verschiedene: Die Gartenlaube (1889) | |
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Gedichte bewegten sich im Kreise naiver Kindlichkeit und seien nur auf das Verständniß der lieben Kleinen berechnet. So war es offenbar nicht gemeint; der Dichter wollte ihnen ein Geschenk für ihr ganzes Leben machen und hat aus seinem eigenen sehr vieles angebracht, viel von seinem Streben und Ringen, Kämpfen und Dulden, was erst einem späteren Verständniß zugänglich werden konnte. Es sind sehr schwunghafte Lieder darin im Psalmenton, andere wieder voll Gedankentiefe, und wir meinen, daß einige davon überhaupt zu dem Besten gehören, was der Dichter geschaffen.
Wie anmuthig ist nicht das folgende Gedicht:
„Unter Blumen spielen
Gern die kleinen Kinder;
Blumen sind süß und schön;
Wie den Sonnenkindlein,
Soll den Kindern das Herzchen stehn.
Denn die Blumen heben
Gern die Liebesäugelein
Liebend zum Lichte auf;
Sinken sie in Schlummer,
Stehn zugleich mit der Sonne auf.
Wißt, ihr kleinen Kinder:
Droben hoch auf Sternen
Tausend bunte Blumen,
Und die Englein winden
Kränze daraus im Himmelssaal.
Wenn die Kinder schlafen,
Ihnen am Bettchen auf,
Und in goldnen Träumen
Schließt der ganze Himmel
Sich mit Sternen und Blumen auf.“
Wie ganz anders aber greift der Dichter in die Saiten, wenn er seinen eigenen Gedanken und Träumen Gehör schenkt! Da stoßen wir auf Prachtstücke seiner Muse und zwei dieser Gedichte sind von keinen späteren übertroffen worden, was Gedankentiefe und schlagende Kraft des Ausdrucks betrifft. Das erste beginnt mit den Strophen:
„Traum ist das Leben,
Schatten von Träumen der Jugend Lust:
Wolken verschweben:
Also die Bilder der Menschenbrust;
Sinken und Steigen;
Selbst die Gedanken,
Sterblicher, sind nicht dein eigen.
Doch willst du bauen,
Doch willst du trauen
Dem, was das Maß der Sekunde mißt:
Trug aus Betruge
Spinnen und weben,
Eitler, das heißet dein Leben.“
Und die ersten Strophen des zweiten Gedichtes lauten:
„Träume der flüchtigen Minuten,
Wie auf Fluthen
Mondenschimmer wechselnd bebt,
Wie auf grünen Sommermatten
Flüchtig durcheinander schwebt,
Also stürzt des Lebens Welle,
Nacht und Helle
Wechselnd, sich ins eig’ne Grab,
Flieht als Schatten
Mit zur Schattenwelt hinab.“
Auch die folgenden Strophen beider Gedichte halten sich ganz auf der
Höhe der ersten. So helfen diese spät erblühten Blumen den Dichterkranz,
welcher Arndts Stirn schmückt, anmuthig und bedeutsam vervollständigen. †
Roh- und Kunsteis. Die Fabrikation von Kunsteis hat eine große Ausdehnung gewonnen; es wird wie jede andere Waare laut angepriesen, leider aber oft in einer Weise, die geeignet ist, Irrungen und Täuschungen im großen Publikum zu erwecken. Man weiß, daß im Roheis, welches Teichen und Kanälen entnommen wird, sich Bakterien und Bacillen vorfinden und daß diese durch die Kälte durchaus nicht zerstört werden. Das Roheis wird darum als gesundheitsschädlich verpönt und das Kunsteis als gesundes, bacillenfreies gepriesen. – Diese Verallgemeinerung der Werthschätzung des Eises ist durchaus irrig. Es giebt bacillenfreies Roheis ebenso gut wie es infiziertes Kunsteis giebt. Anton Heyroth hat z. B. im kaiserlichen Gesundheitsamte Kunsteisproben untersucht und darunter solche gefunden, die in einem Kubikcentimeter 528, 960, 1323 und selbst 1610 Keime enthielten. Auch Maschinenöl wurde in einer Probe vorgefunden. –
Es handelt sich bei der Beurtheilung des Eises vom hygienischen
Standpunkte nicht darum, ob es künstlich in Apparaten oder in freier
Natur erzeugt wurde, sondern lediglich darum, wie das Wasser beschaffen
war, aus dem es hervorgegangen ist. Das Gletschereis wird sozusagen
gesund sein, das Eis, welches künstlich aus dem Wasser eines mit Krankheitskeimen
durchsetzten Brunnens gewonnen wird, ist gesundheitsschädlich
und kann zum Träger einer Epidemie werden. Bacillenfrei ist eigentlich nur
dasjenige Kunsteis, welches aus destillirtem Wasser hergestellt wird.
Es giebt Eisanstalten, die ein derartiges Eis erzeugen, und nur diese
dürfen mit Recht ihr Produkt in der oben angedeuteten Weise anpreisen. –
Dies zur Klärung eines weitverbreiteten Irrthums! *
D. in R. Nach den endgiltigen, vor kurzem veröffentlichten Ergebnissen der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 betrug in Deutschland die Zahl der männlichen Einwohner 22 933 664, die der weiblichen 23 922 040. Es gab am 1. Dezember 1885 somit bei uns 988 376 weibliche Individuen mehr. Bis heute wird dieser Ueberschuß längst die volle Million erreicht haben. – Der Ueberschuß der Geburten gegenüber den Todesfällen betrug seit 1860 2 601 858 Personen, die thatsächliche Bevölkerungszunahme jedoch nur 1 621 643 Personen. Was ist mit den fehlenden 980 215 geschehen? Sie sind im Laufe der Jahre 1880 bis 1885 ausgewandert. –
F. B. in Eisleben. Als eingehendes populär-medicinisches Werk empfehlen wir Ihnen Bocks „Buch vom gesunden und kranken Menschen“, welches gegenwärtig in vierzehnter, reich illustrirter Auflage erscheint.
