verschiedene: Die Gartenlaube (1885) | |
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Der Kampf ums Dasein. (Mit Illustration S. 145.) Aus dem Scherz wird Ernst und aus dem Spiele Kampf. Wie oft haben wir Gelegenheit, dieser Wandlung der Dinge im kindlichen Leben zu begegnen!
Auch die Helden des Miniaturkampfes, der sich hier neben dem Hökerstande abspielt, machen von diesem Privileg der Kindheit und Jugend den ausgiebigsten Gebrauch. Anfangs schnüffelten und zupften gar leise die vierbeinigen Witzbolde an den Zipfeln des Kinderbettchens und prallten wohl ein wenig zurück, als der Muntergewordene sich zu regen begann.
Bald aber gingen sie zum Angriffe über und stehen schon im Begriff, dem Säuglinge das Nothwendigste zu rauben. Das Bettchen ist aufgedeckt, und nun wird auch die Windel fortgezerrt und sogar der süße Zulp mit Gewalt annektirt. Was hilft da das unzweckmäßige Strampeln mit den Beinchen? Die Uebermacht ist zu groß, und selbst aus dem benachbarten Korbe droht eine Verstärkung den Angreifern zu erwachsen. Hilflos auf dem Straßenpflaster zu liegen, das ist für den Säugling das voraussichtliche Resultat des muthwilligen Treibens, welches in einen regelrechten Kampf ums Dasein ausartet. Aber die Natur hat auch dem hilflosen Menschenkinde eine Waffe verliehen, von der es nun rechtzeitig Gebrauch macht. Das Gesichtchen zieht sich in Fältchen zusammen, und ein jammernder Schrei tönt aus dem Kinderwagen. Das Herz der Mietzekatze, der gleichgültigen Zuschauerin dort oben auf der Tone, rührt er freilich nicht, aber die nicht weit entfernte Mutter vernimmt wohl den Nothruf. Bald regnet es Prügel auf die muthwillige Angreiferschar, und der Kampf hat ein Ende.
Falsches Haar. Die Haarkünstler von Marseille, die jährlich 25000 falsche Haarkoiffuren für Damen und etliche tausend Perücken für Herren anfertigen, wurden in den letzten Monaten bitter enttäuscht. Die mit Sehnsucht erwarteten Schiffe aus China liefen zwar pünktlich ein, aber ohne eine Ladung, die sie sonst regelmäßig mitbrachten, ohne chinesisches Haar. Es ist wohl eine bekannte Thatsache, daß das civilisirte Europa von den Chinesen Zöpfe kauft und daß unsre Nachbarn jenseit der Vogesen zu den fleißigsten Vermittlern in diesem eigenartigen Handel zählen. Sind doch im Jahre 1882 nicht weniger als 70758 Kilogramm und im Jahre 1883 sogar 124715 Kilogramm chinesischer Haare nach Frankreich importirt worden.
Der Krieg mit China scheint jetzt diesen Handel lahm gelegt zu haben, und der Ausfall dieser Waare wird sehr schmerzlich fühlbar werden, denn Europa kann den Bedarf seiner Glatzköpfe allein nicht decken, und überdies liefern die Chinesinnen das billigste Haar, das mit mit 10 bis 12 Franken für das Kilogramm bezahlt wird. Es ist zwar nicht so schön wie das Haar aus dem Norden Frankreichs, das für das schönste unter allem Haar der Welt ausgegeben wird, aber das letztere ist auch nur für die vornehmsten Damen bestimmt, denn ein 80 Centimeter langer Zopf einer bretonischen oder normandischen Schönen wird mit 1000 Franken bezahlt, und fast unglaublich ist der Preis für ein Kilogramm schneeweißer Zöpfe jener Provinzen, der sich nach einer in „Science et Nature“ veröffentlichten Mittheilung auf rund 25000 Franken belaufen soll. Die Engländer und die Deutschen, deren Haar mit dem französischen konkurriren kann, behalten ihre Zöpfe zum größten Theil im Lande, und so richtet sich die Hoffnung der französischen Haarkünstler auf Italien, welches schon in den letzten Jahren nach Marseille durchschnittlich 22000 Kilogramm dieser seltenen Waare exportirt hatte. –i.
„Die Ameisen sind da!“ Dieser Ruf wird bei uns höchstens von dem berechtigten Aerger der Hausfrau begleitet, die einen Ueberfall ihrer Speisekammer durch die ungeladenen Gäste entdeckt hat. Anders ist es in Westafrika, wo die harmlosen Worte im Hause eine förmliche Panik erzeugen. Im Urwalde haust dort die Wanderameise (Ponera), deren Züge, oft nach Millionen zählend, durch das Land streichen. Kleinere Thiere, die in einen solchen Ameisenzug gerathen, sind rettungslos verloren, und selbst der Mensch hütet sich, ihm in den Weg zu treten, da er sonst augenblicklich durch wüthende Bisse von Hunderten der Gestörten gestraft wird.
