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Seite:Die Gartenlaube (1888) 718.jpg

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1888)

den Gipfel des Puy de Dôme mit dem Observatorium, daran schließen sich mehrere kleinere Puys, während man in der Ferne den 1886 Meter hohen Pic de Sancy und den gleich hohen Plomb de Cantal sieht, die wie Inseln aus einem Meere aufsteigen. Die sehr gleichmäßig hohe Oberfläche der Wolken ist überaus merkwürdig und Professor Alluard bemerkt, daß bei heftigem Winde diese Oberfläche bisweilen völlig einer bewegten See gleiche, indem trotz der Bewegung das allgemeine Niveau keinen Wechsel erleide.

In Oesterreich besteht ein Hochobservatorium erster Ordnung auf dem Obirgipfel in 2044 Metern Meereshöhe südlich von Klagenfurt. Schon seit 1846 wurden dort Beobachtungen angestellt, aber nur an den Wochentagen, weil die Aufseher Sonntags zu ihren Familien herabstiegen. Erst seit 1878 wurde auf Veranlassung der Sektion Eisenkappel des österreichischen Touristenklubs auf dem Obir ein Touristenhaus nebst einem kleinen Schlafhause aufgeführt und ein Beobachter bestellt, der Sommer und Winter oben ausharren und regelmäßig beobachten mußte. Von da an wurde die Station wichtig für die Meteorologie, besonders da der hochverdiente Direktor Hann[WS 1] in Wien, gegenwärtig wohl der Erste unter den lebenden Meteorologen, die Station auf dem Obir mit selbstregistrirenden Instrumenten ausrüsten ließ.

Auf diese Weise wird dort oben seit mehreren Jahren von Stunde zu Stunde der Druck der Luft, die Temperatur, die Richtung und Stärke des Windes, ja die tägliche Dauer des Sonnenscheins automatisch aufgezeichnet, ohne daß der Beobachter wesentlich mehr dabei zu thun hat, als die Aufzeichnungen von den Instrumenten abzunehmen und die Apparate von Zeit zu Zeit nachzusehen, damit ihre Thätigkeit nicht stocke. Die Erhaltung der Station und die Versorgung des oben weilenden Aufsehers mit Lebensmitteln geschieht von dem Orte Eisenkappel aus, auch ist eine Telephonverbindung eingerichtet, so daß der in der Wolkenregion weilende Beobachter nicht völlig vereinsamt ist, sondern mit den Menschen unten wenigstens durch die Sprache verkehren kann. Unser Bild (S. 721) giebt den allgemeinen Anblick der Station von einem benachbarten hohen Punkte des Obir aus. Wir fügen noch eine zweite Abbildung bei, welche nach einer Zeichnung des Herrn Berger in Eisenkappel angefertigt ist. Sie stellt den Hochobir im Winter dar, wenn das Beobachtungshaus in den Schneemassen begraben liegt und ein tiefgrauer Himmel über der weißen, öden Fläche liegt. Man sieht, daß von dem Beobachtungshause aus eine elektrische Leitung nach der eigentlichen Spitze des Obir führt. Auf dieser Spitze, in 2140 Metern Höhe, von keiner andern Erhebung überragt, steht das Anemometer, das heißt ein Instrument, um Richtung und Stärke des Windes anzuzeigen die dann durch den elektrischen Strom nach dem Beobachtungshause übermittelt und automatisch aufgezeichnet werden.

Ein anderes Hochobservatorium besitzt Oesterreich aus dem Sonnenblick in der Goldberggruppe der Hohen Tauern. Dieser Gipfel ragt bis zu 3103 Metern empor, ist also um mehr als die Hälfte höher als der Hochobir und eignet sich dabei durch seine Lage wie kaum ein zweiter in den Alpen zur Anlage eines meteorologischen Observatoriums. Das Hauptverdienst um die Errichtung dieser höchsten Wetterwarte Europas gebührt dem Gewerken Ignaz Rojacher. Dieser, im wahrsten Sinne des Wortes ein „selbstgemachter“ Mann, ist der eigentliche Urheber der Sonnenblickwarte, indem er das, was die österreichische meteorologische Gesellschaft längst sehnsüchtig gewünscht hatte, kräftig ins Werk setzte. Der Bau des Observatoriums auf der schwer zugänglichen Höhe bot ganz besondere Schwierigkeiten, namentlich in dem ungünstigen Sommer 1886, aber Rojachers Energie überwand alle Hindernisse. Am 2. September jenes Jahres wurde die Station feierlich eröffnet, und ein Knappe Namens Simon Neumeyer wurde der erste Beobachter.

Unsere naturgetreue, nach einer Photographie dargestellte Abbildung auf S. 720 zeigt uns den schwierigen Aufstieg zum Sonnenblick. Rechts unten sind die Knappenhäuser des Goldbergwerkes von Rojacher sichtbar, von hier zieht sich der Weg auf den Sonnenblick über den Glascher (links) bis zu den unterhalb der Spitze ansteigenden Felspartien. Ueber diese hinauf gelangt man zu dem im Bilde nur gegen die Spitze zu erscheinenden oberen Gletscher und zu der Hochwarte Sonnenblickhaus.

