Verschiedene: Die Gartenlaube (1889) | |
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No. 7. | 1889. | |
Illustrirtes Familienblatt. — Begründet von Ernst Keil 1853.
Lore von Tollen. |
Nachdruck verboten. Alle Rechte vorbehalten. | |
(Fortsetzung.) | Roman von W. Heimburg. |
Gieb her!“ sagte Adalbert Becker zu dem Diener, der auf
einem silbernen Tablett zwei Postscheine brachte, „Bon –, und die Depeschen sind fort?“
„Sogleich abgesandt, Herr Becker, es war ‚dringend‘ vorbemerkt.“
„Schön! Nun bringe noch eine Flasche Château la Rose und dann geh zum Assessor Bernhardt: ich bedauerte sehr, ich sei plötzlich verhindert worden, mit auf die Jagd zu fahren, würde ihn aber um elf Uhr nach Neiphagen abholen.“
Der Diener verschwand und Becker wandte sich auf dem Stuhle wieder um und reichte die Papiere über den reich besetzten Frühstückstisch hinweg dem Lieutenant von Tollen zu. „Hier, mein Verehrtester, und nun steck ein anderes Gesicht auf; das wäre in Ordnung!“
Die abgespannten Züge des Offiziers belebten sich. „Der Schuldschein liegt dort auf dem Spiegeltisch,“ erwiderte er, „ich danke Dir, Becker.“
Die Gläser der beiden trafen sich und Herr Becker beschäftigte sich dann angelegentlich mit einem Fleischsalat. Der Lieutenant rauchte; er hatte das Essen abgelehnt.
„Die nahe Bräutigamswonne hat Dir wenigstens den Appetit nicht verdorben,“ sagte Tollen, sich zum Lächeln zwingend.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1889). Leipzig: Ernst Keil, 1889, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1889)_101.jpg&oldid=- (Version vom 1.4.2020)