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Seite:Die Gartenlaube (1882) 220.jpg

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1882)

Ludwig Kalisch †. Unsere Leser werden sich gern unseres geistreichen Mitarbeiters erinnern, der ihnen oft ein ebenso belehrender wie unterhaltender Führer durch die verschiedenartigsten Schichten des Pariser Lebens war. Nun ist dieser ausgezeichnete Humorist am 3. März, in der Mitte seines neunundsechszigsten Lebensjahres stehend, zur ewigen Ruhe eingegangen. Kalisch blickte auf ein innerlich mannigfach bewegtes Leben zurück: als zwölfjähriger Knabe hatte er seine Vaterstadt Polnisch-Lissa, verlassen um erst nach und nach spät festen Boden zu gewinnen und sich den Studien zu widmen. Auf den Hochschulen zu Heidelberg und München trieb er erst Medicin, bis die vergleichende Sprach- und Literaturforschung ihn ganz an sich zog.

Seine frühesten literarischen Leistungen fallen in die ersten vierziger Jahre, nachdem er sich in Mainz niedergelassen hatte. Dort veranlaßte es wohl das Carnevalstreiben, daß er ganz in den Dienst des Humors und der Satire ging. Er redigirte (und verfaßte größtentheils) vier Jahrgänge der „Narrhalla“ (1843 bis 1846) einer Carnevalszeitung, und gab rasch hinter einander „Das Buch der Narrheit“, „Schlagschatten“, „Lustiges in Wort und Bild“ und andere humoristische Schriften heraus. Seine „Shrapnels“ erschienen 1849, in demselben Jahre, in welchem die damals brausenden Revolutionsstürme auch ihn zwangen, den deutschen Boden zu verlassen. Er entfloh nach Paris, von wo er später einen Ausflug nach London machte, der ihn in den Stand setzte, sein treffliches Buch „Paris und London“ (1851, 2 Bände) zu verfassen. Paris blieb fortan seine Heimath und nahm nun auch sein irdisches Theil in seine Erde auf, nachdem der alte wackere Kämpfer in der Pariser städtischen Heilanstalt Dubois sein Leidens- und Sterbelager gefunden. Ludwig Kalisch wird nicht sobald vergessen werden; denn er hat in seinem Leben viele Menschen fröhlich gemacht, und die Freude hat ein gutes Gedächtniß. Wir erinnern hier nur noch an seine „Heiteren Stunden“ (1872), an seine „Bilder aus meiner Knabenzeit“ (1872), sein „Gebunden und Ungebunden“ (1876) und sein letztes Werk „Pariser Leben“ (1881). So lange noch frischer Frohsinn nach humoristischen Balladen und Romanzen greift, wird Ludwig Kalisch auf diesem Felde der Sieger bleiben und geehrt und geliebt werden. Und somit legt auch die „Gartenlaube“ ihren Kranz auf das Grab ihres alten treuen Mitarbeiters.




Der Fernsprecher im Dienste der Alpenistik. Dem deutsch-österreichischen Alpenvereine ist das Verdienst zuzuerkennen, die Förderung der Interessen deutscher Alpenländer gepflegt und insbesondere für Hebung des Fremdenverkehrs, durch Errichtung von Schutzhütten und Wegeverbesserungen fortschrittlich gewirkt zu haben. Indeß blieb es der im österreichischen Kronlande Kärnthen belegenen, besonders rührigen Section Eisenkappel vorbehalten, eine Erfindung im Alpengebiete praktisch zu verwerthen, die bisher wohl nur in unseren Weltstädten Anwendung fand. Neuerdings wird eine Telephonleitung vom Hochalpengipfel des Obir zu Thale geführt, den direct sprachlichen Verkehr aus der Höhe von einigen tausend Meter mit dem Städtchen zu vermitteln.

Alle bedeutenden Aussichtspunkte der österreichischen Hochgebirgsländer lassen gegenwärtig noch immer jene Leichtigkeit der Verbindung und jenen Comfort entbehren, welcher sich zu Gunsten der Touristenwelt an entsprechenden Stellen in der Schweiz vorfindet. Dieser mangelnden Verbindung zwischen Thälern und Gipfeln soll jetzt wenigstens am Obir durch das Telephon einigermaßen abgeholfen werden.

