Verschiedene: Die Gartenlaube (1894) | |
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Nr. 15. | 1894. | |
Illustriertes Familienblatt. — Begründet von Ernst Keil 1853.
Um die stillgewordene Klause lag die Nacht. Sanft rauschte die Ache im Thal, der kühle Nachtwind machte die Wipfel der Bäume raunen und zahllose Sterne funkelten am Himmel, den der nahende Vollmond über den östlichen Bergen schon zu lichten begann. Aus dem schwarzen Schatten des Waldes trat ein Mann auf die Rodung. Der Anblick des dunklen Balkenhauses und der geheimnisvolle Lichtschein, welcher aus den Fensterluken des Kirchleins schimmerte, bannte seinen Fuß. Lange stand er auf das vorgestreckte Grießbeil gelehnt. Dann wanderte er lautlos über die Lichtung hinweg, im Walde wieder verschwindend. Unter den Bäumen rief ihn eine gedämpfte Stimme an: „Zeitlassen, Nachbar!“
„Zeitlassen auch!“ klang die leise Antwort. „Wohin zur Nacht?“
„Ich mein’, wir haben den gleichen Weg.“
„Wohl wohl, komm nur! Wir müssen gut ausschreiten, wollen wir droben sein, bis Vollmond einsteht.“ Schweigend schritten sie weiter auf dem dunklen Pfad.
Und dieser Pfad war nicht der einzige, der sich belebte in
Verschiedene: Die Gartenlaube (1894). Leipzig: Ernst Keil, 1894, Seite 241. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1894)_241.jpg&oldid=- (Version vom 31.3.2021)