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Seite:Die Gartenlaube (1895) 043.jpg

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verschiedene: Die Gartenlaube (1895)

aus der Grube in Säcken oder Eimern heraufgeholt hatte, in einen offenen mit Wasser gefüllten Bottich geworfen und durch Umrühren mit Schaufeln von den erdigen Anhängseln befreit. Dann brachte man das Geröll ans Flußufer, wo jeder Digger seine eigene „Cradle“ oder Wiege hatte. Diese bestand aus drei übereinander gesetzten Sieben, durch welche das Geröll unter fortwährendem Wasserzuflusse geschüttelt wurde. In dem ersten blieben die größten Steine etwa bis zur Größe von Hühnereiern zurück, in dem zweiten solche bis zur Größe von Pflaumen, und in dem letzten die kleineren. Während die beiden ersten Sorten im Siebe mit der Hand durchsucht wurden, schüttete man die letzte auf den Sortiertisch, wo man sie mit einem „Scraper“ oder Schabeisen nach Diamanten durchsuchte. Von dem großen Haufen trennte man mit dem Scraper eine kleine mit dem Auge leicht zu musternde Partie ab, griff die etwa vorhandenen Diamanten heraus und strich das Wertlose unter den Tisch. Wir verweisen auf unsere Abbildung „Das Sortieren der Diamanten“ S. 46.

Caledonische Batterie.

In dieser Weise gräbt man noch heute am Vaalflusse nach Diamanten und findet in diesen „Flußdiggings“ wohl sehr schöne Steine vom reinsten Wasser, aber die Ausbeute war niemals besonders groß. Die weltberühmten Diamantenfelder lagen nicht am Ufer des Stromes, sondern auf der unfruchtbaren Hochebene zwischen dem Vaal und Oranje. Im Dezember des Jahres 1870 kam der Kaufmann und Digger Robinson nach der Farm Dutoitspan und fand hier unter Steinchen, welche Kinder gesammelt hatten, 22 kleine Diamanten. Er untersuchte die Gegend und es stellte sich heraus, daß der Lehm und Sand, aus denen die Hütte gebaut war, Diamanten enthielten. Sofort wandte sich ein Teil der Digger, die am Flusse arbeiteten, jener Gegend zu und schon im Laufe des Jahres 1871 wurden in der Nähe von Dutoitspan neue Diamantengruben entdeckt, deren Reichtum an Edelsteinen alle Erwartungen übertraf. Als die Digger von jener Hochebene Besitz ergriffen, erhoben sich da flache Hügel, die man Kopjes nannte; sie ragten nur wenige Meter über die Ebene empor, waren aber, wie die Erfahrung gelehrt hat, in ihrem Aufbau von den[WS 1] sie umgebenden Erd- und Gesteinsschichten durchaus verschieden. Ihr oberster Teil bestand aus einem eisenschüssigen, hochgradig zersetzten Gestein, das yellow ground genannt wird und eine Dicke von 6 bis 12 Metern aufweist; darauf folgt eine 2 bis 5 Meter starke dunkelbraune festere Masse, der rusty ground, und schließlich ein ganz eigenartiges schwärzlich grünes oder schwärzlich blaues Gestein, der blue ground. Zweifellos wurden diese Gesteinmassen durch vulkanische Kräfte aus dem Innern der Erde emporgehoben und bilden aufrecht stehende Säulen. An der Oberfläche der Erde sind sie am breitesten und werden um so schlanker, je tiefer man in sie eindringt. So beträgt z. B. der Durchmesser des Querschnittes der Kimberley-Kopje oben 167 Meter, in der Tiefe von 300 Metern dagegen nur 103 Meter. Höchstwahrscheinlich haben sich in diesen Gesteinsmassen die Diamanten während der Hitze der Eruption gebildet; denn nicht nur in dem obersten verwitterten Teile waren sie zu finden, sondern auch die ganze Masse des blue ground erwies sich diamantführend. Von diesen Kopjes sind besonders sechs berühmt geworden, die von Kimberley, de Beers, Bultfontein und Dutoitspan im Griqualand und Koffyfontein sowie Jagersfontein im Oranje-Freistaat.

Goldwaschen in Transvaal.

Das Leben und Treiben, das sich zu Anfang der siebziger Jahre auf diesen Kopjes entwickelte, war überall ziemlich dasselbe. War die Diamanthaltigkeit derselben festgestellt, so erfolgte sogleich dorthin ein „Rush“, d. h. ein plötzliches eiliges Zuströmen und eine Massenniederlassung von Diggers. Spekulanten kauften den Bauern die Farmen ab, auf denen die Kopjes lagen, und vermieteten einzelne Teile derselben an unternehmende Diggers[.] Die Kopje wurde in quadratische Grubenfelder von 31 Fuß oder 9,5 Metern Seitenlänge, also etwa 90 Quadratmetern Fläche geteilt. Ein solches Feld nannte man Claim (Anspruch) und ein Digger durfte höchstens zwei Claims ausbeuten; dagegen verkaufte man auch halbe und viertel Claims, ja dieser und jener versuchte wohl auch auf dem winzigen Raum von 1/16 Claim sein Glück. Die Arbeit auf den Kopjes gestaltete sich im Vergleich zu der am Vaalflusse verschieden; auf der dürren Hochebene fehlte es an Wasser zum Waschen der Erde und darum wurden diese Felder „dry diggings“, trockene Gruben, genannt. Das diamantenführende Gestein wurde in Säcken oder Eimern heraufgeholt, zerkleinert und dann trocken sortiert. Inmitten der diamanthaltigen Schicht stieß man aber oft auf gewaltige Felsblöcke, die keine Edelsteine bargen, die gesprengt und zerkleinert werden mußten, damit man sie fortschaffen und zur Diamantenader gelangen konnte. Und unter welchen Umständen mußten diese Arbeiten vollzogen werden! Die Diamantmine von Kimberley war oval gestaltet und ihr Durchmesser betrug an der Erdoberfläche 167 Meter. Auf diesem kleinen Raum waren an 3000 Claims vorhanden, und in jedem waren mehrere Arbeiter mit Schaufel und Picke, Sack und Eimer thätig. Anfangs konnte noch jeder mehr oder weniger bequem zu seinem Claim gelangen, da man zwischen den einzelnen Sektionen Wege gelassen hatte. Man ging dabei von der Ansicht aus, daß nur die obersten Erdschichten, wie dies in den anderen bis dahin bekannten Feldern der Fall war, Diamanten führten, und erwartete, daß die Diggers, nachdem sie den Boden mehrere Meter tief durchwühlt hätten, fortziehen würden. Da fand man aber zur freudigsten Ueberraschung, daß auch der blue ground edelsteinhaltig war, daß die Grube nach der Tiefe zu kein Ende nahm. Der Wert der Claims stieg dadurch ungemein; während man ursprünglich ein solches Grubenfeld schon gegen einen Pacht von 10 Mark monatlich erstehen konnte, stieg später der Preis von Claims, in denen besonders gute Funde gemacht wurden, ins Ungeheure. Es wurden für ein solches Grubenloch 10000, 50000, ja ausnahmsweise 200000 bis 300000 Mark bezahlt.

Je tiefer man indessen grub, desto sonderbarer wurde das Aussehen der Kopje. Sie war längst kein Hügel mehr, sondern ein tief ausgehöhlter Krater, um

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: dem
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1895). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1895, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1895)_043.jpg&oldid=- (Version vom 16.7.2023)
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