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Seite:Die Gartenlaube (1896) 0079.jpg

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verschiedene: Die Gartenlaube (1896)

grüßt diese lichte Säulenhalle von ihrem gigantischen Unterbau herab auf den breit hinflutenden Strom, auf das weite fruchtbare Land, und nach Süden bis zu den fernen Eiszinnen der Hochalpen. Königliche Begeisterung für deutsche Kraft, für deutsche Geistesthat und deutschen Ruhm hat diesen Bau errichtet, in dessen schweigender Halle die Steinbilder unserer größten und besten Männer eine Heimstatt gefunden haben.

Donauufer und Befreiungshalle.
Die Befreiungshalle.

Andere Bilder erschließen sich, wenn wir Regensburg in der Richtung nach Westen verlassen. Eine stundenlange Fahrt mit dem Bahnzuge führt uns im breiten Donauthale aufwärts, unter schönen Ortschaften vorüber.

An der Sonnenseite des Stromthales liegen steinige Gehänge, wo einst, in den Tagen des Mittelalters, Weinbau getrieben ward. Jetzt ist er längst aufgegeben. Höher werden die Stromufer; wo in die Donau das in vielen Windungen einen beträchtlichen Teil von Bayern durchziehende Altmühl-Flüßchen sich ergießt, liegt die stille Landstadt Kelheim am Ausgang einer Felsenschlucht, durch welche die Donau sich ihren Weg gebahnt hat. In der Tiefe dieser Schlucht liegen mönchische Ansiedlungen: das stattliche Kloster Weltenburg (Abbildung S. 72 u. 73) und, ins felsige Stromufer wie ein Spielzeug eingeschmiegt, das Klösterl (Abbildung ebenda), ein Eremitenheim aus dem fünfzehnten Jahrhundert. Hoch droben aber, auf sonniger, waldumrauschter Höhe, weit über Thäler und Hügel schauend, ragt ein Bauwerk, das an stiller Größe, an reinem Adel seiner Formen noch über der Walhalla steht: die neben stehend abgebildete Befreiungshalle. König Ludwig I. von Bayern erbaute sie zur Erinnerung an die Befreiungskämpfe, die das deutsche Volk im Beginn unseres Jahrhunderts ausgefochten hat, und als dauernde Mahnung zur Eintracht. Schon die ganze Landschaft, über welche dieser mächtige Tempelbau hinschaut, ist von ergreifender Schönheit. Vereinen sich doch hier die grüne geheimnisvolle Poesie endlos sich hindehnender Wälder, in deren Dunkel Trümmer aus römischer Vorzeit liegen, die Tiefen romantischer Felsschlünde, durch welche die Sage hingeistert, ferne Ritterburgen auf felsigen Höhen, ein breites mächtiges Stromthal und endlich der wunderbare Blick in unendlich weite Fernen, wo kaum mehr sichtbare Bergketten traumhaft sich aufbauen! Im Innenraume dieses Baues aber grüßen uns überirdisch schöne Marmorgestalten; heilige Schauer wehen durch die mächtige Halle, in welcher menschliche Eitelkeit und Alltagsgedanken verstummen. Wer aus diesem Raume wieder hinaustritt in den Sonnenglanz, in dem das Donauthal tief drunten sich hinstreckt und die fernen Wälder duftig vergehen, der vergißt nie wieder den unbeschreiblichen Zauber dieser einsamen, weißen, von den edelsten Gedanken bewohnten Geisterburg.


„Vons.“

Erzählung von Hermine Villinger.

      (2. Fortsetzung.)

Die Expedition in den Lindenwipfel mit Gustl war für Eduard der Abschluß der Kinderzeit gewesen; wenn er in den Hof kam, hatte er mit Herrn Schneider zu reden, und Gustl hatte der Ehrgeiz erfaßt, es Eduard gleich zu thun und auch eine tüchtige Schülerin zu werden. Er war und blieb ihr Vorbild, aber noch in viel höherem Grade war sie das seine; sie hatte sich nach und nach die Erziehung, die ihm die Mutter gegeben, völlig zu eigen gemacht, und an ihr lernte er schätzen, was er eine Zeit lang verachten zu dürfen geglaubt hatte; ohne daß sie sich’s klar machten, suchten sie einander durch die Sorgfalt, mit der sie sich kleideten, durch die Höflichkeit und Nettigkeit ihres Betragens zu imponieren. Sprach sich Eduard in bittern Ausdrücken über seine Mutter aus, so wies sie ihn zurecht, schalt mit ihrem Vater, der ihm beistimmte, und stellte ihm vor: „Thät’s Dich freuen, wenn ich mich über Dich beklagte?“

„Ja, das ist auch ’was andres, was hast Du für einen Vater!“

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1896). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1896, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1896)_0079.jpg&oldid=- (Version vom 10.7.2023)
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