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Seite:Die Gartenlaube (1885) 628.jpg

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verschiedene: Die Gartenlaube (1885)

Einrichtungen unseres wirthschaftlichen Lebens umzugestalten, und Krafft-Ebing giebt selbst einige Winke, die in den maßgebenden Kreisen Beachtung finden sollten. Wir bringen im Nachstehenden nur einige Auszüge, die wir dem Kapitel „Die Diätetik der Erholung“ entnehmen.

Nach einer Reihe von Arbeitstagen, sagt der Verfasser, muß eine längere Arbeitspause folgen. Das haben die Menschen schon früh erkannt. Diesem Bedürfniß entspricht die uralte wohlthätige, auf göttliches Gebot zurückgeführte Sitte, einen Tag in der Woche als Ruhetag zu halten. An dieser ehrwürdigen Institution festzuhalten, hat die moderne Gesellschaft guten Grund. Leider fehlt sie vielfach darin, daß der Erholungstag mit Beschäftigungen zugebracht wird, die keine Erholung sind. In der Volkserziehung müßte darauf hingewirkt werden, daß der Sonntag auch wirklich ein Tag der Erholung und Ruhe für Geist und Körper sei, nicht ein Tag der Orgien und der Völlerei, des nervenzerrüttenden Hazardspiels und Trinkens.

Aber selbst der gut zugebrachte Sonntag genügt nicht für den geistigen Arbeiter im modernen Kulturleben. Er bedarf einer längeren Zeit der Erholnng und Rast alljährlich, um leistuugsfähig zu bleiben. Diese Zeit des Urlaubs, des Ausruhens sollte dem geistigen Arbeiter nicht zu knapp zugemessen sein. Vier Wochen sind eine bescheidene Forderung für Den, welcher überdies in den hygienisch schlechten Bedingungen der Großstadt, des Bureau, des Komptoirs 11 Monate des Jahres zubringen muß.

Diese Zeit des Urlaubs muß aber richtig angewendet werden, um Erfolg zu gewähren, sie muß dem beschaulichen ruhigen Genuß der Natur gewidmet sein, nicht dem Herumreisen im halben Welttheil mit Kurierzügen und Nachtfahrten.

Die Bedeutung der Ferien und des Landaufenthalts für die Erhaltung der geistigen Leistungsfähigkeit ist noch lange nicht in dem Maße gewürdigt, als es nöthig wäre. Der Lehrer sollte pekuniär so gestellt sein, daß er nicht seine Feier- und Ferialtage mit Stundengeben zubringen müßte. Die Behörden sollten einsichtsvoll genug sein, ihren geistigen Arbeitern alljährlich ein paar Wochen der Erholnng zu gönnen.

Wer nach solcher Sommerfrische gestärkt zu seinem Berufe zurückkehrt, leistet ganz Anderes als vorher und wird viel später pensionsbedürftig.

Der Staat hätte, ganz abgesehen von der humanitären Seite der Frage, ein Interesse, wenn er seinem verdienten Subalternbeamten Zuschüsse zur Bestreitung seines Sommeraufenthaltes böte und an geeigneten Orten, wie er ja vielfach Freibäder und Freiplätze besitzt und Beamten zukommen läßt, Erholungsorte für solche errichtete.

Wichtig sind auch die Bemerkungen des Verfassers über die fehlerhafte Erziehung der Jugend, die so oft den Grund zur Nervosität legt. Möchten sie in weitesten Kreisen Beachtung finden!


