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Seite:Die Gartenlaube (1879) 476.jpg

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1879)


der Büste da – die stand dort in der Ecke auf einer schwarzen Säule – einen Kranz von Rosen aufgesetzt und sang, und das Alles machte sie wunderschön.

Ob der junge Baron nachher doch schwankend geworden ist, weiß ich nicht. Genug, seine Familie verfiel, den Trotzkopf zu zwingen, zuletzt auf ein Mittel, das schon manchen Stärkeren mürbe gemacht hat: sie entzog ihm seine Einkünfte, drohte mit Enterbung und –“

„Setzte damit auch die Liebe auf den Aussterbe-Etat,“ fiel ich ein.


Die Rosalien-Grotte auf dem Monte Pelegrino.
Nach einer italienischen Photographie.


„Mein Gott, was wollte der junge Baron auch machen!“ fuhr Frau Huber achselzuckend fort. „Was wird er viel gekonnt haben, sich sein Leben selbst zu verdienen! Das Einzige, was er wenigstens bei uns hier that, war, seine ewigen Cigaretten zu drehen, ein bischen Clavier zu spielen und viel Geld auszugeben. Das verstand er aus dem Fundament. Ob er bei seinen Freunden, den Officieren, viel Gescheidteres that, weiß ich nicht, glaub’ es aber kaum. Was wollte er jetzt machen? So sehr sie mir’s zu verbergen suchten, ich bin auch nicht von gestern und merkte bald, daß Schmalhans anfing Küchenmeister zu werden. Hätte er Schulden machen sollen? Das hätte ihm kaum schwer fallen können. Vielleicht wollt’ er nicht. Vielleicht, dacht’ ich mir manchmal – denn die Männer lernt Niemand aus – vielleicht ist es ihm bei aller Liebe und Verzweiflung, die er noch zum Besten giebt, gar nicht unangenehm, gedrängt und zu einer gewaltsamen Aenderung seiner Verhältnisse gezwungen zu werden. Wer kann das wissen? Aber er wurde verdrießlicher und verdrießlicher –, so kann es nicht mehr weiter gehen!“ – hörte ich ihn oft sagen. Seine Frau wollte wieder zur Bühne gehen und singen – das litt er nicht. Er lachte ihr in’s Gesicht, daß es mir wehe that. ,Wie sie ihm eine solche Zumuthung machen könne?’ rief er. Er zankte oft und brach den Anlaß dazu häufig vom nächsten Zaune, wie man so sagt. Da blieb er endlich gar einmal ein paar Tage aus, ohne einen Grund oder eine Entschuldigung anzugeben; auf die zärtlichen Vorwürfe, die er bei seinem Wiederkommen zu hören bekam, hatte er nur kurze, abweisende Antworten. Und nun wußte ich genau, wie viel es geschlagen hatte; mein armes Fräulein aber auch; denn sie wurde täglich stiller und trauriger; ich durfte ihr keine Rosen zu Kränzen mehr bringen, all mein gutgemeintes Zureden und Trösten half Nichts mehr, bis eines schönen Tages der alte Baron wiederkam.“

Frau Huber machte eine Pause und sah traurig vor sich hin. „Ja,“ sagte die wackere Frau dann, „das war ein Schrecken. Aber sie ließ sich von ihm doch nicht gleich in’s Bockshorn jagen. Er schickte mich zu ihr herein, ob er das Fräulein sprechen könne. ‚Das Fräulein?’ wiederholte sie langsam und zog die Schultern

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1879). Leipzig: Ernst Keil, 1879, Seite 476. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1879)_476.jpg&oldid=- (Version vom 21.5.2018)
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