So zieht, wie Dr. A. Reichenow in seiner Schrift „Die deutsche Kolonie Kamerun“ berichtet, die Schar unaufhaltsam, ruhelos durch das Land, Tod und Verderben bringend, öde Schlachtfelder hinter sich lassend. Auch die Ortschaften der Eingeborenen werden von den Ameisen nicht verschont, und eiligst müssen Menschen und Thiere aus der Hütte fliehen, sobald die ersten dieser kleinen schwarzen Unholde sich sehen lassen. Dr. Reichenow selbst erlebte einen solchen Ueberfall einer Missionsstation. Auf den Ruf eines der schwarzen Diener: „Die Ameisen sind da!“, der mitten in der Nacht sich hören ließ, war Alles sogleich auf den Beinen und suchte zu retten, was an genießbaren Gegenständen zur Hand lag. Der größte Theil der Speisekammer fiel jedoch den Räubern zum Opfer und wurde in wenigen Stunden verzehrt.
Auflösung des redenden Parkettbodens in Nr. 8: Die Buchstaben benennen die neben resp. über ihnen liegenden Randfelder und somit auch die – in der Schraffirung entsprechenden – übrigen Fleder des Parkettbodens, sodaß nach Einsetzung der bezüglichen Buchstaben in die einzelnen Felder zu lesen ist: „Gesegnet sei dein Eingang und Ausgang“.
Uarda. Wir sind bereit, Ihnen die gewünschte Auskunft direkt brieflich zu geben, wenn Sie uns Ihre Adresse mittheilen wollen. Zur Mittheilung von Adressen in unserem Blatte können wir uns nicht entschließen.
C. W. Ortschaften mit dem Namen Schaffhausen finden Sie noch in Elsaß-Lothringen, in der Rheinprovinz und in Bayern. Schafhausen zählt man in Württember, Bayern, Hessen und Preußen 13.
L. B. in St. Unsinn.
M. N. in Thorn, M. H. in Wien. Ein langjähriger Abonnent in Bremen. P. B. stud., A. M. in Hildesheim. Anonyme Anfragen werden grundsätzlich nicht beantwortet.
H. B. in B., Änton B., H. O, A. v. B. Nicht geeignet.
theilen wir hierdurch mit, daß sie den letzten Jahrgang (1884) der „Gartenlaube“, welcher u. A. die Erzählungen:
Ein armes Mädchen und Am Abgrund von W. Heimburg, Dschapei von L. Ganghofer, Die Erbin von Arholt von L. Schücking, Salvatore von Ernst Eckstein, Brausejahre von A. v. d. Elbe, Das Urbild des Fidelio von Ernst Pasqué etc., sowie neben zahlreichen belehrenden Artikeln die vielbesprochenen Heine’schen Memoiren enthält, bis auf Weiteres noch zum Subskriptionspreise von Mark 6,40 durch alle Buchhandlungen beziehen können.
Von einzelnen älteren Jahrgängen der „Gartenlaube“ können wir noch eine beschränkte Anzahl von Exemplaren zu dem ermäßigten Preise von nur Mark 3.– für den vollständigen Jahrgang abgeben.
Aus dem reichen Inhalte dieser Bände seien hier nur folgende größere Novellen genannt:
1868
Der Schatz des Kurfürsten von L. Schücking
Vetter Gabriel von Paul Heyse
Prinz oder Schlossergeselle von Louise Wühlbach
Süden und Norden von Herman Schmid
1869
Reichsgräfin Gisela von E. Marlitt
Die Gasselbuben von Herman Schmid
Jedem das Seine von Ad. von Auer
Verlassen und Verloren von L. Schücking
1872
Am Altar von E. Werner
Die Diamanten der Großmutter von L. Schücking
Was die Schwalbe sang von Fr. Spielhagen
1875
Ein kleines Bild von E. Wichert
Das Capital von L. Schücking
Hund und Katz’ von Herman Schmid
Die Kaiserin von Spinetta von Paul Heyse
1876
Im Hause des Commerzienrathes von E. Marlitt
Vineta von E. Werner
Ein Grab von A. Godin
1877
Aus gährender Zeit von Victor Blüthgen
Im Himmelmoos von Herman Schmid
Teuerdank’s Brautfahrt von G. von Meyern
Bestellungen auf den Jahrgang 1884 sowohl als auf die älteren Jahrgänge führen alle Buchhandlungen aus, welche den neuen Jahrgang liefern. Nur solche Besteller, welche an ihrem Wohnort oder in dessen Nähe keine Buchhandlung haben, wollen sich unter Beifügung des Betrags der Bestellung (event. in Briefmarken) direkt franko an die unterzeichnete Verlagshandlung wenden.
Leipzig, Februar 1885. Ernst Keil’s Nachfolger.
Inhalt: Die Frau mit den Karfunkelsteinen. Roman von E. Marlitt (Fortsetzung). S. 141. – Robert Hamerling. Von Wilhelm Lauser. S. 147. Mit Portrait S. 141. – Ueberraschung. Gedicht von Ernst Scherenberg. S. 148. Mit Illustration S. 149. – Die Deutschen in Oesterreich. Eduard von Hartmann’s Ansichten über die Zukunft des Deutschthums. Von einem Deutschböhmen. S. 149. – Ungleiche Kameraden. Von H. Villinger. S. 152. Mit Illustrationen S. 152, 153 und 154. – Im Lande des Machdi. Von Heinrich Brugsch. S. 154. – Blätter und Blüthen: Der Kampf ums Dasein. S. 156. Mit Illustration S. 145. – Falsches Haar. – „Die Ameisen sind da!“ – Auflösung des redenden Parkettbodens in Nr. 8. – Kleiner Briefkasten. S. 156.
verschiedene: Die Gartenlaube (1885). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1885, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1885)_156.jpg&oldid=- (Version vom 12.3.2024)