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Seite:Die Gartenlaube (1887) 289.jpg

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1887)

No. 18.   1887.
      Die Gartenlaube.


Illustrirtes Familienblatt. – Begründet von Ernst Keil 1853.

Wöchentlich 2 bis 2½ Bogen. – In Wochennummern vierteljährlich 1 Mark 60 Pfennig oder jährlich in 14 Heften à 50 Pf. oder 28 Halbheften à 25 Pf.



Götzendienst.
Roman von Alexander Baron v. Roberts.
(Fortsetzung.)


8. Glatteis.

Es war Glatteis, die Luft von einem feinen dunstartigen Staubregen erfüllt, dessen Niederschlag die Glätte noch immer steigerte. Eine wunderschöne Glasur bedeckte Trottoirs und Fahrwege, und die winterschwarzen Stämme und Aeste der Bäume schienen wie von einem funkelnden Lack überzogen. Ueberall Glanz, übertriebener Glanz und Reflex, die Lichter der Gasflammen und der Schein der Schaufenster durch eine ungeheure Spiegelung ins Endlose ausgedehnt. Eine allgemeine Blendung, grell wie die Wirkung des Sonnenlichtes auf einer Wasserfläche.

Alles tastend, schlürfend, ein Tappen mit Hilfe von Stöcken und Schirmen, ein ängstliches Vorwärtsschieben Schritt für Schritt, unbändige Freude der Jugend, erschreckte Ruhe und schadenfrohes Gelächter, und die kräftigsten Kutscherflüche. Ueberfüllte Tramways hielten auf den Geleisen, zu Zügen gereiht, weil die Pferde der vorderen Wagen versagten; Droschken schlichen am Rande des Fahrdammes, und der dampfende, zitternde Gaul wurde vom Kutscher mehr gestützt als geführt. Hier und da hatte eines der Fuhrwerke das Weiterschleichen aufgegeben, und aus dem mit Reise-Effekten bepackten Innern gestikulirte ein verzweifelter Fahrgast; in duftige Kapotten gehüllte Rosagesichtchen von tanzlustigen Damen spähten vergeblich nach einer Rettung aus.

Glatteis – jedenfalls war es schuld daran, daß die Festräume am Lützowufer sich jetzt um die neunte Stunde noch immer nicht füllen wollten. Es war die officielle Verlobung. Aus einem der hinteren Salons schallte das laute accentuirte Ostpreußisch Mühüller’s, der einem halben Dutzend lachender junger Damen die Erlebnisse seines Hierherutschens auf dem Glatteis in drastischen Worten und Stellungen schilderte. Ein paar dürftige Gruppen gleichgültiger Gäste waren auf die übrigen Räume vertheilt. Unermüdlich sah man Eff’s Burschen Baptist in einer neuen Livrée des Hauses von Gruppe zu Gruppe eilen, um Thee anzubieten. Er nahm diesen Dienst jedenfalls zu gewissenhaft; sein volles Gesicht erglühte feucht über den dampfenden Tassen des mit übertriebener Vorsicht balancirten Theebrettes; Friedrich mußte ihm mit seiner herablassenden Gravität immer wieder Einhalt thun. Aber bei jedem


Baumhaus im Küstenland von Milne-Bai.0 Nach einer Skizze von Dr. O. Finsch.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1887). Leipzig: Ernst Keil, 1887, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1887)_289.jpg&oldid=- (Version vom 14.11.2023)
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