verschiedene: Die Gartenlaube (1896) | |
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Die Gartenlaube.
Der Krieg in Abessinien. In der Märzschlacht bei Metemneh im Jahre 1889 fand König Johannes, der Negus Negesti (Hauptkönig) des christlichen Abessiniens, einen ruhmvollen Tod im Kampfe gegen die fanatischen Mahdisten. Von den Ras oder Unterkönigen des Berglandes war Menelik von Schoa der mächtigste und schickte sich nun an, die Würde des Hauptkönigs zu erlangen. Klugerweise suchte er die Freundschaft Italiens, das an der Küste des Roten Meeres seine afrikanische Kolonie Erythräa gegründet hatte und auch Abessinien unter seine Schutzherrschaft zu stellen trachtete.
Wiederholt hatten sich bereits abessinische Waffen mit den italienischen gekreuzt, ohne daß einer der Gegner den entscheidenden Sieg errungen hätte. Menelik schloß Frieden mit Rom und erkannte scheinbar die Schutzherrschaft Italiens an. Er ließ sich mit allem Pomp krönen, und die Italiener ergriffen Besitz von den nördlichen Ausläufern des abessinischen Berglandes. Sie begannen mit emsiger Rührigkeit an der Zivilisierung des Landes zu arbeiten; sie bauten gute Straßen, befestigten die Städte, und italienische Ansiedler kamen nach Erythräa, um auf den Hochebenen Ackerbau und Viehzucht zu treiben. Diese Entwickelung der Kolonie wurde anfangs gar nicht durch einen diplomatischen Zwist berührt, der von Menelik in der Auslegung des Schutzvertrages heraufbeschworen wurde.
Da sollte im Jahre 1894 der Friede jäh gestört werden. Ras Mangascha, der Unterkönig der Landschaft Tigre und ein natürlicher Sohn Meneliks, empörte sich gegen die Herrschaft der Italiener. Der Aufstand wurde zwar mit bewaffneter Macht niedergeworfen und Tigre von den Italienern besetzt, aber Ras Mangascha floh zu seinem Vater und stachelte ihn sowie die anderen Unterkönige Abessiniens zum Kriege gegen Italien auf.
In der That sammelte Menelik ein starkes Heer und zog, von den Unterkönigen begleitet, gegen die italienischen Kolonialtruppen zu Felde. Die einzelnen Episoden dieses afrikanischen Krieges, dessen Ende noch nicht absehbar ist, erregten die Teilnahme der Welt weit über die Grenzen Italiens hinaus. Gegen Ende des vorigen Jahres begann die Entscheidung zu nahen, wobei die Italiener eine Reihe ehrenvoller Niederlagen erlitten. Anfang Dezember erhielten die abessinischen Scharen Fühlung mit dem südlichsten Posten der Italiener, einem etwa 1200 Mann starken Bataillon eingeborener Truppen, die von europäischen Offizieren und Unteroffizieren geführt wurden und unter dem Kommando des Majors Pedro Toselli standen. Am 7. Dezember wurde dieses Bataillon auf dem Tafelberge (Amba) Aladschi von 20000 Abessiniern unter Führung von Ras Makonnen und Ras Mikael angegriffen. Nach heldenmütigem Widerstand mußten die Italiener weichen, wobei Major Toselli fiel.
Nun rückte das abessinische Heer vor, und es galt, den Feind aufzuhalten, damit der Befehlshaber der Kolonialtruppen, General Baratieri, dieselben sammeln und dem Feinde gegenüber eine günstige Stellung einnehmen konnte. Diese Aufgabe fiel dem Major Giuseppe Galliano zu, der mit 1300 Mann Italienern und Eingeborenen Makalle gegen den andringenden Feind verteidigen sollte. Makalle ist die Hauptstadt der Landschaft Tigre. Hier ließ sich einst Negus Johannes von dem Piemontesen Naretti einen Palast erbauen, in dem später der von den Italienern vertriebene Ras Mangascha residierte. Beherrscht wird die Stadt durch das Fort Enda Jesu. Negus Menelik erschien vor Makalle an der Spitze von 70 000 Streitern, aber die tapfere Besatzung hielt das Fort vom 7. bis 21. Januar d. J. und schlug mit Todesverachtung mehrere Stürme ab. Erst als der letzte Wasservorrat erschöpft war, kapitulierte Galliano unter ehrenvollen Bedingungen. Es wurde ihm freier Abzug mit allem Kriegsmaterial bewilligt, und Ras Makonnen, der König der Landschaft Harrar, übernahm die Bürgschaft für sicheres Geleite der Verteidiger Makalles bis zu den italienischen Linien. Galliano, der für sein tapferes Verhalten zum Oberstlieutnant ernannt wurde, erreichte mit seiner Truppe glücklich Adigrat, wo General Baratieri mit der Hauptmacht der Kolonialtruppen Stellung genommen hatte. Dicht auf dem Fuße folgte aber ihnen das große Heer Meneliks, und nun stehen sich beide Heere gegenüber. General Baratieri verfügt über 30000 Mann, aber auch die Abessinier sind im Besitz von mindestens 40000 Gewehren und 25 schnellfeuernden Geschützen. Während wir diese Zeilen schreiben, ist es ungewiß, ob Menelik die entscheidende Schlacht wagen wird. Er hat inzwischen Friedensverhandlungen mit Baratieri angeknüpft, jedoch Forderungen gestellt, auf die Italien nicht eingehen konnte, so daß die Verhandlungen abgebrochen wurden. Im Interesse der Kultur ist es dringend zu wünschen, daß in Meneliks Rate die Besonnenheit siegen möchte; denn nicht nur weiteres Blutvergießen würde damit verhindert werden, sondern Abessinien könnte nur gewinnen, wenn es rückhaltlos die Schutzherrschaft Italiens anerkennen wollte.
Reinigen von Leuchtern. Nicht leicht lassen sich Wachs- und Stearinflecke von den silbernen Tafel- und Wandleuchtern entfernen, die unsere Gesellschaftstafel zierten. Ein Putzen vertreibt sie nicht und ein Abschaben verkritzelt das Silber. Man thut am besten, wenn man die Leuchter so lange langsam mit kochendem Wasser übergießt, bis sich die Flecke gelöst haben. Man braucht die Leuchter dann nur einfach mit einem Ledertuche trocken zu reiben, und wenn es nötig erscheint, noch mit Silberseife nachzuputzen, um sie wieder in altem ungetrübtem Glanze erstehen zu lassen. L. H.
verschiedene: Die Gartenlaube (1896). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1896, Seite 148a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1896)_0148_a.jpg&oldid=- (Version vom 30.8.2024)