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Seite:Die Gartenlaube (1888) 260.jpg

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1888)

Sängers der Freiheit. Neuerdings haben wir, um an dieser Stelle unser Urtheil abzugeben, von der Handlung Konrad Langes in Andreasberg zwei Exemplare bester Qualität bezogen, welche den hohen Anforderungen des feinen Geschmacks vollkommen entsprechen und als würdige Repräsentanten ihrer einzig dastehenden Rasse gelten können. Die Harzer Sänger werden in Anbetracht des Vogelschutzgesetzes für das Reich unstreitig eine noch größere Zukunft haben und Ersatz bieten müssen für den Ausfall beliebter Insektenfresser. Der Gesang der erwähnten beiden Vögel läßt sich in technischen Ausdrücken, oder besser gesagt in solchen der Reinzüchter, kurz also charakterisieren: Sie bringen die gezogene Hohlrolle, die Knorre, Kingel und Pfeife in hoch- und tiefgehenden Reintönen fehlerlos. Kein Ton berührt irgendwie unangenehm das Ohr, der Gesang schmeichelt sich in seiner weichen, sanften, melodischen Weise und Ausprägung und feinem Silberklang wohlthuend ein. Pianissimo beginnt das Schwirren, schwillt allmählich an zum Forte und geht dann über in die wunderbare Hohlrolle; der Gesang ergeht sich in tiefen, weichen Volltönen oder wird hinauf getragen zur Höhe in Flötentönen und Trillern. Außerordentlich wohlthuend klingt das zarte, gesättigte Tremulando. Der Vortrug wird natürlich doppelt schön und wirksam bei vollem Behagen und gehobener Stimmung des Sängers. Auch die Locktöne sind zart und lieblich, erklingen in verschiedenen Tonlagen und begleiten das anmuthige Gebahren der zutraulichen Thierchen, welche beim Versetzen des Käfigs an einen andern Ort unverdrossen ihren entzückenden Gesang fortsetzen.

Adolf und Karl Müller.     






Der letzte Namenszug des Kaisers Wilhelm. Mag derselbe auch bereits in Millionen von Abdrücken verbreitet sein, er darf in unserer „Gartenlaube“, welche sich in vielen Familien von Geschlecht zu Geschlecht forterbt, nicht fehlen; er bleibt denkwürdig für alle Zeiten, ein historisches Dokument, welches für jeden Deutschen etwas unendlich Rührendes hat.

Es war der 9. März, als Fürst Bismarck in tiefbewegter Rede dem Reichstage Kunde gab vom Hinscheiden des großen Kaisers; er erklärte, daß er in den letzten Tagen von dem hochseligen Herrn, in Bethätigung seiner Arbeitskraft, die ihn nur mit dem Leben verlassen, die vorliegende Unterschrift erhalten, welche ihn ermächtigte, den Reichstag in der üblichen Zeit nach Abmachung seiner Geschäfte zu schließen; er habe die Bitte an den Kaiser gerichtet, nur den Anfangsbuchstaben des Namens zu unterzeichnen. Der Kaiser habe darauf erwidert, daß er glaube, noch den vollen Namen unterzeichnen zu können. Und so ist dies denkwürdige Aktenstück ein Beweis der seltensten Pflichttreue des Monarchen und es bleibt bedeutsam, daß es der Vertretung der deutschen Nation, daß es dem Reichstage galt. Es fehlt in diesem kaiserlichen Namenszug kein Buchstabe, und auch nicht der große Federzug, mit dem er seine Unterschrift abzuschließen pflegte.

