verschiedene: Die Gartenlaube (1894) | |
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aber jederzeit, wenn Thatsachen vorliegen, welche die Annahme rechtfertigen, daß die Aufnahme von Schläfern zu Unsittlichkeiten führen würde. Um auch gegen die Nachteile der Ueberfüllung Sorge zu tragen, kann durch Polizeiverordnung für Mietwohnungen und Schlafstellen ein Mindestmaß von Luftraum für jede Person vorgeschrieben werden.
Prüfet die Blitzableiter! Wieder naht die Jahreszeit, in welcher Gewitter am Himmel aufziehen und der aus den Wolken zuckende Blitzstrahl Leben, Hab’ und Gut der Menschen bedroht. Es ist bekannt, daß die Blitzgefahr in Deutschland während der letzten Jahrzehnte erheblich zugenommen hat, und die Statistik lehrt, daß der Schaden, welchen Blitzschläge verursachen, nicht unbeträchtlich ist; sind doch im Jahre 1889 im Königreich Preußen von 22477 Schadenbränden nicht weniger als 1251 durch Blitzschläge verursacht worden!
Allerdings besitzen wir im Blitzableiter ein ausgezeichnetes Mittel, unsere Baulichkeiten vor dieser Gefahr zu schützen; es ist aber dabei nicht zu vergessen, daß dieser Schutz nur dann vollkommen ist, wenn die Anlage in allen ihren Teilen richtig im Stande ist. Die Erfahrung hat leider gelehrt, daß dies oft nicht der Fall ist und daß eine Anlage, die vor kurzer Zeit noch ihrem Zwecke entsprach, durch irgend welche Beschädigung oder auch bauliche Veränderungen ihren schützenden Wert völlig einbüßen kann.
Mit Recht äußerte sich darum Prof. Dr. W. Holtz vom physikalischen Institut zu Greifswald: „Wer einen Blitzableiter besitzt, verlangt einen unbedingten, keinen bedingten Schutz, und er wird zur Erlangung desselben geringen Umständlichkeiten und Kosten gewiß nicht aus dem Wege gehen. Hierhin gehört, daß er in kürzeren Zwischenräumen selbständig untersucht, ob die wesentlichsten Teile keine Beschädigung erlitten haben, und daß er in größeren durch Sachkundige feststellen läßt, ob die Anlage nicht vielleicht änderungsbedürftig sei.“
Nun aber herrschen über die Art und Weise, in welcher
diese Prüfungen vorzunehmen sind, vielfach ganz irrige
Anschauungen und es bieten sich als Prüfer Leute an, die
zu einer so wichtigen und verantwortungsvollen Leistung
durchaus nicht befähigt sind. Wer darum sein Haus durch einen Blitzableiter schützen läßt, thut wohl daran, sich
ein klares Urteil über das Wesen solcher Anlagen zu verschaffen.
An guten Belehrungen fehlt es glücklicherweise nicht. Wir möchten vor allem auf die seitens des Elektrotechnischen Vereins in Berlin
herausgegebenen Broschüren „Die Blitzgefahr“ Nr. 1 und 2 (Verlag von Jul. Springer in Berlin) hinweisen, in welchen sehr beachtenswerte Winke und Ratschläge für die Anlage von Blitzableitern gegeben werden. Neuerdings hat auch die im Blitzableiterfache bewanderte Firma Dieterichs und Löffelhardt in Hamburg, Hansaplatz 9, ein Schriftchen über „Die Untersuchung von Blitzableitern“ herausgegeben, das gleichfalls wertvolle Aufschlüsse erteilt. *
Die Katastrophe auf der „Brandenburg“. (Mit dem Bilde des Schiffs S. 149.) Die Chronik unserer jungen deutschen Marine ist glücklicherweise im Verhältnis nicht eben reich an schwarzen Tagen. Aber jene schweren Unglücksfälle, wie der Untergang des „Großen Kurfürsten“, der Verlust der „Augusta“, die spurlos im Indischen Ocean verschwand, die Vernichtung des „Adler“ und des „Eber“, die ein furchtbarer Orkan bei den Samoainseln zertrümmerte, im letzten Jahr das Zerspringen eines Geschützrohrs auf der „Baden“ … das sind ebensoviele schmerzliche Wunden, die das Schicksal nicht bloß der deutschen Marine, nein, dem ganzen deutschen Volke geschlagen hat. Und nun eine neue Unglücksbotschaft, nicht die schrecklichste von allen, aber wahrhaftig grausam genug! Am Vormittage des 16. Februar hat auf dem neuen Panzerschiffe „Brandenburg“ bei Gelegenheit einer Probefahrt in der Kieler Bucht eine Dampfausströmung stattgefunden, die 44 Menschen das Leben gekostet und noch eine Anzahl weiterer schwer verletzt hat.
Wodurch das Unglück veranlaßt wurde, das ist ja begreiflicherweise in einem Falle, wo so gut wie alle Zeugen tot sind, nur schwer mehr festzustellen. Immerhin scheint es, daß die Ursache in einem außerhalb jeder menschlichen Verantwortung stehenden verhängnisvollen Zufalle lag, in dem weiter nicht erklärbaren Abreißen der Befestigung des Dampfsperrventils an der Steuerbordmaschine, wodurch der Dampf aus sämtlichen Kesseln der Maschine einen Weg in den mit Menschen gefüllten Maschinenraum sowie in die benachbarten Gelasse des Schiffes fand, alles, was er traf, unbarmherzig verbrühend.
