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Seite:Die Gartenlaube (1894) 856.jpg

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verschiedene: Die Gartenlaube (1894)

in der Ausübung ihres Gewerbes begriffen sind. Des Burschen Lodenhut mit der keck sich erhebenden Hahnenfeder deutet an, daß wir uns in einer steyrischen Hütte befinden. Mit bedächtiger Miene schiebt der Meister die glühende Stange auf den Ambos, während sein Gehilfe mit der rechten Hand die Schütze des Wasserrades zieht und mit der linken die Hammerstütze wegnimmt. Im nächsten Augenblick geht’s los und mit raschen, wuchtigen Schlägen fällt der Hammer nieder, um die glühende Stange zu strecken: denn daß jetzt gestreckt wird, zeigt uns die scharfe Form des Hammereinsatzes. Zum Glätten der Stange dient der andere, jetzt in Ruhe befindliche Hammer mit breiter Bahn, wie er links vom Hüttenmeister zu sehen ist.

Die Betriebsvorrichtung ist ungemein einfach. Der drohend gehobene Hammerkopf ist an einem etwa vier Meter langen Stiele – dem „Helme“ – von glattem Eschenholz befestigt und durch eingetriebene Eisenkeile gehalten. Den Helm umfaßt auf zwei Drittel seiner Länge ein Zapfenbaud, um dessen beide Zapfen er schwingt. Das kürzere Ende des Helmes reicht bis zur Welle des Wasserrades, welche an ihrem Umfang mit vier „Daumen“ („Kämmen“) versehen ist, die bei ihrem Umlauf das Helmende erfassen, niederdrücken und somit den Hammer heben. Damit die Arbeit flink von statten gehe und der Hammer rasch niederfalle, ist meistens ein Prellbock über dem Helme angeordnet, denn der Hammermeister weiß sehr wohl, daß man das Eisen schmieden muß, solange es warm ist. Erkaltet der Stab, so schiebt der Bursche rasch die Stütze unter den Hammer, wodurch dieser abgefangen wird und in seiner höchsten Stellung zur Ruhe kommt. Die Stange wandert in den Ofen zurück, um für die „neue Hitze“ wieder angewärmt zu werden.

Nicht ohne Wehmut wird der Hüttenmann das Bild betrachten, führt es doch ein Gewerbe vor Augen, welches lange Zeit hindurch in hoher Blüte stand und nunmehr unrettbar dem Untergang geweiht ist! Bei den einfachen Verhältnissen früherer Zeit genügte zum Betrieb des Eisenhüttengewerbes das Vorhandensein von Eisenerz als Rohstoff, von Holzkohlen als Schmelzmaterial und von Wasser als Betriebskraft. Deshalb lagen die Hütten- und Hammerwerke fernab vom Getrieb der Welt, im dunkeln Thale, am muntern Bache, umgeben von waldigen erzführenden Bergeshöhen. – Aber es war eine, wenngleich lohnende, doch mühsame Arbeit, die Gewinnung des Eisens nach alter Weise. Ein Meister mit zwei Hüttenknechten konnte, wenn’s gut ging, täglich 2000 Pfund Eisen fertig stellen. Was ist das, mit der heutigen Leistung verglichen! Ein mittlerer Hochofen unserer Zeit liefert rund 60000 Kilo täglich, und in der Bessemerbirne werden innerhalb 25 Minuten 6000 Kilo Roheisen zu Stabeisen oder Stahl umgewandelt. Auch das Strecken des Eisens und des Stahles wird jetzt mittels Walzen bewirkt, die glatte Stäbe von jedem gewünschten Querschnitt liefern, vom dünnen Nageleisen bis zum schweren Bauträger.

Dem „Hammer“ unseres Bildes ist vor 50 Jahren insbesondere in dem von Nasmyth erfundenen Dampfhammer ein übermächtiger Nebenbuhler erwachsen. Der Dampfhammer findet Verwendung von der geringen, für Kleinschmiede erforderlichen Größe bis zu dem mächtigen Riesen, unter dem Krupp die schweren Küstenkanonen und die mächtigen Schiffsachsen ausschmiedet.

Nur an wenigen Orten, in den Alpenländern, den Pyrenäen, in der Mark haben sich die Eisenhämmer unseres Bildes erhalten, aber täglich wird ihr Kampf mit der neueren Technik schwieriger, und stetig vermindert sich ihre Anzahl. In absehbarer Zeit wird der letzte Schlag eines solchen Eisenhammers erdröhnen.

