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Seite:Die Gartenlaube (1895) 277.jpg

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1895)

Nr. 17.   1895.
Die Gartenlaube.

Illustriertes Familienblatt. – Begründet von Ernst Keil 1853.
Abonnements-Preis: In Wochennummern vierteljährlich 1 M. 75 Pf. In Halbheften, jährlich 28 Halbhefte, je 25 Pf. In Heften, jährlich 14 Hefte, je 50 Pf.



Haus Beetzen.

Roman von W. Heimburg.

     (3. Fortsetzung.)

Jetzt regt sich die Gestalt neben der Bank und stürzt Ditscha entgegen. „Ditscha, meine Ditscha, welch’ ein Wiedersehen!“ stammelt Hans. Trotz der Kälte glüht er, den Hut hat er zurückgeschoben, und sein Atem keucht.

„Sag’s nur gleich,“ sagt er heiser, „Du willst mich verlassen, Du willst thun, was Dein Vater und der Alte drüben beschlossen – warum solltest Du denn auch nicht folgen? ’s sind ja Deine Vormünder, die Dir das sagen, und ich bin ein armer Kerl, der Dir weiter nichts bieten kann als seine Liebe und seinen ehrlichen Namen. Sag’ mir’s! Aber bei Gott, wenn Du mich verläßt, ich schieße mir eine Kugel vor den Kopf!“

Ditscha ist wie betäubt von dieser Raserei „Du weißt schon?“ stammelt sie.

„Eben unterwegs traf ich den Kerl mit dem Schreiben,“ stößt er hervor. „Was für ein Recht haben die Menschen, uns zu trennen? Was that ich Deinem Vater, daß er so ungerecht gegen mich ist? Aber natürlich, beeinflußt von dem – dem – von Deinem Onkel, und Du auch, sag’s nur gleich, mach’s kurz – –.“

„Ich habe das nicht sagen wollen,“ stottert sie und windet sich in seinen Armen.

Er hält sie um so fester. „Nicht, Ditscha, meine Engelsditscha? O, wenn Du mir treu bleibst, dann – dann müssen ja die Alten schließlich klein beigeben. Du bleibst mir treu, Du hältst aus bei mir, nicht, Ditscha?“ „Ja!“ sagt sie und macht sich endlich los.

„Ditscha,“ flüstert er an ihrem Ohr, „ich hätte mich auch – bei Gott – ich kann nicht leben ohne Dich!“

„O sag’ das nicht!“ spricht sie herzklopfend, „sag’ das nicht – – wenn’s nicht wahr wäre! Belüge mich nicht!“

„Es ist wahr!“ antwortet er laut.

„Es ist wahr?“ wiederholt sie. „Aber Du wirst warten müssen, vielleicht lange Zeit, ehe sich die geringste Besserung zeigt für unsere Aussichten; Du wirst keinen Brief von mir bekommen, Du wirst mich nicht sehen –“

„Oho!“ sagt er drohend.

„Ja – wie denn, Hans? Wo denn?“

„Es muß sich ein Ausweg finden,“ erklärt er.

„Es findet sich keiner,“ betont sie.

„Wir können uns doch treffen, wie jetzt, Ditscha?“

„Nein!“ antwortet sie kurz und wirft den Kopf zurück.

„Du liebst mich nicht, Sophie!“

Sie denkt nach, ob sie ihm das „Nein!“ so schroff hätte sagen können, wenn sie ihn wirklich liebte. „Doch!“ beharrt sie unsicher, „es ist unmöglich, ich darf Dich nicht sehen, Hans.“

Fröhliche Gäste.
Nach dem Gemälde von A. Eckardt.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1895). Leipzig: Ernst Keil, 1895, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1895)_277.jpg&oldid=- (Version vom 17.7.2023)
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