„Es war einmal“. (Illustration S. 625.) Man kann dieses Bild nicht ansehen, ohne daß einem das Herz lacht. Da ist zuerst der alte Erzähler; wir begrüßen in ihm Herrn Peter, den Hofnarren der gräflichen Familie, welche in dem großen Schloß auf dem hohen Berge in Schwaben gewohnt hat. Die Hauptpersonen unter den Kindern sind der Knabe mit der Armbrust und sein blondlockiges Brüderchen, die Grafensöhne. Das strickende Mädchen ist des Burgkämmerers Sabinchen, die Gespielin der Vorigen. Herrn Peter zur Linken hockt des Kellermeisters Sannchen auf dem Schemel und hinter den Grafenkindern des Mundkochs Kilian mit seinem Schwesterchen Rösle. Das ist die ganze Gesellschaft. Wenn Herr Peter mit den gräflichen Kindern hinab ins Dorf kommt, so umringt ihn die ganze Jugend, und er erzählt dem lauschenden Haufen gar gern. Hier aber haben wir nur sein Kernpublikum vor uns. Das erkennen wir deutlich an der Wirkung seiner Märchenlust. Alle hängen mit Auge, Ohr und Herzen an dem Erzähler, in dessen Antlitz der Künstler, Hermann Kaulbach, so viel herzgewinnende Freundlichkeit und Schalkhaftigkeit gelegt hat, daß schon um dieses köstlichen Alten willen das Bild unter die besten Schöpfungen der modernen deutschen Kunst gerechnet werden muß.


Die Geschichte des Wortes „Kannibalen“. Als Columbus 1492 von Cuba nach Haïti segeln wollte, suchten ihn die gefangenen Eingeborenen, die er an Bord hatte, voller Furcht davon abzubringen, indem sie zu verstehen gaben, daß die Bewohner Menschenfresser wären. Sie nannten dieselben Kariben (woraus später „Karaïben“ entstand); die Kariben selbst leiteten ihren Namen von dem ihres Stammvaters Kalina ab. Damals verhörte sich Columbus und verstand „Kaniben“, und so wurde durch sein Mißverständniß der Ausdruck Kannibalen für die Menschenfresser eingeführt. Dabei gab Columbus dem Namen eine Deutung, die uns heute höchst ergötzlich erscheint, wobei zu bedenken ist, daß er darauf ausging, die Inseln Japans und die Küste von China zu erreichen und nicht mehr fern davon zu sein glaubte. Er schreibt in seinem Tagebuche vom 11. December 1492: „Kaniba kaun nichts weiter bedeuten, als Völker des Chans (des Mongolenchans); also muß er in der Nähe residiren. Wahrscheinlich schickt er seine Flotte auf den Sklavenfang aus, und da die Eingeborenen nie die Ihrigen zurückkehren sehen, so stellen sie sich vor, sie würden verzehrt. So lerne ich täglich diese Indier, und sie wiederum uns besser verstehen.“


Anfrage. Um die zahlreichen an uns gestellten Fragen nach Versorgungsanstalten für ältere Personen, nach Verpflegungsanstalten für Gebrechliche und Geistesschwache, nach Erziehungsanstalten für geistig zurückgebliebene oder verwahrloste Kinder, nach Pensionaten zur Erlernung der Haushaltung etc. etc. beantworten zu können, bitten wir dringend um Einsendung einschlägiger Adressen.

Ferner bitten wir um Adressen von Geschäften, welche die zu wohlthätigen Zwecken gesammelten Briefmarken, Cigarrenabschnitte, Flaschenkapseln, Korke etc. kaufen.

Schließlich werden uns alle Vereine, welche wohlthätige und gemeinnützige Zwecke in weiteren Grenzen verfolgen, durch Abgabe ihrer Adressen und Statuten zu Dank verpflichten.
Die Redaktion der „Gartenlaube“. 


Allerlei Kurzweil.


Auflösung der Aufgabe „Zum Kopfzerbrechen“ in Nr. 36: Das folgende Zahlenbild giebt die Veränderungen an, welche gemacht werden müssen, bis das Ziel erreicht ist.

In Nr. I ist jeder Platz durch ein Geldstück besetzt. Man ergreift zuvörderst das Geldstück, das sich auf dem sechsten Platze, von links nach rechts gezählt, befindet, und legt es über das fünfte, vierte, dritte hinweg auf das zweite. So entsteht die Position II. Alsdann legt man das siebente auf das elfte, wodurch Position III entsteht etc.