E. F. in St. Das jüngste der im Erscheinen begriffenen Konversationslexika ist die 7. Auflage des „alten Pierer“, herausgegeben von Professor Josef Kürschner (Verlag von W. Spemann, Berlin und Stuttgart). Kürzlich ist der Band, im Text bis „Bottrop“, in dem originellen „Universalsprachenlexikon“ bis „Conjuncion“ herabreichend, ausgegeben worden.
P. F. in R. Ihre Idee ist gut, aber nicht so neu, wie Sie glauben. Bereits vor einiger Zeit begann eine Agitation in süddeutschen Blättern – notabene von Damen ausgehend – gegen das lästige und für mangelhaft behaarte Herrenköpfe auch ungesunde Hutabnehmen zum Gruße. Man wies dort auf den hübschen, bei Damen ja hochbeliebten militärischen Gruß hin, und es fehlte auch nicht an sehr lebhafter Zustimmung von männlicher Seite. Die Schwierigkeit bleibt nur: Wer fängt zuerst an? Und wie versichern sich die Herren der Geneigtheit der Damen, den neuen Gruß als vollwichtig gelten zu lassen? Wenn Sie dafür einen Rath wissen, so bitte, theilen Sie uns denselben mit, für Weiterverbreitung wollen wir dann sorgen!
G. K. in Hamburg. Da Sie noch Anfänger im Schachspiel sind, empfehlen wir Ihnen das bei G. A. Gloeckner in Leipzig erschienene Werkchen „Der kleine Schachkönig“ von Hans Minckwitz. Sein Ziel „eine leichtfaßliche Anleitung zu rascher Erlernung der Schachspielkunst“ zu geben, hat der bekannte Schachautor darin erreicht. Das Werkchen zeigt in Anlage und Ausführung die kundige Hand des erfahrenen Meisters.
Inhalt des eben erschienenen Heftes 5 (Preis des Heftes 40 Pf.):
Das versunkene Schiff. Von Elise Bake. Mit Illustr. v. C. W. Allers. – Die steinerne Spinnerin. Eine Sage. – „Marschall Davoust, die Ordre ist vollzogen!“ Ein Lied von braven Männern (16. Oktober 1806). Von Edwin Bormann. Mit Illustr. v. Richard Knötel. – Der Lähnentoni. Aus dem Leben eines Alpenführers. Mit Illustr. v. Math. Schmid. – Sprüche. Von O. Sutermeister. – Die Brüder Grimm. Von Julie Ludwig. Mit Illustr. v. C. W. Allers (Das Mannesalter). – Photographierahmen aus Strohhalmen gefertigt. Von Minna Laudien. – Knackmandeln, Räthsel etc.
Inhalt: Lore von Tollen. Roman von W. Heimburg (Fortsetzung). S. 101. – Die Deutschen in Konstantinopel. S. 106. – Aus den Werkstätten des Vulkan. S. 108. Mit Illustrationen S. 101, 105, 108, 109, 110 und 111. – Ein geheilter Othello. Von F. Schifkorn. S. 112. – Getheilter Schmerz. Illustration S. 113. – Blätter und Blüthen: Dichterische Reliquien von Ernst Moritz Arndt. S. 115. – Roh- und Kunsteis. S. 116. – Kleiner Briefkasten. S. 116.
theilen wir hierdurch mit, daß sie den letzten Jahrgang (1888) der „Gartenlaube“ vollständig geheftet bis auf Weiteres noch zum Abonnementspreise von 7 Mark oder in Originaldecke komplet gebunden zu 9 Mark beziehen können. Derselbe enthält unter Anderem die folgenden Novellen und Romane:
Das Eulenhaus. Von E. Marlitt, vollendet von W. Heimburg.
Deutsche Art, treu gewahrt. Von St. Keyser.
Josias. Erzählung von Fanny Lewald.
Die Alpenfee. Roman von E. Werner.
In der Schutzhütte. Novellenkranz von J. Proelß.
Die Todteninsel. Novelle von Richard Voß.
Außerdem bietet der Jahrgang 1888 eine Reihe kleinerer Erzählungen, eine große Zahl unterhaltender und belehrender Artikel und einen reichen Schatz vorzüglicher Illustrationen unserer ersten Künstler.
Von einzelnen älteren Jahrgängen der „Gartenlaube“ sind noch Exemplare zu dem ermäßigten Preise von nur 3 Mark für den vollständigen Jahrgang geheftet zu beziehen. Es sind dies die Jahrgänge 1858, 1868, 1872, 1875, 1877, 1879.
Zum Preise von 7 Mark geheftet, 9 Mark gebunden sind noch zu haben die Jahrgänge 1863, 1869, 1870, 1871, 1873, 1876, 1878, 1880, 1881, 1882, 1883, 1884, 1885, 1886, 1887.
Die übrigen Jahrgänge 1853, 1854, 1855, 1856, 1857, 1859, 1860, 1861, 1862, 1864, 1865, 1866, 1867, 1874, sind entweder ganz vergriffen oder nur noch antiquarisch zu erhöhtem Preise zu haben. Die meisten Buchhandlungen nehmen Bestellungen entgegen. Wo der Bezug auf Hindernisse stößt, wende man sich direkt an die unterzeichnete Verlagshandlung.
Leipzig, Februar 1889. Ernst Keil’s Nachfolger.
verschiedene: Die Gartenlaube (1889). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1889, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1889)_116.jpg&oldid=- (Version vom 1.4.2020)