Die „Brandenburg“ ist eines jener vier großen Panzerschiffe I. Klasse, deren Bau im Jahre 1889 vom Reichstag genehmigt wurde. Sie besitzt ein „Deplacement“ (d. h. eine Wasserverdrängung) von 10 033 Tonnen, eine Maschinenstärke von 9000 Pferdekräften und ihre Besatzung ist auf 552 Mann berechnet. Während sie also an Deplacement und Maschinenkraft das größte seitherige Panzerschiff, den „König Wilhelm“, wesentlich übertrifft, steht sie im Besatzungsetat, der bei diesem auf 732 Köpfe sich beläuft, nicht unbedeutend hinter ihm zurück. Der Bau der „Brandenburg“, der in den Händen des „Vulcan“ bei Stettin lag, wurde vor noch nicht langer Zeit vollendet, und die ersten Versuchsfahrten berechtigten zu den glänzendsten Hoffnungen. Auch das Schwesterschiff „Wörth“ ist bereits fertig und auf Probefahrten begriffen, während die beiden anderen gleichartigen Genossen, der „Kurfürst Friedrich Wilhelm“ und die „Weißenburg“, sich noch in Arbeit befinden.
Das Mitleid mit den armen Hinterbliebenen jener Braven, die auch ihr Leben im Dienste des Vaterlandes gelassen haben, regt sich allenthalben und bereits sind Sammlungen im Gange, welche wenigstens äußere Not soweit als möglich ihnen fernhalten sollen. Es bedarf wohl nur dieses Hinweises, um auch unsere Leser für eine rege Beteiligung an diesem Werke der Barmherzigkeit zu gewinnen. Der stolzen „Brandenburg“ aber, welcher gleich zum Beginn ihrer Laufbahn ein so unheilvolles Mal aufgedrückt worden ist, möge fernerhin glücklichere Fahrt beschieden sein!
Zunahme des elektrischen Straßenbahnbetriebes. Vermöge ihrer besonderen, von keiner der bekannten Fortbewegungsarten erreichten Vorzüge kommen die elektrischen Straßenbahnen immer mehr in Aufnahme. Der Fortfall des An- und Abspannens, des Vorspanns, des Pferdegetrappels, des Schmutzes, der quälenden Ueberanstrengung der Zugtiere beim Anziehen und auf unebenen Strecken sichert dem elektrischen Betrieb namentlich auf Kosten der eigentlichen Pferdebahn eine große Zukunft; in Nordamerika finden wir eine fortwährende Abnahme der Pferdebahnen und eine Zunahme der elektrischen Straßenbahnen. Eine Gegenüberstellung des Bestandes im Frühjahr 1891 und Ende 1892 ergiebt folgendes Bild:
Kilometer: | ||
Frühjahr 1891: | Ende 1892: | |
Pferde- und Maultierbetrieb | 9200 | 7176 |
Seilbetrieb | 850 | 1039 |
Dampfbetrieb | 890 | 998 |
Elektrischer Betrieb | 4700 | 9556 |
In Deutschland findet der elektrische Betrieb gleichfalls immer mehr Freunde. Neben den älteren Betrieben in Frankfurt a. M., Steglitz, Bremen, Halle a. d. S. finden nur jetzt elektrische Straßenbahnen in Gera, Breslau, Dresden, Hannover, Remscheid, Essen a. d. R., Chemnitz; im Bau oder im Entstehen begriffen sind solche in Dortmund, Bochum, Zwickau, Plauen, Lübeck, Hamburg, Barmen (Bergbahn).
Kleiner Briefkasten.
T. in L. Friederike Goßmann, verheiratete Gräfin v. Prokesch-Osten, lebt in Gmunden und tritt nur noch gelegentlich in Wohlthätigkeitsvorstellungen auf. Wie Sie richtig vermuten, muß es auch in dem Artikel über die „Liebhaberinnen der deutschen Bühne“ (S. 63 dieses Jahrgangs) Goßmann statt Großmann heißen.
Abonnentin seit 30 Jahren in Burgsteinfurt. Wenden Sie sich an Herrn Schuldirektor Carl Otto Mehner in Burgstädt!
Inhalt: Die Martinsklause. Roman aus dem 12. Jahrhundert. Von Ludwig Ganghofer (9. Fortsetzung). S. 149. – Das neue deutsche Panzerschiff „Brandenburg“. Bild. S. 149. – Kanalbau in den Hochmooren Ostfrieslands. Bild. S. 153. – Aus Ostfrieslands Hochmooren. S. 155. (Zu dem Bilde S. 153.) – Dunkle Gebiete der Menschheitsgeschichte. Von Dr. P. Schellhas. Die Osterinsel. S. 156. (Mit Abbildungen S. 156 u. 157.) – Die Perle. Roman von Marie Bernhard (9. Fortsetzung). S. 159. – Abendstille. Bild. S. 161. – Blätter und Blüten: Ludwig Büchner. Mit Bildnis. S. 163. – Wohnungsnot in den großen Städten. S. 163. – Prüfet die Blitzableiter! S. 164. – Die Katastrophe auf der „Brandenburg“. S. 164. (Mit dem Bilde des Schiffs S. 149.) – Zunahme des elektrischen Straßenbahnbetriebes. S. 164. – Kleiner Briefkasten. S. 164. – Glücklich heraus! Bild. S. 164.
verschiedene: Die Gartenlaube (1894). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1894, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1894)_164.jpg&oldid=- (Version vom 23.6.2023)