Aber auch die anderen berühmten Aussichtspunkte der österreichischen Alpen, wie z. B. die hohe Salve in Tirol, die Schmittener Höhe bei Zell am See, der Drobatsch oder die Villacher Alpe, lassen im Falle einer beabsichtigen Besteigung für die Bequemlichkeit des Besuchers Manches zu wünschen übrig, und es ist zu hoffen, daß die Sprechvorrichtung nach und vom Obirgipfel schnelle Nachahmung findet. Besonders ward zeither der Mangel für den Reisenden fühlbar, nicht zu wissen, ob er nach überstandener Strapaze in den beschränkt primitiven Wirthshäusern der Höhe auf Aufnahme und Unterkunft rechnen könne, und diesem Uebelstande soll hauptsächlich am Obir durch Fernsprech-Vorrichtung gesteuert werden.

Seine überaus günstige Lage, inmitten der Santhaler Alpen, wurde Ursache zur Errichtung einer meteorologischen Beobachtungsstation mit einer Schutzhütte und permanentem Wächterdienste. Der zu 2042 Meter ansteigende Berggipfel bietet die prachtvollste Uebersicht auf die Centralketten der Norischen und Julischen Alpen, und es unterliegt keinem Zweifel, daß für die bevorstehende Sommersaison die Anfragen der Touristen in Eisenkappel zum Gipfel und die Antworten von diesem herab zum Thale eine zahlreiche Frequenz der Schallleitung herbeiführen werden.

R. Z.


Eine liebe Hausfreundin. So und nicht anders dürfen und müssen wir eine Zeitschrift nennen, welche sich seit ihrem Bestehen längst das Heimathsrecht in mehr denn tausend Familien erworben hat. Wir meinen die „Cornelia, Zeitschrift für häusliche Erziehung, unter Mitwirkung bewährter und erfahrener Pädagogen und Aerzte, herausgegeben von Dr. Karl Pilz“. (Verlag von E. Kempe, Leipzig.)

Bekanntlich ist es mit der hochwichtigen Aufgabe der häuslichen Erziehung oft ein gar eigen Ding. Kindesherz und Kindesgeist bleiben häufig auf den ersten Stufen ihrer Entwickelung psychologische Räthsel. Da heißt es aufmerken, beobachten, belauschen, erwägen, wenn nicht in der Wahl der erziehlichen Mittel fehlgegriffen werden soll. Dazu bietet sich nun dem Hause die „Cornelia“ als treue Helferin und Beratherin, indem sie aus der Feder bewährter Pädagogen und Aerzte Artikel über alle erziehlichen Fragen und zwar in einfacher belehrender Form veröffentlicht, in schwierigen Fällen Auskunft ertheilt und durch populär medicinische Aufsätze einen unschätzbaren Gesundheitsrath für die Kinderstube bildet. Neben dem Ernsten und Belehrenden bietet sie manche treffliche Erzählung für Kinder und manches anziehende Lebensbild berühmter Erzieher und Erzieherinnen, ferner ein reichhaltiges Feuilleton, Artikel über Spiele, Kunst, Literatur, Volkserziehung, Vereinswesen enthaltend, und ist in ihrem stattlichen Gewande wohl angethan, überall als gute Hausfreundin willkommen geheißen zu werden.

F. W.


Ein Seebild.

Schwarz kochte das Wasser; anschwoll der Orkan;
Er pfiff in dem Tauwerk; er heult’ um die Raa’n
Es krachten die Planken und ächzten schwer;
Die Küste war nah’ und Nacht um uns her,

5
Ringsum zu erspähen kein warnendes Licht -

Schneenebel umhüllte uns eisig dicht,
und es peitschte der heulende Wind aus Nord
Sturzsee auf Sturzsee uns über Bord.
Mit Sturmsegeln liefen wir pfeilgeschwind -

10
Wir strebten in’s Meer entgegen dem Wind,

Doch das Schiff gehorchte dem Steuer nicht mehr,
Und der Sturm trieb höhnend uns vor sich her.
Da dröhnt’ es wie Brandung uns dumpf an das Ohr;
Da sprüht es wie ferne Schaumstreifen empor;

15
Da scholl das Commando durch’s Sturmgetos’:

„Hinunter die Anker, die Ketten los!“
Abrollten die Ketten - den Athem hielt an
An Bord der wettererprobteste Mann.
Wenn der Anker nicht faßte, die Kette zerriß

20
War eisiger Tod uns Allen gewiß;

Secunden des Wartens, ein Ruck, ein Schrei -
Die Ketten knarrten; die Brigg lag bei;
Der Anker hielt treulich fest in dem Grund:
Wir waren gerettet in letzter Stund’. -

25
Und als wir uns umsah’n im dämmernden Tag,

Das Schiff an des Hafens Barre lag;
Zwei Klafter noch weiter - wir wären zerschellt
Daheim nach der glücklichen Fahrt um die Welt.

