Zum Inhalt springen

Seite:Die Gartenlaube (1896) 0180 a.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Die Gartenlaube (1896)

0


Die Gartenlaube.

Beilage zu No 11. 1896.


Die „goldene Kanone“ im Königlichen Zeughause zu Berlin. Die berühmte Waffensammlung des Berliner Zeughauses wurde neuerdings durch ein seltenes und wertvolles Stück bereichert, durch eine sogenannte „goldene Kanone“, die durch Tausch aus der Sammlung Hamburgischer Altertümer erworben wurde. Die Kanone ist ein Prachtstück, so schön und fein gearbeitet, wie man es bei Geschützen höchst selten antrifft. Das 3 m lange schlanke Rohr glänzt in starker Feuervergoldung und ist mit verschiedenen Ziselierungen geschmückt, während das Bodenstück, wie dies auf unserer oberen Abbildung zu sehen ist, aus einem Elefantenkopf besteht. Nicht minder schön ist die Lafette, deren eichener Holzkern mit rötlich schimmerndem Birnbaumholz fourniert ist. Die Beschläge, Pfannendeckel u. s. w. bestehen aus lichtem Eisen, das mit herrlich geätzten Blumenornamenten überzogen ist. Zweimal kommt in denselben die bisher unerklärte Marke des Aetzers: „H. R. M. 1643.“ vor. Einzig in ihrer Art ist die Beschaffenheit des Rohres; es hat 65 mm Seelendurchmesser, besteht aus Kupfer und besitzt als Füllung einen Cylinder aus Kiefernholz, der seinerseits der Dichtung wegen mit Leder umgeben ist. Eine zweite ganz gleiche goldene Kanone befindet sich noch in Hamburg.

Von wem und zu welchem Zwecke wurden wohl diese Geschütze angefertigt? Mit Sicherheit konnte bisher nur ermittelt werden, daß dieselben „lange vor 1675“ einem Hamburger Kaufmann wegen einer Schuld von 12000 Reichsthalern abgepfändet wurden. Man nimmt ferner an, daß höchst wahrscheinlich der Große Kurfürst die beiden Prachtgeschütze in Holland bestellt habe und daß dieselben auf dem Transport in Hamburg abgepfändet wurden. Hoffentlich bringen weitere Forschungen mehr Licht in die Frage nach der Herkunft dieser Meisterstücke des Kunsthandwerks aus dem 17. Jahrhundert.

Die „goldene Kanone“ im Königlichen Zeughause zu Berlin.  