Johanna von Bismarck.
Nach einer Photographie von Loescher u. Petsch in Berlin.

Unglückliche und glückliche Werbung. (Zu den Bildern S. 852 und S. 853.) Nicht jedem gelingt der große Wurf; nur „wer das Glück hat, führt die Braut heim“. Das muß sehr zu seiner Ueberraschung der jugendliche Freier auf unsrem Bilde S. 852 erfahren. So siegessicher hat der Herr Baron das Schloß seines Gutsnachbars betreten und nun, nach kaum einer Viertelstunde, ist der schöne Traum jäh dahin. Die resolute Dame, deren Hand er sich erbitten wollte, hat ihn gar nicht recht zum Wort kommen lassen, sie hat aber zur Erwiderung eine sehr deutliche Blumensprache geredet: der Strauß, den er ihr mit einigen verlegenen Ausdrücken über den Zweck seines Kommens überreichte, flog im nächsten Augenblick auf das spiegelnde Parkett. Was bleibt da dem Vater der schönen anderes übrig, als die derbe Zurückweisung der Tochter in eine höfliche Ablehnung des „überaus schmeichelhaften“ Antrags zu übersetzen, ein höchst schwieriges diplomatisches Kunststück, das seine Frau und sein Sohn mit atemloser Neugierde beobachten! Von Grund aus verschieden hat sich die Werbung eines andern Freiers gestaltet, den uns der Künstler S. 853 ebenfalls als einen eleganten Vertreter der Rokokozeit vorführt. Dieser Glückliche hat die Haupt- und Staatsaktion der Werbung nach allen Regeln der Klugheit vorbereitet. Nicht nur daß er sich schon lange vergewissert hat, wie völlig ihm das Herz der Dunkellockigen unter den beiden Schwestern zugethan sei, er hat als ein Mann, der die Welt kennt, auch die künftige Schwiegermama zu bezaubern gewußt. Und so verläuft denn die Werbung wie ein Sieg ohne Kampf. Es ist so: wer das Glück und – die Schwiegermama für sich hat, der führt die Braut heim!


Kleiner Briefkasten.

(Anfragen ohne vollständige Angabe von Namen und Wohnung werden nicht berücksichtigt.)

R. G. in Chemnitz. Wenn Sie den Inhalt der ersten Beilagen-Seite jeder Nummer der „Gartenlaube“ sich erhalten wollen, brauchen Sie nur die dritte und vierte Seite der betr. Blätter abtrennen und die beiden ersten Seiten mit einbinden zu lassen. Der Band wird dadurch nicht wesentlich stärker werden.

Str. in Jpsheim. Daß ein Grand mit drei Faussen verloren wird, ist nichts Seltenes: Ihre Angaben reichen nicht aus, um daraus eine interessante Skataufgabe zu gestalten.

Marie v. L. in Danzig. Sie sind im Irrtum. Geben Sie uns gefälligst Ihre vollständige Adresse an!


Inhalt: Um fremde Schuld. Roman von W. Heimburg (14. Fortsetzung). S. 841. – Friedrich Mitterwurzer. Bild. S. 841. – Am Eisenhammer. Bild. S. 845 – Ein moderner Charakterspieler. Friedrich Mitterwurzer. Von Gerhard Ramberg. S. 847. (Mit Bild S. 841.) – Der Böse. Von Hermine Villinger. S. 848. Mit Abbildungen S. 84S und 850. – Ein Schwindelfest. S. 851. – Unterleibstyphus. Von Professor Dr. E. Heinrich Kisch. S. 851. – Unglückliche Werbung. Bild. S. 852. – Glückliche Werbung. Bild. S. 853. – Blätter und Blüten: Die Fürstin Johanna von Bismarck. S. 855. (Mit Bildnis S. 856.) – Ein schweres Brandunglück. S. 855. – Für Schule und Haus. S. 855. – Am Eisenhammer. S. 855. (Zu dem Bilde S. 845.) – Unglückliche und glückliche Werbung. S. 856. (Zu den Bildern S. 852 und 853 ) – Kleiner Briefkasten. S. 856.



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Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von Julius Klinkhardt in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1894). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1894, Seite 856. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1894)_856.jpg&oldid=- (Version vom 17.5.2023)
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