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Seite:Die Gartenlaube (1896) 0240.jpg

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verschiedene: Die Gartenlaube (1896)

Der siebzigste Geburtstag des Herzogs Georg II. von Sachsen-Meiningen wird am 2. April in seinen Landen mit aufrichtiger Teilnahme begangen. Das Herzogtum hat seiner Regierung Zeiten friedlicher Blüte und gar manche Förderung der allgemeinen Interessen zu danken; der Herzog hat die Residenzstadt Meiningen erweitert und verschönert und einem ihrer Kunstinstitute, dem Hoftheater, einen Weltruhm verliehen, an welchem sein persönliches Verdienst bedeutenden Anteil hat. Herzog Georg II. wurde am 2. April 1826 als einziger Sohn des Herzogs Bernhard II. zu Meiningen geboren. Ehe er seine militärische Laufbahn in der preußischen Garde begann, besuchte er die Universitäten Bonn und Leipzig. Im Gegensatz zu seinem Vater widerstrebten seine Gesinnungen nicht der nationalen Politik, welche 1866 den Norddeutschen Bund ins Leben rief, und als der Vater dem Beitritt zu diesem die Abdankung vorzog, übernahm Georg die Regierung. 1867 zum General der Infanterie der preußischen Armee ernannt, begleitete er während des deutsch-französischen Krieges das 95. Regiment, dessen Chef er ist, in allen Kämpfen bis zur Einschließung von Paris. In den folgenden Friedensjahren widmete er nach seiner Vermählung mit der Schauspielerin Helene Franz, die er zur Freifrau von Heldburg erhob, ein Hauptinteresse der Ausführung des Planes, das Meiningensche Hoftheater zu einer Musteranstalt auf dem Gebiete der Darstellung unserer klassischen Dramen zu machen. Die Gastspiele desselben auf den hervorragenden Bühnen Deutschlands und auch im Ausland fanden die allgemeinste Anerkennung, und in Bezug auf historische Ausstattung und lebensvolles Zusammenspiel haben sie weithin als Vorbild gewirkt. Aus seiner ersten Ehe mit Prinzessin Charlotte, der Tochter des Prinzen Albrecht von Preußen, stammt der Erbprinz Bernhard, der, seit 1878 mit Prinzessin Charlotte von Preußen, einer Tochter des späteren Kaisers Friedrich, vermählt, gegenwärtig als kommandierender General des 6. preußischen Armeecorps in Breslau lebt. Von seinen weiteren drei Kindern ist der zweite Sohn, Prinz Ernst, mit einer Tochter des bekannten Schriftstellers Wilhelm Jensen verheiratet und lebt mit dieser in Florenz.

Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen.
Nach einer Aufnahme von Reichard u. Lindner, Königl. Hofphotographen (Inhaber J. Reichard) in Berlin.

Hünengräber. (Zu dem Bilde S. 233.) Ein seltsam gefügtes und angeordnetes Steinwerk führt uns der Künstler in seinem stimmungsvollen Bilde aus der Lüneburger Heide vor. Wir erkennen einen gewaltigen Steinblock, der an einem Ende von zwei kleineren Blöcken unterstützt wird, mit dem andern anscheinend unmittelbar dem Erdreich aufliegt. Ein Kreis aufrechtstehender Steine bildet seine nächste Umgebung. Solche Steinwerke findet man ziemlich zahlreich in weiten Gebieten der norddeutschen Tiefebene und das Volk weiß wohl, daß sie Grabdenkmäler darstellen. Oft hat man unter ihnen in der That aus Steinen zusammengefügte Grabkammern gefunden. Beim Oeffnen derselben kamen verwitterte menschliche Gebeine, Urnen mit Ueberresten halbverbrannter Leichen und allerlei Schmuck und Geräte zum Vorschein. Welches Volk hat wohl diese wunderbaren Gräber errichtet? Die Phantasie der schlichten Landbewohner war um eine Deutung der Funde nicht verlegen. Ein Geschlecht von Riesen soll nach der Sage einst in Deutschland gehaust und seine Toten in dieser Weise bestattet haben. Darum heißen auch jene Steine im Volksmunde Riesenkeller, Riesenstuben, Riesenbetten oder Hünengräber.

