Verschiedene: Die Gartenlaube (1895) | |
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Nr. 31. | 1895. | |
Vater und Sohn.
Volkmar lag am Nachmittag auf seiner Chaiselongue; er hatte, wie er es gewohnt war, fast eine Stunde geschlafen, dann aber schon eine geraume Zeit mit wachen Sinnen dies und das durchdacht. Es war aber eine seiner Eigenheiten – woher kommen sie? wie entstehen sie? – daß er nach dem Erwachen die Augen oft noch lange geschlossen hielt, bis irgend ein unbewußter Reiz sie öffnete; dann erst fiel ihm ein: ich wache ja schon lange! – Es erging ihm auch heute so. Als er die Lider endlich hob und in das sinkende, dämmernde Licht sah, erschrak er fast: wenige Schritte von ihm stand sein Sohn, bei der Hängelampe am Tisch. Die jungen Augen waren auf ihn geheftet; sonderbar gespannt leuchteten sie aus dem farblos bleichen Gesicht. Es war, als stünd' er schon lange so. Was ist –? fragte Volkmar.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1895). Leipzig: Ernst Keil, 1895, Seite 517. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1895)_517.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2022)