Verschiedene: Die Gartenlaube (1891) | |
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Nr. 11. | 1891. | |
Illustriertes Familienblatt. — Begründet von Ernst Keil 1853.
Eine unbedeutende Frau.
Tante Polly stand endlich auf dem kleinen Perron des dörflichen Bahnhofes und fragte den Beamten, wo denn Sibyllenburg liege.
„Da oben, am Berge, gutes Madamchen, wo das Dhirmchen über die Bäume guckt. Gehen Sie da nur egal ’nauf, und weiter oben müssen Sie noch ä paarmal fragen, beschreiben kann man’s so nicht.“
„Können Sie mir nicht sagen, wem Sibyllenburg gehörte?“ fragte sie weiter.
„Ja, sehen Sie, Madame, das ist vielemale in andere Hände gekommen in den letzten paar Jahren, ’s ist so ein richtiges altes Unglücksnest. Ich bin nur neugierig, wie lange der es behält, wenn er so fort macht.“
„Wer denn?“ forschte Tante Polly.
„Jussnitz heißt er, soll so’n Maler sein.“
Der alten Frau begann es schwindelig zu werden – und da war Hildegard?!
Sie murmelte einen Dank und ging weiter. Alle Entführungsgeschichten, die sie je in Romanen gelesen und die ihr die Hernicken heute nacht erzählt hatte, rasten, lebendig geworden, in ihrem Kopf umher. Ach, Tante Polly konnte ja gleich selbst ins Wasser springen, denn jede Schuld würde ihr beigemessen
Verschiedene: Die Gartenlaube (1891).Leipzig: Ernst Keil, 1891, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1891)_165.jpg&oldid=- (Version vom 6.8.2022)