Ein neues Verfahren zum Konservieren der Eier. Ueber Grundsätze für richtige Aufbewahrung der Eier haben wir im Jahrgang 1894 unseren Lesern berichtet. Wir teilten damals mit, daß es Dr. Zörkendörfer gelungen sei, wichtige Aufschlüsse über den Vorgang beim Verderben der Eier zu ermitteln. Die Spaltpilze, welche dasselbe verursachen, brauchen alle zu ihrer Entwickelung sauerstoffhaltige Luft; hält man diese fern, so kann im Ei selbst keine Zersetzung stattfinden, da die betreffenden Bakterien sich nicht entwickeln können. Schon damals hat Dr. Zörkendörfer darauf hingewiesen, daß zum Konservieren von Eiern Ueberziehen derselben mit Lack oder Firnis genüge; allein es mußte gleichzeitig festgestellt werden, daß der Geschmack der Eier bei einem derartigen Ueberzuge leide. Auch konnte es keinem Zweifel unterliegen, daß erst ein völliges Abtöten der Bazillen Sicherheit für die Haltbarkeit der Eier böte. – Auf diesen Erfahrungen baut sich ein neues zum Patent angemeldetes Verfahren auf, das von Otto Leupold in Stuttgart erfunden ist. Leupold wendet eine Konservierungsflüssigkeit an, der ein fäulniswidriges, antiseptisches Mittel zugesetzt ist, mittels dessen die in der Schale vorhandenen Bakterien abgetötet werden sollen, wodurch, wie gesagt, die Sicherung der Eier vor Verderbnis bedeutend erhöht würde. – Wie aus unserer Abbildung (vergl. Fig. 1) ersichtlich ist, besteht der dabei zur Verwendung gelangende Apparat aus einem Blechgefäß, in das ein Drahtgestell hineinpaßt. Die Eier werden in die Ringe des Gestells hineingestellt und dasselbe in das Blechgefäß gesetzt. Alsdann übergießt man die Eier mit der Konservierungsflüssigkeit, die in einer Blechflasche beigegeben wird. Unmittelbar darauf hebt man das Drahtgestell langsam aus der Flüssigkeit empor und hakt es über dem Topfe ein, wie es in Fig. 2 dargestellt ist. Die Flüssigkeit tropft ab und die Eier werden rasch trocken. Nach zwei Minuten taucht man die Eier zum zweitenmal, hebt sie sofort wieder empor und hängt das Gestell wieder am Bügelhaken ein. In fünf bis sechs Minuten sind die Eier so trocken, daß man sie weglegen und in Kleie für den Winter aufbewahren kann. Auf diese Art konservierte Eier können nach Monaten roh oder gekocht verwendet werden; sie zeigen dabei ein ähnliches Verhalten wie frische. In einem Gutachten des Chemischen Laboratoriums für gewerbliche Untersuchungen an der königlichen Zentralstelle für Gewerbe und Handel in Stuttgart heißt es u. a.: „Ein an das Konservierungsmittel erinnernder Geruch oder Geschmack konnte beim Genuß derselben nicht wahrgenommen werden; ebensowenig ließ sich durch die chemische Untersuchung der Eier ein Durchdringen des Konservierungsmittels in das Innere derselben konstatieren.“ Sollte sich die neue Methode der Eierkonservierung im praktischen Leben in der That bewähren, dann wäre der volkswirtschaftliche Gewinn zweifellos sehr groß, abgesehen von der Annehmlichkeit, auch im Winter frische und wohlschmeckende Eier zur Verfügung zu haben.

Fig. 1.   Fig. 2.
Der Eierkonservierungsapparat „Ovator“.

Hauswirtschaftliches.

Apfelsinenschalenkonfekt. Während mehrerer Tage werden die möglichst dünn abgeschälten Apfelsinenschalen wiederholt mit frischem Wasser übergossen, damit ihnen der Bitterstoff möglichst entzogen wird. Am vierten Tage kocht man sie in Wasser sehr weich, drückt sie gut aus und wiegt sie nun so fein wie möglich. Dann kocht man gleiches Gewicht bester Raffinade mit etwas Wasser bis zum Faden, thut die Schalen hinein und kocht beides einmal auf. Ein Brett wird mit feinem Puderzucker bestreut und auf diesem werden von der Marmelade kleine Kugeln geformt, die man mit einem Rollholz platt drückt und auf einem anderen, ebenfalls mit feinem Zucker bestreuten Brett trocknen läßt. Man bewahrt die Apfelsinenpasten in kleinen Schachteln auf, in denen sie sich lange halten. Ihr Geschmack ist sehr fein und ihr Genuß magenstärkend. L. H.     

Ausbessern schadhaft gewordener Kautschukkleider. Nicht selten kommt man beim Ausbessern schadhaft gewordener Kautschukkleider dadurch in Verlegenheit, daß sich am Wohnorte niemand befindet, der sich mit solchen Arbeiten befaßt – man ist auf sich selbst angewiesen. In solchen Fällen nehme man ein dünnes Guttaperchablatt, wie es zum Verbinden von Wunden oder zum Feuchthalten von Umschlägen vielfach gebraucht wird und daher in jeder Apotheke zu haben ist, schiebe dasselbe zwischen die zu flickenden Teile und fahre behutsam mit einem nicht zu heißen Bügeleisen über die Flickstelle. – Da sich ferner das Kautschuk in Benzin auflöst, beziehungsweise erweicht, so läßt sich auch in vielen Fällen der Zweck erreichen, wenn man die Ränder des Risses schwach mit Benzin betupft und danach aneinander preßt, bis das Benzin verdunstet ist.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1896). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1896, Seite 180a. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1896)_0180_a.jpg&oldid=- (Version vom 3.5.2024)
OSZAR »