Verschiedene: Die Gartenlaube (1894) | |
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Nr. 35. | 1894. | |
Illustriertes Familienblatt. – Begründet von Ernst Keil 1853.
Die Brüder.
In einem öden kalten Gasthofzimmer verbrachte Hermann die Stunden der Nacht; den Schlitten hatte er mit dem Arzt zurückgeschickt nach Weßnitz; ihn selbst hielt die Pflicht, die quälende Sorge, wie er das Geld für seinen Bruder schaffen könnte.
So früh wie möglich suchte er seinen Bankier auf.
„Mein Gott! Wie sehen Sie aus, Herr von Weßnitz!“ redete ihn der alte Berater seines Vaters an. „Sie sind krank! Was treibt Sie so früh zu mir?“
Hermann ließ sich schwerfällig auf einen Stuhl nieder und machte mit der Hand eine abwehrende Bewegung.
„Ich brauche dreißigtausend Mark, sofort, Herr Weber! Zahlbar an ein Brüsseler Haus für meinen Bruder.“
„Dreißigtausend Mark? Jetzt gleich? Das ist unmöglich!“
„Ich muß das Geld haben! Irgend woher! Schaffen Sie Rat! Vorwärts, Sie müssen es können!“
„Woher es nehmen, Herr von Weßnitz? Ich habe eine solche Summe jetzt nicht in der Kasse. Selbst wenn ich also helfen wollte – woher das Fehlende in der Eile nehmen und auf welche Garantie?“
„Eine neue Hypothek auf Weßnitz!“
Verschiedene: Die Gartenlaube (1894). Leipzig: Ernst Keil, 1894, Seite 581. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1894)_581.jpg&oldid=- (Version vom 29.7.2021)