, aber mit dem Pferde, sodaß es auf einem liegt, das ist schlimm. Zuletzt noch in Barzin, wo ich drei Rippen brach. Da dacht’ ich: jetzt ist’s aus. Es war nicht so viel Gefahr, wie es schien, aber es that doch ganz erschrecklich weh.“ - „Früher aber, hatte ich einen merkwürdigen Zufall, der zeigt, daß das Denken des Menschen doch von seinem Gehirne abhängt. Ich war mit meinem Bruder eines Abends auf dem Heimwege, und wir ritten, was die Pferde laufen wollten. Da hört mein Bruder, der etwas voraus war, auf einmal einen fürchterlichen Knall. Es war mein Kopf, der auf die Chaussee aufschlug. Mein Pferd hatte vor der Laterne eines uns entgegenkommenden Wagens gescheut und war mit mir zusammengefallen und auch auf den Kopf. Ich verlor zuerst die Besinnung, und als ich wieder zu mir kam, hatt’ ich sie nur halb wieder. Das heißt, ein Theil meines Denkvermögens war ganz gut und klar, die andere Hälfte war weg. Ich untersuchte mein Pferd und fand, daß der Sattel gebrochen war. Da rief ich den Reitknecht und ließ mir sein Pferd geben und ritt nach Hause. Als mich da die Hunde anbellten - zur Begrüßung - hielt ich sie für fremde Hunde, ärgerte mich und schalt auf sie. Dann sagte ich, der Reitknecht sei mit dem Pferde gestürzt, man solle ihn doch mit einer Bahre holen, und war sehr böse, als sie das auf einen Wink meines Bruders nicht thun wollten. Ob sie denn den armen Menschen auf der Straße liegen lassen wollten? Ich wußte nicht, daß ich ich war, und daß ich mich zu Hause befand, oder vielmehr, ich war ich und auch der Reitknecht. Ich verlangte nun zu essen, und dann ging ich zu Bette, und als ich am Morgen ausgeschlafen hatte, war es gut.“ - „Es war ein seltsamer Fall: den Sattel hatte ich untensucht, mir ein anderes Pferd geben lassen etc. - alles praktisch Nothwendige that ich also. Hierin war durch den Sturz keine Verwirrung der Begriffe herbeigeführt. Ein eigenthümliches Beispiel, wie das Gehirn verschiedene Geisteskräfte beherbergt; nur eine davon war durch den Fall länger betäubt worden.“

„Ich erinnere mich noch eines andern Sturzes. Da ritt ich rasch durch junges Holz in einem großen Walde. Wie ich über einen Hohlweg weg wollte, stürzte ich mit dem Pferde und verlor das Bewußtsein. Ich muß wohl drei Stunden ohne Besinnung dagelegen haben; denn es war schon dämmerig, als ich aufwachte. Das Pferd stand neben mir. Die Gegend war weit weg von unserem Hause und mir ganz unbekannt. Ich hatte meine Geisteskräfte noch nicht ordentlich wieder. Aber das Nothwendige that ich auch hier. Ich machte den Martigal ab, der entzwei war, und ritt auf einem Wege, der, wie ich dann erfuhr, der nächste war - es ging da auf einer ziemlich langen Brücke über einen Fluß - nach dem nächsten Gute, wo die Pachtersfrau, als sie den großen Mann mit dem Gesicht voll Blut vor sich stehen sah, davonlief. Der Mann kam dann herbei und wusch mir das Blut ab, und ich sagte ihm, wer ich wäre, und daß ich die zwei oder drei Meilen nach Hause wohl nicht würde reiten können; er möchte mich fahren, was er denn auch that.“ - „Ich muß wohl fünfzehn Schritt fortgeflogen sein bei dem Sturze und war an eine Baumwurzel gefallen, und als der Doctor den Schaden besah, sagte er, es wäre gegen alle Regeln der Kunst, daß ich nicht den Hals gebrochen hätte.“

Am 21. October sagte der Chef bei Tische, entweder heute oder doch in diesen Tagen könne er sein parlamentarisches Jubiläum feiern. Vor fünfundzwanzig Jahren um diese Zeit sei er in den Provinziallandtag von Pommern eingetreten. „Ich erinnere mich,“ fuhr er fort, „daß es da schrecklich langweilig war. Ich hatte als ersten Gegenstand den übermäßigen Talgverbrauch am Armenhause zu bearbeiten. Wenn man daran denkt - wie man - ich habe da und später im vereinigten Landtage doch manche dumme Rede gehört - und (nach einer Pause, lächelnd) gehalten.“

Einige Tage später bemerkte er bei der Nachtischcigarre zum Oberregierungsrath Wagner, indem er von seiner formalistischen Thätigkeit sprach: „Ich weiß, mein erster Zeitungsartikel war über Jagd. Ich war damals noch der wilde Junker. Da hatte Einer einen hämischen Artikel über Parforcejagden gemacht. Darüber erzürnte sich mein Jägerblut, und ich setzte mich hin und

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1878). Leipzig: Ernst Keil, 1878, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1878)_098.jpg&oldid=- (Version vom 9.3.2019)
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