L. B.




Kleiner Briefkasten.


Mehrere Hausfrauen in W. Ihre Annahme, als ob das „Versand-Geschäft“ von Mey und Edlich in Plagwitz-Leipzig die Versendung der „Gartenlaube“ an die Abonnenten ausführe, ist eine durchaus irrige. Der Versand unserer Zeitschrift erfolgt nach wie vor durch die Sortimentsbuchhandlungen und Postämter je nach der Ausgabestelle des Abonnements. Die Firma Mey und Edlich benutzt gegen die üblichen Gebühren, wie dies Jedermann freisteht, unser Blatt dann und wann zur Verbreitung ihrer Geschäftsempfehlungen, und würden derartige Beilagen allerdings zurückgewiesen werden, wenn Grund vorläge, an der Reellität der empfohlenen Waaren zu zweifeln. Die Firma genießt aber den Ruf solidester Geschäftsgebahrung. Die Papierwäschefabrik von Mey und Edlich besteht neben dem Versandgeschäft in alter Ausdehnung fort und beschäftigt sich letzteres damit, eine Reihe im Haushalt nothwendiger Artikel in nur guter Waare zu billigen Preisen abzugeben. Das Festhalten am Grundsatz der Baarzahlung, der Massenabsatz und das niedrige Porto für kleinere Pakete ermöglichen diese Art des Geschäftsverkehrs, wie ihn namentlich das Pariser Monstregeschäft Bon Marché seit langem auch mit zahlreicher deutscher Kundschaft betreibt.

B. G. in Magdeburg. Die gewünschten Daten aus dem Leben des allgefeierten Componisten Max Bruch (vergleiche „Gartenlaube“, Jahrgang 1881, Seite 556) teilen wir Ihnen an dieser Stelle gern mit, da dieselben das Interesse weiter Kreise beanspruchen dürften. In den Jahren 1865 bis 1867 war Max Bruch Musikdirector in Koblenz und folgte hierauf als Hofcapellmeister dem Rufe des Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen, in welcher Stellung er bis zum Jahre 1870 verblieb. Nach einem dreijährigen, seinen Privatarbeiten gewidmeten Aufenthalt in Berlin siedelte er 1873 nach Bonn über, bis er als Nachfolger von Julius Stockhausen die Direction des Stern’schen Vereins in Berlin bis (1878 bis 1880) übernahm. In dem letztgenannten Jahre erfolgte Bruch’s Berufung nach Liverpool, in welcher Stadt er bis jetzt als Director der „Philharmonic Society“ fungirt. Der Meister ist seit dem 3. Januar 1881 mit Clara Tuczek aus Berlin verheirathet.




Nicht zu übersehen!

Mit dieser Nummer schließt das erste Quartal dieses Jahrgangs unserer Zeitschrift. Wir ersuchen die geehrten Abonnenten, ihre Bestellungen auf das zweite Quartal schleunigst aufgeben zu wollen.


Die Postabonnenten machen wir noch besonders auf eine Verordnung des kaiserlichen General-Postamts aufmerksam laut welcher der Preis bei Bestellungen, welche nach dem Beginn des Vierteljahrs aufgegeben werden, sich pro Quartal um 10 Pfennig erhöht (das Exemplar kostet also in diesem Falle 1 Mark 70 Pfennig statt 1 Mark 60 Pfennig). Auch wird bei derartigen verspäteten Bestellungen die Nachlieferung der bereits erschienenen Nummern eine unsichere.

Die Verlagshandlung.

Redacteur Dr. Ernst Ziel, Leipzig. – Verlag von Erst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1882). Leipzig: Ernst Keil, 1882, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1882)_220.jpg&oldid=- (Version vom 19.2.2017)
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