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Ein Lichtbild zu einem Schattenbilde. Wir haben in unserer vorigen Nummer von dem übertriebenen Luxus eines amerikanischen Geldfürsten gesprochen, welcher den Ehrgeiz hatte, vor allen andern in der französischen Gesellschaft zu glänzen. Ihm gegenüber wollen wir diesmal das Bild eines andern amerikanischen Millionärs stellen, welcher seinen Reichthum zum Besten seiner Landsleute und seines Vaterlandes verwendete. Die Zeitungen berichteten vom Tode William Wilson Corcorans in New-York, welcher bei Lebzeiten und in seinem Testament die verschiedenartigsten gemeinnützigen Schenkungen machte. Er war in Georgetown geboren, kaufte dort den Bauplatz des Oak-hill-Friedhofs, verbesserte ihn mit einem Kostenaufwande von 120 000 Dollars und machte ihn seiner Vaterstadt zum Geschenk. Die Corcoran-Galerie begründete er 1857 mit 300 000 Dollars und stiftete einen Fonds von einer Million Dollars zur Erhaltung derselben; auch schenkte er derselben nach dem Kriege seine eigene werthvolle Gemäldesammlung. Zum Angedenken an seine verstorbene Gattin gründete er die Luisenheimath, eine Stiftung, in welcher gebildete, durch Schicksalsschläge verarmte Frauen Aufnahme finden. Er hat damit einem Bedürfniß Rechnung getragen, welches jedenfalls überall tiefempfunden wird, denn die Armuth in Proletarierkreisen mag die Wohlthätigkeit in hohem Maße herausfordern; an jener verschämten Armuth der gebildeten Stände, die den Kampf ums Dasein ebenso mit Noth und Entbehrung kämpfen müssen wie die Nothleidenden der untersten Klassen, aber dabei noch den Verzicht auf gewohnte geistige Lebensgenüsse schmerzlich empfinden, geht sie oft achtlos vorüber, da sich dieselbe nicht in ihren Weg stellt. Die 300 000 Dollars, welche Corcoran für diese Stiftung ausgesetzt hat, sollten ganz besonders andere Geldmächte, doch auch den Staat und die Kommunen zur Nacheiferung anspornen. Corcoran machte außerdem dem Washington-Waisenhause, der Kolumbia-Universität, der Universität von Virginia, andern Instituten und einigen Kirchen beträchtliche Geschenke. Gegen diese großen menschenfreundlichen Thaten verschwinden freilich ein Damenmantel aus Paradiesvogelfedern und Knallbonbons mit Modekostbarkeiten und Pretiosen, wie sie im Hause des Silberfürsten von Nevada an der Tagesordnung sind.

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Eine Münchener Japanerin. (Mit Illustration S. 257.) Der Künstler, dem wir das Bild der hübschen Japanerin verdanken, ist der durch seine originelle Auffassung und Gewandtheit in Führung des Pastellstiftes bekannte Franz Dvorak, dessen Talent gerade die charakteristischen Merkmale glücklich zur Geltung zu bringen weiß. Sowohl durch seine reizenden Kinderscenen als auch durch seine Porträts hat er rasch die Gunst des Publikums erworben. Auch bei unserem Bilde ist die originelle und malerische Tracht Japans so richtig erfaßt, daß man die hübsche junge Dame entschieden für eine Eingeborene des Reiches der aufgehenden Sonne halten könnte, während andererseits die Porträtähnlichkeit eine so eminente ist, daß die Bewohner des Isarathens ohne Mühe in ihr eine ihrer gefeierten Schönheiten erkennen werden. Schönheit und Wahrheit sind in dem hervorragenden Werk des jungen Künstlers verschmolzen, da in demselben die Darstellung ebenso wahr erscheint, wie das Original als schön bekannt ist.






Die Lorelei in Südamerika. Die Lorelei ist mit der Sagenwelt unseres Rheines aufs engste verknüpft; wohl niemand hatte geglaubt, daß sie wie unsere berühmten Sängerinnen und Schauspielerinnen eine Reise über den Ocean antreten werde, um drüben zu glänzen. Und doch ist dies der Fall, wenn es sich dabei auch nur um eine kolossale Statue der Lorelei handelt, welche der Bildhauer Albert Manthe in Berlin nach dem Gemälde von Sohn schaffen wird. Das Modell ist bereits für den Guß vollendet. Und diese Riesenlorelei soll auf einem Uferfelsen des südamerikanischen Riesenstroms, des Rio de la Plata, ihre Stätte finden. Ein in Buenos-Aires wohnender Rheinländer, der dort große und romantisch gelegene Ländereien besitzt, hat zur Erinnerung an seinen vaterländischen Strom die Lorelei beim Bildhauer bestellt und will nun in dieser aus der Tiefe des deutschen Dichtergemüths herausgeborenen Sagengestalt dem Deutschthum, das seine Kultur in jene ferne Zonen trug, ein dauerndes Denkmal errichten.