Die wissenschaftliche Untersuchung der uralten Grüfte hat jedoch diese Sage nicht bestätigen können. Aus den Gebeinen erkannte man, daß jenes Volk nicht größer und stärker gebaut war als die Menschenrassen, die heute noch Europa bewohnen. Leider aber vermochte die Forschung an Stelle der Volkssage keine bestimmte Erklärung zu setzen. Wohl versuchte man, aus den Funden, die in den Grabkammern gemacht wurden, auf deren Alter zu schließen, aber da häuften sich nur die Schwierigkeiten; denn unter diesen Felsblöcken liegen neben menschlichen Gebeinen Geräte aus den verschiedensten Epochen der Urgeschichte des Menschen. Neben Münzen aus römischer und byzantinischer Zeit hat man Schmuck und Geräte zu Tage gefördert, die aus der Bronzeepoche und selbst aus dem Steinzeitalter stammen.

Schwieriger wurde noch die Deutung, als man eine Uebersicht über die geographische Verbreitung der Hünengräber gewann. Man begegnet ihnen nicht allein in Norddeutschland; außerordentlich zahlreich sind sie in England und auf den Orkney- und Shetlandinseln vertreten; zu Hunderttausenden lagern sie in den weiten Steppen Rußlands und des nördlichen Asiens; groß ist ihre Anzahl in Frankreich; sie umsäumen die Küsten Nordafrikas, fehlen nicht in Palästina und wurden auch in Indien gefunden. Ursprünglich wollte man die Schaffung dieser stets nach einem gleichen Plane errichteten Gräber einem unbekannten Volke zuschreiben, das in vorgeschichtlicher Zeit schon ausgestorben wäre und als Spuren seiner Wanderungen durch weite Länder die Steingräber zurückgelassen hätte. Aber diese Deutung ist weiter nichts als eine geistreiche Hypothese, eine Annahme, die durch überzeugende Beweise nicht gestützt werden kann. Viel glaublicher klingt eine andere Erklärung. Demnach wären diese Steingräber nicht von einem einzigen „Hünenvolke“ errichtet worden, sondern in alten Zeiten hätten viele Völker die Sitte gehabt, ihre Toten in solchen Grüften zu bestatten. Jahrtausendelang hätte diese Sitte bestanden und wäre erst in den Anfängen der uns durch Überlieferung bekannten geschichtlichen Zeit aufgegeben worden. Befriedigend ist auch diese Erklärung keineswegs. Immer noch webt über den Hünengräbern das Geheimnis; wir sehen die Steindenkmäler, die in grauer Vorzeit errichtet wurden, wissen aber nichts von den längst verschollenen Geschlechtern, deren Leid und Ruhm sie verewigen sollen! *      

Frühlingsregen. (Zu unserer Kunstbeilage.) Frühlingsregen – laues Getröpfel, flüchtig vorübergehend wie die Thränen der Jugend! Gleich wird die Sonne wieder durchs Gewölk brechen, dann duften die frischbetauten Fliederbüsche in den Vorgärten der Villenstraße doppelt süß, und die hübsche Sechzehnjährige freut sich im Vorübergehen über den neuen Sonnenschein, sie selbst ebenso frisch und herzerfreuend wie Blütenzweige und Himmelsblau! Es herrscht Lenz im Leben, Lenz in der Natur: was kann es auf der Welt Schöneres geben? Bn.     


Ohne uns keine Ostern!
Nach der Originalzeichnung von Jos. Ben. Engl.


manicula 0Hierzu die Kunstbeilage IV: „Frühlingsregen.“ Von J. R. Wehle.

Inhalt: [ Hier z. Zt. nicht dargestellt. ]



Herausgegeben unter verantwortlicher Redaktion von Adolf Kröner. Verlag von Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig. Druck von Julius Klinkhardt in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1896). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1896, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1896)_0240.jpg&oldid=- (Version vom 12.7.2023)
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