Die größte Kälte im Februar 1887 war – 32° C. am 9. jenes Monats, die größte Wärme am 5. Januar betrug – 6,2° C. Das sind, wie man sieht, sibirische Verhältnisse. Die mittlere Temperatur der Sommermonate steigt auf nur wenig über den Gefrierpunkt, ja sie bleibt zum Theil noch darunter. Für den Juni beträgt sie – 1,4°, für Juli + 1,2°, für August + 1,0°, durchschnittlich für die Sommermonate + 0,3° C. Sonach kommt die Sommerwärme auf dem Sonnenblick ziemlich jener auf Spitzbergen oder Franz-Josef-Land im arktischen Eismeer gleich.

Die Schweiz besitzt eine Hochstation auf dem Säntis in 2500 Metern Höhe, den man von Appenzell aus leicht erreichen kann. –

Die höchstgelegene Beobachtungsstation im Deutschen Reiche befindet sich seit 1883 auf dem Wendelstein, der von München aus über Bayerisch-Zell bequem zu besteigen ist. Der Berg selbst, dessen Beschreibung in Nr. 6 des vorigen Jahrganges enthalten ist, erhebt sich bis zu 1860 Metern über die Meeresfläche und trägt auf der höchsten Kuppe, die mittels eines Drahtseiles zugänglich ist, ein großes Kreuz. Da diese Spitze jedoch im Winter nur mit Lebensgefahr erreicht werden kann, so sind die Instrumente der meteorologischen Station in dem 130 Meter tiefer liegenden Touristenhause aufgestellt.

Die nachfolgende Zusammenstellung giebt einen Ueberblick über die hauptsächlichsten Gipfelstationen in Europa, geordnet nach ihrer Höhe über dem Meeresspiegel: Sonnenblick, Salzburg, Hohe Tauern 3103 Meter, Aetna, Sicilien 2900 Meter, Pic du Midi, Pyrenäen 2877 Meter, Säntis, Appenzeller Land 2500 Meter, Monte Cimone, Apennin 2162 Meter, Hochobir, Kärnten 2044 Meter, Mont Ventrux, Cottische Alpen 1960 Meter, Wendelstein, Südbayern 1860 Meter, Schafberg bei Ischl 1776 Meter, Pic l’Aigual, Cevennen 1567 Meter, Puy de Dôme, Auvergne 1463 Meter, Ben Nevis, Schottland 1418 Meter, Brocken, Harz 1141 Meter.

So sehen wir , daß heute zu Zwecken der Wissenschaft die leisesten Regungen des Luftozeans überwacht werden an Orten, die noch vor 150 Jahren von allen Schrecknissen des Aberglaubens umhüllt waren; und da, wo man vor zwei Menschenaltern noch den Aufenthalt von Drachen und Fabelthieren der seltsamsten Art vermuthete, in Höhen, in denen nach Ansicht der damaligen Alpenbewohner der „kalte Berghunger“ den Menschen befiel, dreht sich heute das selbstregistirende Anemometer und schreibt die Sonne im Dienste der Wissenschaft auf, wie lange sie an jedem Tage leuchtet und wie lange sie hinter Wolken verborgen blieb.

Dr. Klein.      




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Alle Rechte vorbehalten.
Die Alpenfee.
Roman von E. Werner.
(Fortsetzung.)

Die weiche Stimme Alices verstand so süß zu bitten und die braunen Augen blickten so fragend und teilnehmend den jungen Arzt an, und doch war Nordheims Tochter die letzte, die den wahren Grund zu Reinsfelds Stimmung erfahren durfte. Sie hatte freilich recht gesehen; Benno litt schon seit Wochen unter dem Druck jenes Verdachtes, den Gronau in seine bis dahin so arglose Seele gepflanzt hatte. Zwar hatte sich nichts gefunden, was ihn irgendwie bestätigte, aber Reinsfeld ahnte, daß Veits plötzliche Abreise und sein langes Ausbleiben damit zusammenhingen, daß dieser die Spur weiter verfolgte. Er faßte sich indessen rasch und erwiderte:

„Es wird mir schwer, Oberstein zu verlassen. So anstrengend meine Praxis auch bisweilen war, und so sehr ich mich nach einem größeren Wirkungskreise sehne, ich fühle es doch jetzt, wie sehr ich verwachsen bin mit den Menschen, deren Freud und Leid ich jahrelang getheilt habe, mit den Bergen, die mir eine zweite Heimath geworden sind. Ich lasse hier so manches zurück, was mir das Scheiden schwer macht.“

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Julius von Hann, Vorlage: Hain
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1888). Leipzig: Ernst Keil, 1888, Seite 718. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1888)_718.jpg&oldid=- (Version vom 17.1.2018)
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