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Zu nichts tauglich! Goethe war ein Feind des Tabakrauchens und stellte einst die Behauptung auf, ein wahrhaft gebildeter Mann werde sicherlich niemals Tabak rauchen, wie er auch die feste Ueberzeugung habe, daß Lessing gewiß diesem narkotischen Kraute ebenfalls abhold gewesen sei. Ebert, der einstige Wolfenbüttler Bibliothekar, welcher bei dem Gespräch mit anwesend war, beschloß, sich darüber Gewißheit zu verschaffen, und da Lessing selbst nicht mehr unter den Lebenden weilte, wandte er sich an eine alte in Wolfenbüttel wohnende Frau, welche einst dem Dichter jahrelang die Aufwartung besorgt hatte, mit der Frage, ob Lessing geraucht habe.

„Ja, qualmen und schreiben mußte der Herr Lessing von früh bis in die Nacht hinein,“ versetzte die Alte; „sonst aber war er auch zu gar nichts zu gebrauchen!“






Skat-Aufgabe Nr. 5.
Von K. Buhle.

Die Vorhand gewinnt mit folgender Karte:

(tr. Z.)
(c. Z.)
(car. Z.)
(tr. B.)
(p. B.)
(c. B.)
(car. B.)
(p. As.)
(p. Z.)
(p. K.)

Grün (p.)-Solo mit 85 Augen, obwohl die übrigen Trümpfe in einer Hand stehen und nur 7 Augen im Skat liegen. – Wie sitzen die Karten und wie ist der Gang des Spiels?






Auflösung der Skat-Aufgabe Nr. 4 auf S. 220:

Die Vorhand muß, um jedes Spiel (Frage, Tourné, jedes Solo, Grand und auch Null ouvert) zu gewinnen, zu den angegebenen 8 Karten: gW, sW, e9, g9, rZ, rO, r9, sO noch r7 und einen Wenzel[1] (am besten eWhinzubekommen. Die übrigen Karten sind dann so zu vertheilen: Skat: sZ und der dritte Wenzel (rW) und ferner:

Mittelhand: eO, e8, e7, gO, g8, g7, rD, s9, s8, s7,
Hinterhand: eD, eZ, eK, gD, gZ, gK, rK, r8, sD, sK.

Für Frage und Tourné bedarf die Spielführung keiner Erläuterung. In den Solospielen fordert der Spieler zunächst dreimal mit W und spielt dann r9 vor. Im Grand wird mit W einmal gefordert und sodan r9, und im Null ouvert sofort die r9 vorgespielt. –


  1. Der Verfasser der Aufgabe hatte nur die Karten r/ und rW angegeben und eW und sZ in den Skat gelegt. Es kann aber auch, was der Verfasser und die Preisrichter anscheinend übersehen haben, der eW hinzukommen und rW in den Stat gelegt werden, womit für Grand sich überdies eine natürlichere Spielführung ergiebt.



Kleiner Briefkasten.
(Anonyme Anfragen werden nicht berücksichtigt.)


H. B. in Jekaterinburg. Ludwig Ferdinand Stolle gehört zu den ältesten Mitarbeitern der „Gartenlaube“; er war am 28. September 1806 in Dresden geboren und starb dort am 29. September 1872. Seine Laufbahn war eine schriftstellerische; er lebte abwechselnd in Leipzig, Grimma und Dresden. In seinen „Ausgewählten Schriften“ finden sich die historischen Romane, welche Sie erwähnen. Wie ähnliche Romane von Rellstab, die ebenfalls Napoleon zum Helden haben, beruhen sie auf sorgfältigen geschichtlichen Studien, gönnen aber in der Ausmalung des Details der Phantasie ihr freies Recht. Seine „Ausgewählten Schriften“ (2. Aufl. 30 Bände) sind im Verlage von Ernst Keils Nachfolger erschienen. Stolles Roman „Die deutschen Pickwickier" ist einer der besten humoristischen Romane der Neuzeit.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1888). Leipzig: Ernst Keil, 1888, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1888)_260.jpg&oldid=- (Version vom 25.1.2020)
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