Auflösung der Schachaufgabe 4 in Nr. 36.

 Weiß:   Schwarz:
1. D a 8 – h 8   K d 5 – c 6: (e 6:)
2. D h 8 – a 8 † (g 8 †)       beliebig
3. S oder L setzt matt.

Varianten: a) 1. ..., K d 5 – c 4; 2. S c 6 – a 5 †, K c 4 – d 5; 3. S e 6 – c 7 matt. – b) 1. ..., beliebig anders; 2. D h 8 – d 4 †, K d t – c 6: oder e 6:; 3. S setzt matt.



Kleiner Briefkasten.

(Anonyme Anfragen werden nicht beantwortet.)

Edelweiß in den Karpathen. Th. D. München. Die gewünschte Aufklärung finden Sie unter Blätter und Blüthen in Nr. 26 des laufenden Jahrgangs der „Gartenlaube“.

A. A. 100, F. E., „H.“, G. W. in Dresden, S. M. in Breslau. R. J. in K., Margarethe aus G., Leopoldine H. in Wien, R. M. Leopoldstadt Wien, Runek . . Nicht geeignet.

X. in Braunschweig. Wenden Sie sich an ein Annoncenbureau.



Inhalt: Unterm Birnbaum. Von Th. Fontane (Fortsetzung). S. 614. Zehntausend Meilen durch den Großen Westen der Vereinigten Staaten. Von Udo Brachvogel. VIII. S. 616. Mit Illustrationen S. 617, 618 und 619. – Die Enthüllung des Denkmals Friedrich Wilhelm’s I. im Lustgarten zu Potsdam. Von H. Lüders. Mit Illustration S. 621. – Unruhige Gäste. Ein Roman aus der Gesellschaft. Von Wilhelm Raabe (Schluß). S. 622. – Karl Reinecke. Von Paul Umlauft. S. 626. Mit Portrait S. 613. – Blätter und Blüthen: Allegorien und Embleme. S. 627. Mit Illustration S. 620 und 627. – Ueber kranke und gesunde Nerven. S. 627. – „Es war einmal“. S. 628. Mit Illustration S. 625. – Die Geschichte des Wortes „Kannibalen“. – Anfrage. – Allerlei Kurzweil: Auflösung der Aufgabe „Zum Kopfzerbrechen“ in Nr. 36. – Auflösung der Schachaufgabe 4 in Nr. 36. – Kleiner Briefkasten S. 628.



Nicht zu übersehen!

Mit nächster Nummer schließt das dritte Quartal dieses Jahrgangs unserer Zeitschrift, wir ersuchen daher die geehrten Abonnenten, ihre Bestellungen auf das vierte Quartal schleunigst aufgeben zu wollen.


Die Postabonnenten machen wir noch besonders auf eine Verordnung des kaiserlichen General Postamts aufmerksam, laut welcher der Preis bei Bestellungen, welche nach Beginn des Vierteljahrs aufgegeben werden, sich pro Quartal um 10 Pfennig erhöht (das Exemplar kostet also in diesem Falle 1 Mark 70 Pfennig statt 1 Mark 60 Pfennig). Auch wird bei derartigen verspäteten Bestellungen die Nachlieferung der bereits erschienenen Nummern eine unsichere.

manicula Einzeln gewünschte Nummern liefern wir pro Nummer incl. Porto für 35 Pfennig (2 Nummern 60 Pf., 3 Nummern 85 Pf.). Den Betrag bitten wir bei der Bestellung in Briefmarken einzusenden.

Die Verlagshandlung.

Verantwortlicher Herausgeber Adolf Kröner in Stuttgart. Redacteur Dr. Fr. Hofmann, Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger, Druck von A. Wiede, sämmtlich in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1885). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1885, Seite 628. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1885)_628.jpg&oldid=- (Version vom 26.3.2024)
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